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01_Der Fall Jane Eyre

01_Der Fall Jane Eyre

Titel: 01_Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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willst.«
    Doch Manuskripte-Jones ließ sich nicht überreden. Er hätte uns
    selbst dann nicht nach Merthyr gebracht, wenn ich Unter dem
    Milchwald auf den Tisch des Hauses gelegt hätte, und Richard Burton
    als Vorleser noch dazu.
    »Thursday, das ist einfach zuviel verlangt!« jammerte er. »Die
    Gesetze hier sind sehr streng! Die HeddluCyfrinach hat ihre Augen
    und Ohren überall …!«
    Meine Stimmung sank. »Ich verstehe, Jones – trotzdem danke.«
    »Ich bringe Sie nach Merthyr, Miss Next«, fuhr Haelwyn
    dazwischen und fixierte mich mit einem schiefen Lächeln.
    »Das ist zu gefährlich«, protestierte Jones. »Ich verbiete es!«
    »Klappe!« rief Haelwyn. »Ich kann dein Gerede nicht mehr hören.
    Tag für Tag lese ich Abenteuer – jetzt kann ich endlich mal eins
    erleben. Außerdem haben gestern abend die Straßenlaternen geflackert
    – das war ein Zeichen !«
    Wir saßen im Hinterzimmer des Antiquars, bis die Dunkelheit
    hereinbrach, und verbrachten dann eine höchst unbequeme Stunde im
    lauten, ungefederten Kofferraum von Bücher-Haelwyns Griffin-12.
    An der Grenze der Freihandelszone hörten wir das Gemurmel der
    walisischen Beamten, und auf der Fahrt über die mit Schlaglöchern
    gespickte Straße nach Merthyr wurden wir gnadenlos
    durchgeschüttelt. Kurz vor der Hauptstadt passierten wir einen

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    zweiten Kontrollpunkt; das war ungewöhnlich – anscheinend hatten
    die Truppenbewegungen der Engländer das Militär nervös gemacht.
    Kurz darauf hielt der Wagen an, und der Kofferraum sprang knarrend
    auf. Haelwyn ließ uns aussteigen, und wir streckten uns unter
    Schmerzen, kein Wunder, nach der beengten Fahrt.
    Haelwyn wies uns den Weg zum Penderyn-Hotel, und ich sagte ihr,
    wenn wir bis Tagesanbruch nicht zurück seien, würden wir auch nicht
    mehr kommen. Sie schüttelte uns grinsend die Hand, wünschte uns
    viel Glück und fuhr davon, um ihre Tante zu besuchen.

    Zur gleichen Zeit saß Hades pfeifeschmauchend in der
    menschenleeren Bar des Penderyn-Hotel und genoß den Blick aus den
    großen Panoramafenstern. Hinter dem hell erleuchteten Justizpalast
    war der Vollmond aufgegangen und ließ die alte, von flirrenden
    Lichtern und reger Betriebsamkeit erfüllte Stadt in kühlem Glanz
    erstrahlen. Die Gipfel der Berge, die hinter dem Häusermeer
    aufragten, verschwanden in dichten Wolken. Jane balancierte am
    anderen Ende des Schankraums auf der Kante ihres Stuhls und
    funkelte Hades wütend an.
    »Eine herrliche Aussicht, finden Sie nicht auch, Miss Eyre?«
    »Sie verblaßt neben dem Blick aus meinem Fenster in Thornfield,
    Mr. Hades«, antwortete Jane mit spitzer Stimme. »Zwar könnte ich
    mir durchaus schönere denken, doch war er mir ans Herz gewachsen
    wie ein alter Freund, zuverlässig und beständig. Ich verlange,
    unverzüglich dorthin zurückgebracht zu werden.«
    »Alles zu seiner Zeit, meine Liebe, alles zu seiner Zeit. Von mir
    haben Sie nichts zu befürchten. Wenn ich mein Geld habe, dürfen Sie
    zurück zu Ihrem Edward.«
    »Die Habgier wird Ihnen noch einmal das Genick brechen, Sir«,
    entgegnete Jane gelassen. »Sie glauben vermutlich, daß das viele Geld
    Sie glücklich machen wird, aber Sie irren. Glück und Zufriedenheit
    ziehen das reiche Mahl der Liebe der mageren Kost des Geldes vor.
    Die Liebe zum Geld ist die Wurzel allen Übels!«
    Acheron lächelte.

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    »Sie haben ja keine Ahnung, wie dumm Sie sind, Jane, Sie und Ihr
    puritanisches Getue. Sie hätten mit Rochester fortgehen sollen, statt
    sich an einen Schlappschwanz wie St. John Rivers zu verschwenden.«
    »Rivers ist ein braver Mann!« widersprach Jane wütend. »Frommer
    und tugendhafter, als Sie es sich je könnten träumen lassen.«
    Das Telefon klingelte, und Acheron brachte Jane mit einer
    Handbewegung zum Schweigen. Es war Delamare; er sprach aus einer
    Telefonzelle in Swindon.
    »Schlappohrige Kaninchen in fürsorgliche Obhut abzugeben«, las er
    ihm eine Kleinanzeige aus dem Mole vor. Lächelnd legte Hades auf.
    Na, wer sagt’s denn, dachte er, die Behörden spielen also doch mit. Er
    winkte Felix8, und sein neuer Handlanger packte die sich vergeblich
    sträubende Jane Eyre am Arm und zerrte sie hinter sich aus der Tür.
    Bowden und ich hatten ein Fenster aufgebrochen und standen in den
    finsteren Eingeweiden des Hotels. Der feuchte, heruntergekommene
    Raum voller klobiger Gerätschaften zur Essenszubereitung mußte
    wohl früher die Küche gewesen sein.
    »Wohin jetzt?« zischte Bowden.
    »Nach

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