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01_Der Fall Jane Eyre

01_Der Fall Jane Eyre

Titel: 01_Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Wir verfolgen einen Verdächtigen so lange,
    bis wir ihn gefunden und außer Gefecht gesetzt haben, und widmen
    uns dann dem nächsten. SO-4 macht mehr oder weniger dasselbe; nur

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    daß sie hinter anderen Dingen, äh, Personen her sind. Sie wissen
    schon. Jedenfalls war ich heute morgen in Gad’s Hill, Thursday – ich
    darf Sie doch Thursday nennen? – und habe den Tatort persönlich in
    Augenschein genommen. Der Dieb des Chuzzlewit -Manuskriptshat
    keinerlei Fingerabdrücke hinterlassen, es gibt keine Hinweise auf
    einen Einbruch, und auf den Überwachungsvideos ist auch nichts zu
    sehen.«
    »Das ist nicht viel.«
    »Im Gegenteil. Das hat meinen ursprünglichen Verdacht bestätigt.«
    »Haben Sie Boswell davon erzählt?« fragte ich.
    »Warum sollte ich? Uns geht es nicht um das Manuskript, uns geht
    es um den Mann, der es gestohlen hat.«
    »Nämlich?«
    »Ich kann Ihnen den Namen nicht sagen, aber ich kann ihn für Sie
    aufschreiben.« Er zückte einen Filzstift, schrieb »Acheron Hades« auf
    einen Notizblock und hielt ihn mir hin.
    »Kommt Ihnen der bekannt vor?«
    » Sehr bekannt sogar. Aber es dürfte kaum jemanden geben, der
    noch nicht von ihm gehört hat.«
    »Ich weiß. Aber Sie kennen ihn persönlich, nicht?«
    »Und ob«, antwortete ich. »Er war ’68 einer meiner
    Anglistikdozenten an der Swindoner Universität. Keiner von uns war
    sonderlich verwundert, als er zum Kriminellen wurde. Er war ein
    ziemlicher Frauenheld. Er hat sogar eine meiner Mit-Studentinnen
    geschwängert.«
    »Miss Braeburn, ja; das wissen wir. Wie steht es mit Ihnen?«
    »Er hat es versucht, aber es hat nicht geklappt.«
    »Haben Sie mit ihm geschlafen?«
    »Nein; ich hatte andere Pläne, als mit meinen Dozenten ins Bett zu
    gehen. Ich fühlte mich zwar geschmeichelt, wenn er mich zum Essen
    einlud oder so. Er war schließlich ein Genie – aber moralisch war er

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    ein Vakuum. Ich weiß noch, wie er mitten in einem geistreichen
    Vortrag über John Websters Weißen Teufel aus dem Hörsaal weg
    verhaftet wurde, wegen bewaffneten Raubüberfalls. Sie konnten ihm
    zwar nichts nachweisen, aber die Braeburn-Sache kostete ihn dann
    doch seine Dozentur.«
    »Und als er Sie bat, mit ihm zu kommen, haben Sie abgelehnt.«
    »Sie scheinen ja bestens informiert zu sein, Mr. Tamworth.«
    Tamworth machte sich eine Notiz. Dann hob er den Kopf und sah
    mich an. »Aber die wichtigste Frage ist: Sie wissen genau, wie er
    aussieht?«
    »Logisch«, antwortete ich, »aber Sie vergeuden Ihre Zeit. Er ist ’82
    in Venezuela ums Leben gekommen.«
    »Nein; er hat seinen Tod vorgetäuscht. Ein Jahr später haben wir das
    Grab geöffnet. Von einer Leiche keine Spur. Er hatte die Sache so gut
    vorbereitet, daß er selbst die Arzte täuschen konnte; sie beerdigten
    einen leeren Sarg. Er verfügt über bemerkenswerte Fähigkeiten.
    Deshalb dürfen wir auch seinen Namen nicht laut aussprechen. Ich
    nenne das die Regel Nummer Eins.«
    »Seinen Namen? Warum nicht?«
    »Weil er seinen Namen – selbst wenn man ihn nur flüstert – im
    Umkreis von mindestens tausend Meilen hören kann. Mit seiner Hilfe
    nimmt er sozusagen unsere Witterung auf.«
    »Und wie kommen Sie darauf, daß er Chuzzlewit gestohlen hat?«
    Tamworth holte eine Akte aus seinem Koffer. Sie trug die
    Aufschrift »Streng geheim – nur für Angehörige von SpecOps-5«. Das
    Passepartout auf dem Deckel, in dem normalerweise ein
    Verbrecherfoto steckte, war leer.
    »Wir haben kein Bild von ihm«, sagte Tamworth, als ich den Ordner
    aufschlug. »Auf Film oder Video bleibt er unsichtbar und war nie
    lange genug in Gewahrsam, als daß ein Zeichner ein Porträt von ihm
    hätte anfertigen können. Erinnern Sie sich an die Kameras in Gad’s
    Hill?«
    »Ja. Und?«

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    »Sie haben nichts aufgezeichnet. Ich habe mir die Bänder genau
    angesehen. Auch wenn alle fünf Sekunden der Kamerablickwinkel
    wechselt, konnte ihnen der Eindringling unmöglich entgehen.
    Verstehen Sie, worauf ich hinauswill?«
    Ich nickte langsam und blätterte in Acherons Akte.
    Tamworth fuhr fort: »Ich bin ihm seit fünf Jahren auf den Fersen. In
    Großbritannien wird er wegen siebenfachem, in Amerika wegen
    achtzehnfachem Mord gesucht. Diebstahl, Erpressung, Menschenraub.
    Er ist eiskalt, berechnend und kennt keine Skrupel. Sechsunddreißig
    seiner achtundvierzig bekannten Opfer waren entweder SpecOpsAgenten oder Polizeibeamte.«
    »Hartlepool ’75?« fragte ich.
    »Ja«, antwortete Tamworth zögernd. »Sie

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