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01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut

Titel: 01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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passiert ist, kann man ja... ich meine, es könnte doch jeden erwischen, nicht wahr? Wir haben Angst, die Kinder aus den Augen zu lassen. Es ist einfach zu beunruhigend.« Maureen seufzte und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Kincaid merkte, daß es ihm leid tat, ihre robuste Lebensfreude so gedämpft zu erleben.
      »Sie haben sicher recht«, tröstete er sie. »Ich würde genauso handeln.«
      »Ja? Wir wollen unsere Woche hier vielleicht verkaufen oder gegen einen anderen Ort eintauschen. Ich glaube nicht, daß ich mich hier je wieder richtig wohl fühlen kann. Haben Sie...«
      »Nein. Nichts Eindeutiges.« Kincaid beantwortete die Frage, die sie nicht formuliert hatte, und stellte die, welche ihm zu schaffen machte. »Haben Sie Hannah heute morgen schon gesehen, Maureen?«
      »Ja, aber ich habe nicht mit ihr gesprochen.«
      »W...«
      »Wir haben gerade die erste Ladung zum Auto runtergetragen. Es war bestimmt vor mindestens einer Stunde. Sie wissen vielleicht, wie das ist, wenn man mit Kindern reist - man fragt sich, wie man das viele Zeug überhaupt ins Auto gebracht hat...«
      »Maureen.« Kincaid versuchte, sie wieder zum Thema zurückzubringen.
      »Naja, also ich kam gerade aus dem Haus, als sie wegfuhr. Sie hat mir zugewinkt. Und ich habe zurückgewinkt, nur hatte ich die Arme leider voller Lego.« Sie lächelte. »Emma hat mir dann geholfen, sie wieder einzusammeln.«
      »Emma?«
      »Sie kam gerade herein, als ich hinausging. Vielleicht hat sie mit Hannah gesprochen.«
      »Danke, Maureen. Ich werde sehen, ob ich sie finden kann.« Kincaid lächelte ihr liebevoll zu. »Viel Glück.«
      Er hatte schon einen Schritt zur Treppe gemacht, als Maureen ihn an der Schulter faßte und zurückhielt. »Passen Sie auf sich auf«, sagte sie leise. Dann hob sie sich auf die Zehenspitzen und küßte ihn mit warmem Druck ihrer Lippen auf die Wange.
      Er fühlte sich auf merkwürdige Weise getröstet.
     
    Emma fand ihn, bevor er sie fand. Jeder, dachte Kincaid, schien ihn an diesem Morgen zu suchen, nur die nicht, die er am dringendsten finden wollte.
      Sie trafen sich im Vorsaal. Emma nickte ihm mit kurzer, scharfer Kopfbewegung zu, als sei er auf ihren Befehl erschienen. Das Nicken jedoch schien nur ein letztes Relikt ihrer barschen Unverwüstlichkeit zu sein. Sie sah erschöpft aus und irgendwie so - Kincaid suchte nach dem rechten Wort -, als sei sie aus dem Leim gegangen. Ihr Rücken war krumm, wie er ihn nie gesehen hatte, und selbst das eisengraue Haar hing schlaff und strähnig herab.
      »Gehen wir hinaus, ja?« Ihre Stimme hatte, wie er erleichtert feststellte, nichts von ihrer Kraft eingebüßt.
      Emma führte ihn auf die Veranda hinaus und hob ihr Gesicht einen Moment der Sonne entgegen. »Yorkshire hat beschlossen, uns noch einen schönen Herbsttag zu gönnen, ehe wir abreisen. Für morgen ist Regen angesagt. Wußten Sie«, sagte sie, sich ihm zuwendend, »daß morgen Sebastians Beerdigung ist? Und ich lasse Penny jetzt nach Hause überführen. Man hat die Leiche freigegeben.« Ihre Schultern fielen schlaff herab. »Ich fahre morgen nach dem Trauergottesdienst nach Hause. Ich muß Pennys Beerdigung vorbereiten.«
      Mehr als der Schmerz um die Schwester schien auf Emma zu lasten - der Wunsch, für Penny das zu tun, was sie für notwendig und angemessen hielt, das Bedürfnis, ihr ein letztes Lebewohl zu sagen.
      »Ich wußte gar nichts von Sebastians Beerdigung. Ich komme auch.« Und er würde dafür sorgen, daß Angela Frazer ihn begleitete. »Emma, Maureen sagte mir, daß Sie vielleicht heute morgen mit Hannah gesprochen haben, ehe sie weggefahren ist.«
      »Ja, das stimmt.«
      »Was hat sie gesagt? Ich meine«, erklärte er ungeduldig, »hat sie gesagt, wohin sie wollte? Und warum?«
      »Ich würde doch meinen, das Warum liegt auf der Hand«, versetzte Emma mit einer gewissen Schärfe. »Wenn mich jemand die Treppe hinunter gestoßen hätte, würde ich in noch weitere Fernen verschwinden.«
      »In noch weitere Fernen als wohin?«
      »Sie hat gesagt, sie wolle sich die Wasserfälle ansehen, solange das Wetter noch hält. Sie sei schließlich im Urlaub, und zum Teufel mit Ihnen allen. So ungefähr hat sie’s ausgedrückt.«
      »Was für Wasserfälle?« fragte Kincaid.
      »Aysgarth, vermute ich. Oben in Wensleydale. Das sind hier in der Gegend die einzigen größeren Wasserfälle.« Emma streckte den Arm nach dem Türgriff aus,

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