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01 - Der Geist, der mich liebte

01 - Der Geist, der mich liebte

Titel: 01 - Der Geist, der mich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Logan
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Bibliothek an. Ich muss noch schnell etwas holen.«
    Ich hatte kaum den Käfer zum Stehen gebracht, da sprang Tess auch schon aus dem Wagen. Einen Moment später war sie im Gebäude verschwunden. Drinnen ging eine Lampe an. Während ich wartete, versuchte ich nicht in Panik zu geraten. Schon als Kind hatte ich mich aus allen Spielereien mit übersinnlichem Zeug rausgehalten. Ich hatte weder bei den gespielten Seancen meiner Freunde mitgemacht noch je meine Finger auf ein Hexenbrett gelegt. Meine Angst, dass etwas passieren könnte, das ich nicht sehen wollte, war immer viel zu groß gewesen. Dabei war damals nicht einmal ein Geist in der Nähe!
    Als Tess zurückkehrte, hielt sie ein Buch in der Hand. »Gebrauchsanweisung«, meinte sie leichthin.
    »Ich dachte, du weißt, was du tust!«
    »Weiß ich auch. Trotzdem schadet es nicht, es noch einmal genau nachzuschlagen.«
    Mein Blick fiel auf das Buch. Es sah sehr alt aus. Der braune Lederumschlag war abgewetzt und die Seitenränder vergilbt. »Das ist aber keines eurer normalen Leihexemplare, oder?«
    Tess grinste. »Ich hab dir doch heute von den Büchern erzählt, die im Baker-Haus gefunden wurden.«
    »Das geheime Archiv.« Und als Tess nickte, fügte ich hinzu: »Wie geheim kann es sein, wenn du Zugang dazu hast?«
    »Davon weiß niemand«, gestand sie. »Es gibt nur drei Schlüssel. Einen hat der Bürgermeister, einen der Reverend und den dritten der Bibliothekar.«
    »Und weil der Bibliothekar im Urlaub ist, hat er ihn dir gegeben?« Das konnte ich mir nur schwer vorstellen.
    »Natürlich nicht. Er macht den Schlüssel immer vom Schlüsselbund ab, ehe er mir den Bund übergibt. Allerdings hat er ihn mal liegen lassen.«
    »Du hast ihn geklaut?«, fragte ich ungläubig.
    »Aber nicht doch!« Tess ließ entrüstet eine Kaugummiblase platzen. Dann grinste sie. »Ich hab mir bloß einen nachmachen lassen. Jetzt schau nicht so. Ich war neugierig! Und eines kannst du mir glauben: Die Bücher, die dort unten liegen, sind um einiges interessanter als alles, was du dir ausleihen kannst!«
    »Das glaub ich sofort.«
    Resigniert ließ ich den Motor an und fuhr los. Der Gedanke an den Baum wurde immer verlockender. In das Haus zurückzumüssen, war schon grauenvoll. Dann auch noch eine Beschwörung zu veranstalten, gab mir fast den Rest. Ich redete mir ein, dass Tess Recht hatte. Bisher hatte der Geist mir nichts getan. Warum sollte sich das ändern?
    Nicholas. Lautlos sagte ich immer wieder seinen Namen in der Hoffnung, es sei weniger gruselig, wenn ich mir nur bewusst machte, dass er nicht einfach ein Geist war, sondern eben auch einen Namen hatte. Es änderte nicht viel. Als ich schließlich vor der Garage hielt, war ich immer noch nicht vollständig überzeugt, dass dieser Geist - Nicholas - uns nichts Böses wollte.
    Der Motor war noch nicht ganz aus, da sprang Tess schon aus dem Wagen. Ich hatte es deutlich weniger eilig als sie. Im Gegensatz zu ihr war ich dem Geist ja schon begegnet. Mit zitternden Beinen folgte ich ihr zur Tür. Ich wollte schon nach meinem Schlüssel suchen, da erinnerte ich mich, dass ich gar nicht abgesperrt hatte. Nachdem ich noch einmal tief durchgeatmet hatte, stieß ich die Tür auf. Augenblicklich war die Kälte da. Ich fuhr zurück und stieß gegen Tess, die hinter mir stand.
    »Bleib ganz ruhig«, raunte sie mir ins Ohr. Laut sagte sie: »Hallo, Nicholas. Wir sind hierher gekommen, um dir zu helfen.«
    Ehe ich etwas sagen oder tun konnte, schob sie mich ins Haus und schloss die Tür hinter uns. Fahrig tastete ich nach dem Lichtschalter. Es wurde sofort hell. Mein Blick schoss
    den Flur entlang durch das Wohnzimmer zum Fenster. Dahinter lag die Dunkelheit - und der Friedhof. Mit großen Schritten eilte ich zum Fenster und zog die Vorhänge zu. Ziemlich dämlich angesichts der Tatsache, dass ich den Geist ja bereits im Haus hatte. Trotzdem fühlte ich mich ein wenig besser, wenn ich die Dunkelheit draußen nicht sehen musste.
    Um mich von meiner Panik abzulenken, wandte ich mich an Tess. »Willst du was trinken?« Eine ganz banale Frage, doch das war genau das, was ich jetzt brauchte. Etwas völlig Belangloses, Normales, das mich kurz vergessen ließ, was wir tun wollten.
    Tess nickte. »Ja bitte!«
    Sie wirkte noch immer kein bisschen nervös. Ich sah, wie sie die rot geschminkten Lippen bewegte, und hörte sie murmeln, zu leise, als dass ich sie verstanden hätte. Trotzdem war mir klar, dass sie mit dem Geist sprach. Ich verschwand in der

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