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01_Der Fall Jane Eyre

01_Der Fall Jane Eyre

Titel: 01_Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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ich,
    schob das widerborstige Federvieh ins Badezimmer und verriegelte
    die Tür.
    Ich zog mir einen Bademantel über und öffnete die Tür. Schwerer
    Fehler. Draußen stand zwar ein Kellner, doch der war nicht allein.
    Kaum hatte ich die Tür ganz aufgemacht, zwängten sich noch zwei
    weitere Männer in schwarzen Anzügen ins Zimmer, schleuderten
    mich gegen die Wand und hielten mir eine Kanone an den Kopf.
    »Wenn Sie Kaffee mit mir trinken wollen, brauchen Sie noch zwei
    Tassen«, preßte ich durch die Lippen.
    »Sehr witzig«, meinte der falsche Kellner.
    »Goliath?«
    »Sie haben’s erfaßt.«
    Er spannte den Hahn des Revolvers.
    »Und jetzt zur Sache, Schätzchen. Schitt ist ein wichtiger Mann, und
    wir wollen wissen, wo er ist. Die nationale Sicherheit und der
    Krimkrieg hängen davon ab, dagegen ist das Leben einer mickrigen
    Agentin einen Dreck wert.«
    »Ich bringe Sie zu ihm«, stieß ich mühsam hervor und schnappte
    gierig nach Luft. »Es ist ein paar Meilen außerhalb der Stadt.«
    Der Goliath-Agent lockerte seinen Griff und befahl mir, mich
    anzuziehen. Ein paar Minuten später verließen wir das Hotel. Ich hatte
    noch immer einen dicken Kopf, und ein dumpfer Schmerz pochte in
    meinen Schläfen, aber wenigstens konnte ich inzwischen wieder
    halbwegs klar denken. Vor dem Eingang standen eine Handvoll Leute,
    und es befriedigte mich sehr, als ich die Familie Mutlar erkannte, die
    sich offenbar auf dem Rückweg nach London befand. Daisy redete auf
    ihren Vater ein, und Mrs. Mutlar schüttelte entnervt den Kopf.
    »Geldgeile Schlampe!« rief ich.
    Schlagartig verstummten Daisy und ihr Vater und sahen mich mit
    großen Augen an, während die Goliath-Leute mich an ihnen
    vorbeizulotsen versuchten.

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    »Was haben Sie gesagt?!«
    »Haben Sie was an den Ohren? Ich weiß nicht, wer die größere
    Nutte ist, Ihre Frau oder Ihre Tochter.«
    Das verfehlte seine Wirkung nicht. Mr. Mutlar lief tiefrot an und
    schlug mit der Faust nach mir. Ich duckte mich, und der Hieb traf
    einen der Goliath-Leute. Ich rannte in Richtung Parkplatz. Eine Kugel
    pfiff über meine Schulter; ich wich aus, trat auf die Fahrbahn und
    wäre beinahe von einer großen schwarzen, militärisch anmutenden
    Ford-Limousine überfahren worden, die mit quietschenden Reifen
    zum Stehen kam.
    »Steigen Sie ein!« rief der Fahrer. Ich ließ mich nicht zweimal
    bitten. Ich sprang hinein, und der Ford raste davon, während zwei
    Einschußlöcher in der Heckscheibe erschienen. Der Wagen jagte mit
    qualmenden Reifen um die Ecke und war bald außer Schußweite.
    »Danke«, murmelte ich. »Eine Sekunde später, und ich hätte mir die
    Radieschen von unten beguckt. Können Sie mich vor der SpecOpsZentrale absetzen?«
    Der Chauffeur schwieg; zwischen ihm und mir befand sich eine
    Trennscheibe aus dickem Glas, und mit einem Mal beschlich mich das
    ungute Gefühl, womöglich vom Regen in die Traufe geraten zu sein.
    »Sie können mich irgendwo absetzen«, sagte ich. Er gab keine
    Antwort. Ich zog an den Türgriffen, aber die Türen waren verriegelt.
    Ich hämmerte gegen das Glas, doch er ignorierte mich; wir fuhren am
    SpecOps-Gebäude vorbei in Richtung Altstadt. Und das ziemlich
    schnell. Zweimal überfuhr er eine rote Ampel, und einmal nahm er
    einem Bus die Vorfahrt; ich knallte gegen die Tür, als er so rasant um
    eine Ecke bog, daß er beinahe mit einem Bierwagen kollidiert wäre.
    »He, halten Sie an!« schrie ich und schlug erneut gegen die
    Trennscheibe. Worauf der Fahrer noch mehr Gas gab und in der
    nächsten Kurve einen anderen Wagen schnitt.
    Ich zerrte an den Türgriffen und wollte eben mit den Absätzen
    gegen das Fenster treten, als der Wagen urplötzlich eine
    Vollbremsung machte; ich rutschte vom Sitz und klatschte wie ein
    nasser Sack auf den Boden. Der Chauffeur stieg aus, öffnete mir die

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    Tür und sagte: »Bitte sehr, junges Fräulein, Sie wollen Colonel Phelps
    doch wohl nicht warten lassen?«
    »Colonel Phelps?« stammelte ich. Der Fahrer lächelte und grüßte
    zackig, als der Groschen endlich fiel. Phelps hatte versprochen, mir
    einen Wagen zu schicken, damit ich an der Diskussionsrunde
    teilnehmen konnte, und er hatte Wort gehalten.
    Ich sah hinaus. Wir standen vor dem Swindoner Rathaus, und eine
    riesige Menschenmenge starrte mich an.
    »Hallo, Thursday!« sagte eine vertraute Stimme.
    »Lydia?« fragte ich, überrascht vom jähen Wechsel der Ereignisse.
    Tatsächlich. Und sie war beileibe nicht die einzige

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