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01_Der Fall Jane Eyre

01_Der Fall Jane Eyre

Titel: 01_Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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haben, übernimmt Jack Schitt unseren Laden.«
    »Schitt interessiert sich nicht für Jane«, sagte ich und folgte seinem
    Blick hinunter zu den Unmengen von Brontë-Fans. »Ihm geht es nur
    um das ProsaPortal.«
    »Wem sagen Sie das, Next? Mir bleiben noch sieben Tage, bis ich
    der Vergessenheit anheimfalle, sieben Tage bis zu meiner historischen
    und literarischen Verdammung. Ich weiß, daß wir uns nicht immer
    einig waren, aber hiermit stelle ich Ihnen ausdrücklich frei, zu tun,
    was Sie für richtig halten. Und«, setzte er großmütig hinzu, »Geld
    spielt dabei keine Rolle.« Er atmete tief durch. »Was natürlich nicht
    heißt, daß Sie es mit vollen Händen zum Fenster hinauswerfen sollen,
    ja?«
    Wieder ließ er den Blick über Swindon schweifen. »Ich bin ein
    ebenso leidenschaftlicher Brontë-Fan wie jeder andere, Victor. Was
    soll ich bloß tun? Was würden Sie sagen?«
    »Ich würde seine Forderungen erfüllen, ohne Goliath etwas davon
    zu sagen. Außerdem brauche ich ein Manuskript.«
    Hicks’ Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Was für ein
    Manuskript?«
    Victor gab ihm einen Zettel. Braxton las es und zog die
    Augenbrauen hoch.
    »Das besorge ich Ihnen«, sagte er langsam, »und wenn ich es
    eigenhändig stehlen muß.«

    - 318 -
    31.
    In der Volksrepublik Wales
    Ironischerweise wäre Wales ohne die blutige
    Niederschlagung der Aufstände von Pontypool, Cardiff
    und Newport im Jahre 1839 vermutlich nie eine Republik
    geworden. Mit Unterstützung der Großgrundbesitzer und
    infolge der allgemeinen Entrüstung über die Ermordung
    von 236 wehrlosen Walisern und Waliserinnen konnten
    die Chartisten die Regierung zu einer raschen
    Parlamentsreform bewegen. Vom Erfolg beflügelt und im
    Plenum zahlreich vertreten, gelang es ihnen, Wales nach
    dem achtmonatigen »Großen Streik« von 1847
    weitestgehende Autonomie zu verschaffen. 1854 erklärte
    Wales unter der Führung von John Frost schließlich seine
    Unabhängigkeit. Die komplizierte Lage in Irland und auf
    der Krim machte es England quasi unmöglich, gegen die
    zu allem entschlossenen, kampferprobten Waliser
    vorzugehen. Die Handelsbeziehungen waren gut, und,
    bereits ein Jahr später trat die Devolution, verbunden mit
    einem anglo-walisischen Nichtangriffspakt, endgültig in
    Kraft.
    ZEPHANIA JONES,
    Wales – Geburt einer Republik
    Seit der Schließung der anglo-walisischen Grenze im Jahre 1965
    fungierte die A4 von Chepstow nach Abertawe als
    Wirtschaftskorridor, den nur Geschäftsleute und Fernfahrer passieren
    durften, um in der Stadt Handel zu treiben oder im Hafen Frachtgut zu
    laden. Rechts und links der A4 standen hohe Stacheldrahtzäune, die
    den Besuchern deutlich machen sollten, daß es streng verboten war,
    die vorgeschriebene Strecke zu verlassen.

    - 319 -
    Abertawe galt als »Freihandelszone«. Die Steuern waren niedrig,
    und Zölle gab es fast überhaupt keine. Bowden und ich fuhren
    langsam ins Zentrum; die gläsernen Türme der Großbanken entlang
    der Küstenstraße waren die steingewordenen Symbole einer
    Freihandelsphilosophie, die, obgleich durchaus profitabel, keineswegs
    bei allen Walisern auf Begeisterung stieß. Der Rest der Republik war
    eher schmucklos und traditionell; in manchen Gegenden hatte sich das
    kleine Land in den vergangenen hundert Jahren so gut wie gar nicht
    verändert.
    »Und jetzt?« fragte Bowden, als wir vor der Goliath First National
    Bank hielten. Ich klopfte auf die Aktentasche, die Braxton mir am
    Abend zuvor gegeben hatte. Er hatte mich gebeten, sparsam mit dem
    Inhalt umzugehen; wie es aussah, war dies unsere letzte Chance, bevor
    Goliath uns die Zügel aus der Hand nahm.
    »Besorgen wir uns eine Mitfahrgelegenheit nach Merthyr.«
    »Sie würden das nicht sagen, wenn Sie keinen Plan hätten.«
    »Meinen Sie, ich habe in London Däumchen gedreht, Bowden? Mir
    schuldet noch jemand einen Gefallen. Hier entlang.«
    Wir gingen an der Bank vorbei und bogen in eine kleine
    Seitenstraße, wo sich ein Laden an den anderen reihte; hier gab es
    Geldscheine, Orden, Münzen, Gold – und Bücher. Wir zwängten uns
    an den Händlern vorbei, die sich überwiegend auf walisisch
    unterhielten, und standen schließlich vor einem kleinen Antiquariat, in
    dessen Schaufenstern sich vergilbte Folianten türmten, von
    vergessener Weisheit schwer. Bowden und ich wechselten einen
    nervösen Blick, atmeten tief durch, ich stieß die Tür auf, und wir
    traten ein.
    Im hinteren Teil des Ladens klingelte ein

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