Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
01 - Der Geist, der mich liebte

01 - Der Geist, der mich liebte

Titel: 01 - Der Geist, der mich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Logan
Vom Netzwerk:
Küche. Die Kälte folgte mir.
    Mit einem Ruck zog ich auch hier die Vorhänge zu, dann holte ich zwei Gläser und eine Flasche Cola. »Du kannst mir nachlaufen, so viel du willst«, knurrte ich die Kälte an, als sie mir auch auf dem Weg zurück ins Wohnzimmer nicht von der Seite wich. »Ich werde dich schon noch los!«
    Tess hatte inzwischen begonnen, ihren Tand auszupacken und auf dem Tisch zu verteilen. In der Mitte stand eine Tonschale mit getrockneten Kräutern. Es roch nach Rosmarin und einigen anderen Dingen, die ich nicht eindeutig identifizieren konnte. Als ich mit den Getränken kam, war
    sie gerade dabei, mit Kreide ein Pentagramm auf den Tisch zu malen. Die Tonschale bildete das Zentrum.
    Ich stellte die Gläser auf den Kamin und schraubte die Flasche auf. »Sollte das Pentagramm nicht um uns herum sein?« So machten sie es immer im Fernsehen, um sich vor Geistern und Dämonen zu schützen. Das funktionierte jedes Mal. Zumindest so lange, bis der Idiot der Gruppe versehentlich die Linien verwischte und den Schutzkreis durchbrach.
    »Das ist nur eine Hollywood-Erfindung«, sagte Tess, ohne ihr Werk zu unterbrechen. »Ein riesiges Pentagramm macht optisch einfach mehr her. Für das, was wir vorhaben, brauchen wir es nicht. Wir wollen ja keinen Dämon oder so beschwören.«
    Nein, nur einen Geist.
    Tess war mit ihrer Zeichnung fertig und stellte die Kerzen an den Eckpunkten des Pentagramms auf. Sie warf mir ein Päckchen Streichhölzer zu. »Zünd sie schon mal an, ich gehe nur noch einmal das Ritual durch.«
    Das Wort Ritual jagte mir einen Schauer über den Rücken. Trotzdem fischte ich ein Zündholz aus der Schachtel. Ich war in das Haus mit dem Geist zurückgekehrt. Jetzt konnte ich mich ihm genauso gut gleich ganz stellen. Meine Finger zitterten, als ich das Zündholz am Schachtelrand entlangriss. Ich brauchte drei Versuche, bis es brannte, und dann noch zwei weitere Hölzer, bevor es mir gelang, den ersten Docht zu entzünden.
    Tess bemerkte nichts von meiner Aufregung. Sie saß im Schneidersitz vor dem Tisch und blätterte in ihrem Buch,
    als wäre es die Gebrauchsanweisung für einen Geschirrspüler, den sie in Betrieb zu nehmen gedachte.
    Endlich brannten alle fünf Kerzen. Tess sah auf. »Und jetzt noch das Räucherstäbchen.«
    Ich hörte auf, Zündhölzer zu foltern, und hielt das Räucherstäbchen stattdessen über die Kerze. Eine kleine Flamme züngelte an der Spitze und erlosch gleich darauf wieder. Ein dünner weißer Rauchfaden stieg kräuselnd auf. Der Geruch von Patchouli erfüllte die Luft. »Wo soll das hin?«
    »Stell es am besten mit dem Unterteller auf den Kamin. Da ist es uns nicht im Weg.«
    »Im Weg? Brauchen wir es nicht hier?«
    Tess schüttelte den Kopf. »Das ist für die Beschwörung nicht notwendig. Ich mag nur den Geruch.«
    Ich nickte dümmlich und stellte das Räucherstäbchen nebst Teller zur Seite.
    Tess klappte das Buch zu. »Mach das Licht aus und setz dich zu mir.«
    Nur widerwillig tat ich, was sie verlangte. Für den Geist mochte es keinen Unterschied machen, ob es im Zimmer hell oder dunkel war. Für mein Seelenleben dagegen schon. Bei Licht - und ich meine helles, elektrisches Licht und nicht den spärlichen Schein von fünf geradezu lächerlich kleinen Kerzen - fühlte ich mich weitaus sicherer.
    Ich wollte mich neben Tess auf den Boden setzen, doch sie deutete auf die andere Seite des Tisches. Sobald ich saß, streckte sie die Arme über den Tisch, sodass sie einen Halbkreis um das Pentagramm bildeten. »Nimm meine Hände.«
    Ich folgte ihrem Beispiel und tat, was sie verlangte. Jetzt hatten wir einen Kreis. »Was auch immer passiert«, wies Tess mich an, »verhalt dich einfach ruhig und warte ab. Mach keine hektischen Bewegungen.«
    Damit fiel panische Flucht wohl aus. Ich wollte etwas sagen, brachte aber keinen Ton raus, also nickte ich nur. Tess löste eine Hand, zündete ein weiteres Streichholz an und warf es in die Kräuterschale. Hellgrauer Rauch stieg daraus auf und verteilte sich mit dem Geruch der Kräutermischung im Raum. Gleich darauf griff Tess wieder nach meiner Hand und richtete ihren Blick auf die kleine Rauchsäule.
    »Beim Geiste Hekatehs und den Knochen der zwölf Behüter: Wir rufen die Seele, die ruhelos durch dieses Haus streift. Komm zum Licht und zeige dich uns.«
    Bleib bloß weg!, war alles, was ich denken konnte, während Tess ihre Worte ein ums andere Mal wiederholte. Sie sagte noch andere Dinge, doch ich war so sehr damit

Weitere Kostenlose Bücher