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01 - Der Geist, der mich liebte

01 - Der Geist, der mich liebte

Titel: 01 - Der Geist, der mich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Logan
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nun?« Dann lachte sie plötzlich. »Du hast Angst, dass er dich hören kann, nicht wahr?«
    »Ja«, gestand ich.
    »Er gefällt dir also.«
    Mein beharrliches Schweigen brachte Tess noch mehr zum Lachen. »Ich frag nicht weiter. Versprochen. Aber ich möchte ihn gerne sehen.«
    »Tess, ich weiß nicht, ob ...« Wie sollte ich ihr das erklären ?
    »Du weißt nicht, ob es ihm recht ist«, erlöste sie mich aus meiner Not. »Keine Sorge, ich falle nicht heute Abend bei dir ein. Aber du könntest ihn fragen. Vielleicht finden wir zusammen einen Weg, ihm seinen Frieden zu schenken. Immerhin verstehe ich ein bisschen was von Geistern.«
    Plötzlich gefiel es mir nicht mehr, von ihm als Geist zu sprechen. Es erschien mir irgendwie respektlos. Ein Geist war ein weißes Bettlaken, das vielleicht mit ein paar Ketten klirrte und nachts durch alte Burgen spukte. Nicholas war doch ... Ja, was war er ? .Er war ein Mann. Die Richtung, die meine Gedanken einschlugen, gefiel mir nicht. Ich dachte schon den ganzen Tag viel zu oft an ihn. Okay, das war jetzt wirklich nicht ungewöhnlich. Es kam schließlich auch nicht allzu häufig vor, dass man die Nacht in Gesellschaft eines ... Wie sollte ich ihn denn nun nennen, wenn nicht Geist? Verblichener? Wie bescheuert klang das denn! Toter Mann? Auch respektlos. Ich verschob die Frage auf später.
    »Ich werde mit ihm sprechen, Tess.«
    »Prima!« Sie klang nicht, als rechnete sie damit, dass
    er ihr eine Abfuhr erteilen könnte. »Kommst du zurecht, Sam?«
    Da war ich mir selbst noch nicht so sicher. »Ich glaube schon«, sagte ich nach einer Weile. »Ich ruf dich an, wenn es etwas Neues gibt. Bis dann.«
    Nachdem ich aufgelegt hatte, machte ich mich wieder über die Schränke her, packte Sachen in Kisten und schob Kisten in Ecken, um Platz für neue zu schaffen. Während der ganzen Zeit waren meine Gedanken bei Nicholas. Tatsächlich fürchtete ich mich nicht mehr vor ihm. Das merkte ich vor allem daran, dass sich mein Sarkasmus ein wenig gelegt hatte. Sarkasmus war bei mir immer ein sicheres Anzeichen für Stress oder Angst.
    Ich war so beschäftigt, sowohl mit der Arbeit als auch mit meinen Gedanken, dass ich gar nicht merkte, wie die Zeit verflog. Keuchend schob ich eine schwere Kiste zur Seite. Als ich mich herumdrehte, um nach einer weiteren zu greifen, stand plötzlich eine Gestalt vor mir. Ich fuhr zusammen und wäre beinahe rücklings über die Kisten gefallen. Er streckte die Arme nach mir aus, um mir zu helfen, doch ich spürte nicht mehr als einen kühlen Luftzug. Dann fand ich zum Glück mein Gleichgewicht wieder.
    »Nicholas!« Ich stieß den Atem aus. »Verflucht, hast du mich erschreckt!«
    »Entschuldige. Ich schätze, das sollte ich noch üben.«
    Blinzelnd sah ich ihn an. »Üben?«
    »Mich bemerkbar zu machen, bevor dich der Schlag trifft.«
    »Keine schlechte Idee.« Als mir bewusst wurde, dass ich noch immer in seine Augen starrte, riss ich meinen Blick los. »Kommst du mit nach unten? Ich habe Hunger.«
    Er trat einen Schritt zur Seite, um mich vorbeizulassen. Ich hätte einfach durch ihn hindurchgehen können, doch das brachte ich nicht über mich. Es hatte sich merkwürdig genug angefühlt, wie er gerade vergebens versucht hatte, nach mir zu greifen.
    Nicholas folgte mir in die Küche. Ich kochte mir eine Kanne Tee - mein Mittel gegen die Kälte - und belegte mir ein Sandwich. Bewaffnet mit Teller, Tasse und Teekanne ging ich ins Wohnzimmer und ließ mich in den Sessel fallen. Nicholas setzte sich auf die Couch.
    »Wie machst du das?«, fragte ich unvermittelt.
    »Wie mache ich was?«
    »Du sagst, du kannst nichts berühren, aber du sitzt auf einer Couch oder im Sessel, du gehst über Böden und Treppen. Wie funktioniert das?«
    Er lächelte. »Dir entgeht nichts, was? Die Wahrheit ist, ich tue nur so, als würde ich sitzen.«
    Ich hob eine Augenbraue. »Als würde ich vorgeben, auf einem unsichtbaren Stuhl zu sitzen, dabei halte ich nur meine Beine im passenden Winkel? Ist das nicht tierisch unbequem?«
    Wieder dieses Lachen, das seine Augen so strahlen ließ. »Sam, ich bin ein Geist. Für mich gibt es kein bequem und unbequem.«
    »Heißt das, dass du tatsächlich durch Wände gehen kannst?«
    »Überrascht dich das?«
    »Kann ich es sehen?«
    Statt zu antworten, stand er auf und ging geradewegs auf die Wand zu, die das Wohnzimmer von der Küche trennte. Je näher er der Wand kam, desto schneller wurde er und im nächsten Moment schien es, als würde er mit der

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