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01 - Der Geist, der mich liebte

01 - Der Geist, der mich liebte

Titel: 01 - Der Geist, der mich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Logan
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beschäftigt, mir inständig zu wünschen, gar nichts möge geschehen, dass ich nicht weiter zuhörte. Abgesehen davon begannen meine Beine einzuschlafen und ich musste mich darauf konzentrieren, still zu sitzen. Eine Weile konnte ich an nichts anderes denken als daran, wie ich mit eingeschlafenen Beinen davonlaufen sollte. Sicher, Tess hatte gesagt, ich solle keine hektischen Bewegungen machen. Trotzdem sah ich in der Beschwörung und dem Versuch, den Geist zu befreien, lediglich Plan A. Weitaus besser gefiel mir der eigens von mir zurechtgelegte Plan B: kopflose Flucht!
    »Beim Geiste Hekatehs und den Knochen der zwölf Behüter«, intonierte Tess ein weiteres Mal. »Zeige dich, geplagte Seele, und lasse dich von uns befreien!« Plötzlich schrie sie: »Komm ins Licht und zeige dich, Nicholas!«
    Ein Luftzug ließ die Kerzen flackern. Entsetzt schloss ich die Augen, nur um sie sofort wieder aufzureißen, als ein kühler Hauch über meinen Nacken fuhr. Dann war es vorbei. Die Kälte war fort. Schlagartig stieg die Temperatur im Wohnzimmer an.
    Tess sah mich an. Nach einer Weile gab sie meine Hände frei und sagte: »Er ist fort. Ich kann den Geist nicht mehr spüren.«
    Ich stieß den Atem aus. »Meinst du wirklich?«, fragte ich skeptisch, obwohl auch ich nichts mehr spürte.
    Tess nickte. »Andernfalls hätte er sich uns jetzt zeigen müssen.« Sie lächelte mir aufmunternd zu. »Das war noch einfacher, als ich dachte. Sieht ganz so aus, als hätte bloß etwas den Fluss behindert, auf dem sein Geist ins Jenseits surfen konnte. Mit unserem Ritual haben wir ihm den Weg freigeräumt.«
    Ich konnte nicht so recht daran glauben, dass es tatsächlich so leicht gewesen sein könnte. Vorsichtig stand ich auf und machte ein paar wacklige Schritte auf meinen eingeschlafenen Beinen, hin zum Lichtschalter. Halb erwartete ich, dass nichts passieren würde, doch das Licht ging sofort an, als ich den Schalter umlegte.
    Tess pustete die Kerzen aus und löschte die brennenden Kräuter. Dann stand sie auf.
    »Du willst doch nicht etwa schon gehen, oder?«, fragte ich erschrocken.
    »Nur bis zum Kamin .« Sie deutete auf die vollen Gläser die ich zuvor dort abgestellt hatte. »Oder willst du, dass ich verdurste?«
    Ich grinste erleichtert und schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht. Ich dachte nur ...«
    »Du dachtest, ich würde mich sofort verdrücken und dir den ganzen Spaß überlassen, falls dein Geist zurückkommt.« Als sie meine erstarrte Miene sah, lachte sie. »Mach dir keine Sorgen, Sam. Der kommt nicht mehr.« Mit dem Glas in der Hand ließ sie sich in den Sessel fallen. »Ich werde trotzdem noch eine Weile bleiben, bis auch du überzeugt bist, dass du nichts mehr zu befürchten hast.«
    Wir redeten über Gott und die Welt. Irgendwann holte ich eine Packung Cracker aus der Küche. Als selbst nach einer Weile nicht der geringste Hauch Kälte zu spüren war, entspannte ich mich endlich. Nach elf, die Cracker waren bis auf den letzten Krümel verspeist, stand Tess auf.
    »Ich muss morgen Früh arbeiten. Fährst du mich nach Hause?«
    »Bist du sicher, dass du schon gehen willst?«
    Sie nickte. »Du musst dir wirklich keine Sorgen mehr machen. Er ist weg.«
    So ganz überzeugt war ich nicht. Dass die Kälte nicht mehr hier war, sagte mir allerdings, dass sie wohl Recht hatte. »Gehen wir.«
    Ich fuhr Tess in den Ort und ließ sie vor der Bibliothek raus. Ich bot ihr an, sie danach noch nach Hause zu bringen, doch sie meinte, das sei nicht nötig. Nachdem sie mir noch ein paar beruhigende Worte gesagt hatte, machte sie
    kehrt und verschwand in der Bibliothek, um das Buch zurückzubringen.
    Einen Moment saß ich noch reglos da und starrte auf die Straße vor mir. Dann fuhr ich zum Haus zurück. Inzwischen war es fast Mitternacht. Krampfhaft bemühte ich mich, das Wort Geisterstunde aus meinem Kopf zu bannen. Natürlich erfolglos.
    Als ich die Tür aufschloss, machte ich mich darauf gefasst, dass mir die gewohnte Kälte entgegenschlagen würde, doch dieses Mal blieb sie aus. Ich trat in den Flur und schlüpfte aus meinen Schuhen. Danach stand ich eine Weile einfach nur da, wartete und lauschte. Obwohl tatsächlich nicht das Geringste darauf hindeutete, dass dieser Nicholas noch hier war, machte mich der Gedanke an ihn immer noch nervös. Schon das leiseste Ächzen einer altersschwachen Diele ließ mich erschrocken zusammenfahren. Vermutlich würde es noch eine ganze Weile dauern, bis ich wieder ruhig schlafen konnte.
    Ich

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