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01 - Der Geist, der mich liebte

01 - Der Geist, der mich liebte

Titel: 01 - Der Geist, der mich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Logan
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wirkte sieben Jahre. Mit jeder Wiederholung wurde die Wirkung kürzer. Jahre. Monate. Wochen. Schließlich Tage.«
    Während er sprach, ließ ich ihn nicht aus den Augen. Es gelang mir, seinen Blick zu fesseln, sodass er nicht darauf achtete, wie ich langsam und vorsichtig versuchte, meine Arme zu bewegen. Es war mühsam, doch es ging schon ein
    wenig leichter als zuvor mit den Beinen. Nur noch ein wenig länger und ich würde mich wieder bewegen können.
    Adrian zog den Gummihandschuh über und ließ ihn schnalzend los. Als er den zweiten in die Hand nahm, sagte er: »Inzwischen nehme ich es intravenös, doch auch hier werden die Abstände kürzer. Wenn ich es nicht rechtzeitig spritze, bekomme ich Schmerzen. Gicht. Rheuma. Arthritis. Wer weiß, was noch. Alles Erscheinungen meines wahren Alters, nur dass ich dabei hervorragend aussehe!«
    Ich erinnerte mich an die Schmerzen, die er gehabt hatte, als wir beim Italiener waren. »Das war kein Migräneanfall im Restaurant.«
    Adrian schüttelte den Kopf. »Die Wirkung des Tranks ließ nach.« Jetzt hatte er auch den anderen Handschuh an. »Das alles liegt nun hinter mir. Wenn morgen die Sonne aufgeht, werde ich nicht länger auf den Trank angewiesen sein. Dank Ihrer freundlichen Hilfe wird die Wirkung nach dieser letzten Dosis permanent anhalten.«
    »Das Blut der Hexe.«
    Wieder grinste er dieses schmierige Grinsen, das ich bei unserer ersten Begegnung für absolut traumhaft gehalten hatte. »Ich sehe, Sie haben Ihre Hausaufgaben gemacht.« Das Grinsen wich einem ernsten, fast zornigen Gesichtsausdruck. »Es hätte schon vor Wochen so weit sein sollen«, knurrte er. »Doch leider kam etwas dazwischen.«
    »Nein!«, keuchte ich, als ich die Wahrheit hinter seinen Worten erkannte. »Tante Fiona!«
    »Sie war nicht ganz so hart im Nehmen wie Sie. Als sie auf meinem Tisch zu sich kam, erlitt sie einen Schock. Sie
    ist mir unter den Händen weggestorben, ehe ich es zu Ende bringen konnte! Also brachte ich sie in die Main Street, wo man die Arme nach ihrem Herzinfarkt gefunden hat.« Sein Blick richtete sich auf die Schale mit dem Operationsbesteck. Er griff nach dem Skalpell. Ich dachte daran, wie Nicholas von der Katze erzählt hatte, die Adrian damals bei lebendigem Leib ausgeweidet hatte. Heute würde ich die Katze sein!
    »Sie können sich nicht vorstellen, wie sehr es mich gefreut hat, Fionas Nichte kennenzulernen«, fuhr Adrian ungerührt fort.
    »Elendes Schwein!«
    Er erzählte mir vom Tod meiner Tante und sah mich dabei nicht einmal an! Seine Hand glitt jetzt über meinen Bauch, doch abgesehen von einem leichten Druck, den seine Berührung verursachte, spürte ich nichts. Ich hob den Kopf ein wenig, um zu sehen, was er vorhatte, doch das hochgeschobene T-Shirt verwehrte mir die Sicht. Da zog Adrian seine Hand zurück. Das Skalpell in seinen Fingern war voller Blut. Der Anblick ließ mich vor Entsetzen aufkeuchen.
    Adrian wollte sein Werkzeug erneut ansetzen. Ich sammelte all meine Kraft und trat nach ihm. Mein Fuß traf ihn im Gesicht. Er taumelte ein paar Schritte zurück. Ich griff in die Hosentasche und riss das Pfefferspray heraus. Als Adrian wieder auf mich zukam, hielt ich die Flasche in die Höhe und drückte den Sprühknopf. Ein Zischen erklang, und einen Moment dachte ich, es würde nichts geschehen. Dann schoss ein kegelförmiger Strahl aus dem Ventil, Adrian geradewegs ins Gesicht. Er stieß einen lauten Schrei aus und ließ das Skalpell fallen, als er sich die Hände vor die Augen schlug.
    »Verdammtes Miststück!«, brüllte er. Eine Hand hielt er über seine Augen gepresst, mit der anderen suchte er nach Halt. Dabei stieß er den Rollwagen um. Die Blechschale mit dem Operationsbesteck fiel scheppernd zu Boden. Adrian fluchte und brüllte. Keine Ahnung, ob mehr aus Wut oder Schmerz.
    Ich ließ ihn nicht aus den Augen. Allein schon um sicherzustellen, dass er mir nicht zu nah kommen würde. Einmal erhaschte ich einen Blick auf seine Augen; ein zäher Tränenstrom rann unter seinen geschwollenen, knallroten Lidern hervor. Blind ertastete er sich seinen Weg in meine Richtung.
    Ich setzte mich auf und stellte erleichtert fest, dass ich meine Arme und Beine wieder kontrollieren konnte. Ein wenig wacklig zwar, aber es würde genügen. Ein krampfartiger Schmerz in meiner Leibesmitte ließ mich zusammenzucken. Ich presste eine Hand auf meinen Bauch und spürte eine warme, klebrige Flüssigkeit zwischen meinen Fingern. Als ich die Hand hob, um meine Finger

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