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01_Der Fall Jane Eyre

01_Der Fall Jane Eyre

Titel: 01_Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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ehrenhaft entlassen worden, mit
    einem Orden als Beweis. Sie hatten von mir erwartet, bei
    Rekrutierungsveranstaltungen Vorträge über Tapferkeit und Effizienz
    zu halten, doch ich hatte sie enttäuscht. Ich ging zu einem
    Bataillonstreffen, weiter nichts; ich hatte unwillkürlich nach
    Gesichtern gesucht, die gar nicht da sein konnten.

    - 27 -
    Auf dem Foto stand Landen links von mir und umarmte mich und
    einen zweiten Soldaten, meinen Bruder, seinen besten Freund. Landen
    hatte zwar ein Bein verloren, war aber glücklich heimgekehrt. Mein
    Bruder war immer noch da draußen.
    »Wer ist das?« fragte Paige, die mir über die Schulter geblickt hatte.
    »Boah!« kreischte ich. »Mußt du mich unbedingt so erschrecken?«
    »Tut mir leid. Die Krim?«
    Ich reichte ihr das Foto, und sie betrachtete es eingehend. »Das muß
    dein Bruder sein – ihr habt dieselbe Nase.«
    »Ich weiß, wir haben sie immer abwechselnd getragen. Ich war
    montags, mittw…«
    »… dann muß der andere Landen sein.«
    Ich drehte mich um und sah sie stirnrunzelnd an. Ich redete nie mit
    Fremden über Landen. Das war Privatsache. Ich haßte das Gefühl,
    daß sie mir nachspionierte.
    »Woher weißt du von Landen?«
    Als sie den Zorn in meiner Stimme bemerkte, zog sie lächelnd eine
    Augenbraue hoch. »Du hast mir selbst von ihm erzählt.«
    »Ach ja?«
    »Allerdings. Du hast zwar gelallt und fast nur dummes Zeug
    geredet, aber es ging eindeutig um ihn.«
    Ich zuckte zusammen. »Bei der Weihnachtsfeier letztes Jahr?«
    »Oder vorletztes. Du warst aber beileibe nicht die einzige, die gelallt
    und dummes Zeug geredet hat.«
    Ich warf noch einen Blick auf das Foto. »Wir waren verlobt.«
    Mit einem Mal wirkte Paige verlegen. Verlobte von der Krim waren
    ein äußerst heikles Thema. »Ist er … äh … heimgekehrt?«
    »Größtenteils. Er hat ein Bein zurückgelassen. Wir haben uns aus
    den Augen verloren.«

    - 28 -
    »Wie heißt er mit Nachnamen?« erkundigte sich Paige; endlich
    erfuhr sie etwas über meine Vergangenheit.
    »Parke-Laine. Landen Parke-Laine.« Ich konnte mich nicht
    entsinnen, wann ich seinen Namen das letzte Mal laut ausgesprochen
    hatte.
    »Parke-Laine? Der Schriftsteller?«
    Ich nickte.
    »Gutaussehender Typ.«
    »Danke«, sagte ich artig, ohne recht zu wissen, weshalb. Ich legte
    das Foto in die Schreibtischschublade zurück. Paige schnippte mit den
    Fingern, als ihr wieder einfiel, was sie eigentlich von mir wollte.
    »Du sollst zu Boswell kommen«, verkündete sie.
    Boswell war nicht allein. Ein Mann um die vierzig erwartete mich
    und stand auf, als ich hereinkam. Er hatte eine lange Narbe im
    Gesicht. Boswell druckste einen Augenblick herum, warf hüstelnd
    einen Blick auf seine Armbanduhr, schob wichtige Termine vor und
    ging hinaus.
    »Polizei?« fragte ich, als wir allein waren. »Ist ein Verwandter
    gestorben oder so?«
    Der Mann schloß die Jalousien, damit wir gänzlich ungestört waren.
    »Nicht daß ich wüßte.«
    »SO-1?« Ich rechnete fest mit einem Rüffel.
    »Ich?« erwiderte der Mann. Seine Verwunderung war nicht gespielt.
    »Nein.«
    »LitAg?«
    »Warum setzen Sie sich nicht?«
    Er bot mir einen Platz an und ließ sich dann auf Boswells großem
    Eichendrehstuhl nieder. Er klatschte einen gelbbraunen Ordner mit
    meinem Namen auf den Schreibtisch. Die Akte war erstaunlich dick.
    »Geht es darin nur um mich?«

    - 29 -
    Er ignorierte meine Frage. Statt den Ordner aufzuschlagen, beugte er
    sich vor und fixierte mich, ohne zu blinzeln. »Wie beurteilen Sie den
    Fall Chuzzlewit ?«
    Ich starrte unwillkürlich auf seine Narbe. Sie zog sich von der Stirn
    bis zum Kinn und war ähnlich klein und unauffällig wie die
    Schweißnaht eines Schiffsbauers. Sie zerrte an seiner Oberlippe, doch
    davon abgesehen war sein Gesicht eigentlich recht hübsch; ohne die
    Narbe wäre es vielleicht sogar schön gewesen. Mein Benehmen war
    taktlos. Instinktiv hob er die Hand, um die Narbe zu verdecken.
    »Kosake vom feinsten«, scherzte er gequält.
    »Das tut mir leid.«
    »Nicht nötig. Sie ist schließlich kaum zu übersehen.«
    Er schwieg einen Augenblick.
    »Ich arbeite für SpecOps-5«, verkündete er zögernd und zeigte mir
    eine polierte Marke.
    »SO-5?« stieß ich hervor, außerstande, mein Erstaunen zu
    verbergen. »Was treibt ihr da eigentlich genau?«
    »Das ist geheim, Miss Next. Ich habe Ihnen die Marke nur gezeigt,
    um Ihnen klarzumachen, daß Sie offen mit mir reden können und sich
    über die

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