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0,1 % - Das Imperium der Milliardäre

0,1 % - Das Imperium der Milliardäre

Titel: 0,1 % - Das Imperium der Milliardäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Jürgen Krysmanski
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zwischen Sprache und sozialer Kontrolle, die neuen Mechanismen der Geopolitik, geopolitische Weltbilder des Militärs, die Rolle von Geldmacht. Und als letztes Beispiel noch ein Symposium »Spatial Mobility of Knowledge« (2010) 42 mit Themen wie »Wissen und die Eigenart der City-Räume«, »Netzwerke in der Wissenschaft«, »Verborgene Wege des Wissenstransfers« und schließlich sogar »Die Expatriierung der Weltmetropolen« mit dem oben schon erwähnten Jonathan V. Beaverstock.
    Das alles sind Themen und Fragestellungen, die ich im Umfeld des Superreichtums bislang nirgendwo anders entdeckt habe. Wir werden allerdings gleich noch sehen, wie einige Silicon-Valley-Milliardäre hinsichtlich der Perspektiven einer informatisierten Wissenschaftnoch über das Ziel hinausschießen. Der typische Umgang des Superreichtums mit den Wissenschaften besteht aber vor allem darin, sich durch Förderung der medizinischen Forschung biologische, durch Förderung bestimmter Technologien monetäre und durch Förderung bestimmter Geistes- und Sozialwissenschaftler ideologische Vorteile zu verschaffen. Und dann gibt es ja noch superteure Varianten der Hobbyforschung. Dies spiegelt sich in Kultfilmen wie Contact (siehe Seite 147 f.) und neuerdings Ridley Scotts Prometheus . Im wirklichen Leben fällt einem wohl als erster Richard Branson ein mit seinen Ballon-, U-Boot- und demnächst Weltraumexpeditionen. Ich bin auf ein anderes Beispiel gestoßen.
    Da gibt es eine geheimnisvolle, anonym bleibende mexikanische Milliardärsfamilie, die sich der Erforschung der Ozeane verschrieben hat. Zu diesem Zweck ließ sie sich ein Expeditionsschiff bauen, das auf den Meeren seinesgleichen sucht. Es wird um die 200 Millionen Dollar gekostet haben – eine Summe, aus deren jährlichem Dividendenertrag allein man ein gewöhnliches Forschungsinstitut mit dreißig Wissenschaftlern kontinuierlich betreiben könnte. »Pegaso« ist eine Luxusyacht mit transpazifischer Reichweite, Eisklasse, mit militärtauglichem Navigationssystem, Labor- und Dokumentationseinrichtungen, einem U-Boot für fünf Personen, allen möglichen ozeanographischen Gerätschaften, einer kommerziellen Ansprüchen genügenden Hubschrauberplattform und so weiter. Es kann 10 000 Seemeilen nonstop mit einer Geschwindigkeit von siebzehn Knoten zurücklegen und hat bequem Platz für 32 Personen: Eigner (mit eigenem Fahrstuhl) und Familie, Wissenschaftler, Crew. 43 Der langjährige Kapitän der Yachten der Familie sagt: »Man hat die ›Pegaso‹ als die neue ›Calypso‹ bezeichnet, das berühmte Forschungsschiff von Jacques-Yves Cousteau. Das sind große Schuhe, aber wir versuchen es in seinem Geiste. Der Unterschied ist, dass unsere unerschrockenen Forscher sich nach dem Plumps in die Tiefe im Wellness-Pool räkeln können.« 44
    Singularity University
    Aber da ist ja noch Silicon Valley und das »im Rahmen der Naturgesetze« (Dietmar Dath) explodierende Reich der Möglichkeiten. »SingularityUniversity: Meet the people who are building our future«, schreibt The Guardian. »Man nehme Spitzendenker aus Silicon Valley und der Wissenschaft, mixe sie mit Erfindern und ›Philanthro-Kapitalisten‹, und schon hat man die Singularity University mit der Mission, technologische Lösungen für die größten globalen Herausforderungen zu suchen.« Wenige Initiativen dort – auch nicht TED (Technology, Entertainment, Design; siehe Seite 150) – können mit der »Singularity University« mithalten. Drei der wichtigsten dot.com-Milliardäre – Bill Gates, Larry Page (Mitgründer von Google, Vermögen: sechzehn Milliarden Dollar) und Sergey Brin (Mitgründer von Google, sechzehn Milliarden Dollar) sind Sponsoren dieser Privatuniversität, die aus Tausenden Bewerbern, die bereit sind, jeweils für einen zehnwöchigen Kurs 25 000 Dollar auszugeben, jährlich achtzig »Studenten« auswählt. Die Privatuniversität versteht sich als Think-Tank der technologischen Elite und zugleich als ihr globaler Botschafter. Google und Microsoft waren an der Gründung beteiligt, die NASA stellte den Campus zur Verfügung. Der Terminus »singularity« schwirrt seit längerem in der Science-Fiction-Literatur herum und ist von dort auch vom Mitgründer Ray Kurzweil, der als der Hauptideologe des Unterfangens gilt, übernommen worden. Letztlich bezeichnet in diesem kalifornischen Milieu die Vorstellung eines singulären historischen Ereignisses jenen Punkt in der Entwicklung, »an dem Computerintelligenz die

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