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01 - Der Geist, der mich liebte

01 - Der Geist, der mich liebte

Titel: 01 - Der Geist, der mich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Logan
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mich an Nicholas' Worte: Ich müsste töten, um wieder leben zu können.
    Dann wurde es finster.
     
    Als ich wieder zu mir kam, lag ich noch immer auf dem Boden. Meine Augenlider flatterten so sehr, dass es mir schwerfiel, die Decke über mir zu erkennen. Das Schrillen der Alarmanlage war verstummt und auch sonst war kein Laut zu hören. Es war totenstill. Ich fühlte mich, als hätte mich jemand in Watte gepackt. Alles um mich herum erschien dumpf und seltsam surreal. Selbst der Schmerz war verschwunden. Mir war nicht einmal mehr kalt.
    Langsam klärte sich meine Sicht und da sah ich sie: Tess und Tante Fiona! Die beiden standen über mir und blickten auf mich herab. Tante Fiona wirkte besorgt, während mich Tess mit gewohnter Begeisterung ansah. Eine Kaugummiblase verließ ihren Mund und verursachte nicht das geringste Geräusch, als sie schließlich platzte. Niemand sagte ein Wort.
    Plötzlich wichen Tess und Tante Fiona ein Stück zur Seite. Dann war Nicholas über mir. Er bewegte die Lippen und redete auf mich ein, doch ich konnte seine Worte nicht hören. Da war nur undurchdringliche Stille. Nicholas hob mich auf seine Arme. Ich spürte keine Kälte und ebenso
    wenig fühlte er sich durchscheinend an. Sein Griff war fest und sehr real. Adrians Atem hatte ihn tatsächlich ins Leben zurückgeholt.
    Nicholas' wunderschöne Augen waren so ernst, dass ich mich fragte, warum er sich nicht freute. Er war lebendig! Ich würde ihn in den Arm nehmen und berühren können, wann immer ich wollte! Da sah ich die Tränen, die langsam über seine Wangen liefen, und endlich begriff ich es: Er weinte um mich!
    Ich würde also sterben. Merkwürdigerweise machte es mir nicht einmal etwas aus. Hauptsache, ich musste den grauenvollen Schmerz nicht noch einmal ertragen. Abgesehen davon war alles erledigt. Adrian würde niemandem mehr schaden und Nicholas' ruheloser Geist war endlich befreit. Vor ihm lag jetzt das Leben, das ihm durch Adrian viel zu früh genommen worden war.
    Einmal mehr senkte sich die Dunkelheit über mich. Ich ertappte mich bei dem Gedanken, dass ich noch nie einen Film gesehen hatte, in dem jemand über diese Ruhe vor dem Tod gesprochen hatte. Diese wundervolle Stille, die ...
    Schwärze.
    Als ich die Augen wieder öffnete, gelang es mir kaum noch, etwas zu erkennen. Ich sah den blassblauen Himmel und schattige Baumkronen über mir und begriff, dass Nicholas mich aus dem Haus getragen hatte. Verwundert stellte ich fest, dass es bereits Morgen war. Noch immer hörte ich keinen Laut.
    Ich verlor wieder das Bewusstsein und kam kurz darauf erneut zu mir. Nicholas trug mich vom Haus fort, die Straße
    entlang. Ich wandte den Kopf und sah das entfernte Blinken eines Blaulichts langsam näher kommen. Der Sheriff. Verwundert fragte ich mich, was er hier wollte. Die Alarmanlage musste ihn angelockt haben. Während mir das bewusst wurde, dämmerte ich weg. Jedes Mal, wenn ich wieder die Augen aufschlug, war die Welt weniger klar. Es fiel mir immer schwerer, mich am Leben festzuhalten. Ich konnte spüren, wie mir die letzte verbliebene Kraft zusammen mit dem Blut aus dem Leib sickerte und mir das Leben immer mehr entglitt.
    Nicholas legte mich auf den Boden. Sehr sanft, ohne mich dabei aus den Armen zu lassen. Obwohl ich mir nichts mehr wünschte, als ihn zu sehen, gelang es mir kaum noch, die Augen zu öffnen. Aus halb offenen Lidern sah ich, wie er sich über mich beugte. Er küsste mich auf Stirn und Wangen, dann senkten sich seine Lippen auf meine. Sein Atem floss in meinen Mund und erfüllte meine Lungen. Als ich begriff, was er tat, versuchte ich, ihn von mir zu stoßen, doch ich konnte mich nicht bewegen. Ich wollte nicht zulassen, dass er auf sein Leben verzichtete, nur um mir meines zurückzugeben! Er sollte nicht meinetwegen ...
    Ich riss meinen Kopf herum und löste mich so von seinen Lippen. »Das bin ich nicht wert«, stöhnte ich.
    Da plötzlich verschwand seine Berührung und ich konnte ihn nicht mehr sehen und auch seine Arme nicht mehr spüren. Nicholas war fort. Ich schloss für einen Atemzug -womöglich auch länger - die Augen, und als ich sie wieder aufschlug, beugte sich eine Gestalt über mich. Doch es war nicht Nicholas, sondern Sheriff Travis. Das war der Grund
    für Nicholas' Verschwinden! Er hatte den Sheriff kommen sehen und sich versteckt. Wenn er geblieben wäre, hätte er eine Menge unbequemer Fragen beantworten müssen. Mal ganz davon abgesehen, dass er sich nicht einmal ausweisen konnte.

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