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01 - Der Geist, der mich liebte

01 - Der Geist, der mich liebte

Titel: 01 - Der Geist, der mich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Logan
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Geschrei, das meinen Kopf wie ein ständiger Trommelwirbel erfüllt hatte, war verstummt. Ich sah mich um. Nicholas war weder auf dem Gang noch im Wohnzimmer. Die Kälte war ebenfalls verschwunden. Lauerte er mir vor dem Haus auf?

»Du kriegst mich nicht.« Ich atmete noch einmal tief durch - die Luft unter dem T-Shirt wurde immer schaler -, dann trat ich an die Terrassentür und spähte nach draußen. Nicholas war nirgendwo zu sehen. Auch sonst niemand. Entschlossen schlüpfte ich hinaus und lief an der Wand entlang ums Haus herum.
    Ich wartete eine Weile an der Ecke und beobachtete die Straße und die umliegenden Häuser. Als ich einigermaßen sicher war, dass niemand auf der Straße unterwegs war und kein neugieriger Nachbar aus dem Fenster sah, hastete ich zum Gehweg und schlug den Weg in Richtung Main Street ein.
    Ich rannte die Hampton Road entlang. Jeden Moment rechnete ich damit, dass Nicholas plötzlich wieder auftauchen würde, doch er blieb verschwunden. Als mir klar wurde, was das bedeutete, hielt ich abrupt inne. Adrian! Mit fahrigen Bewegungen zog ich mein Handy aus der Hosentasche und wählte Adrians Nummer. Zum Glück war ich gestern Abend geistesgegenwärtig genug gewesen, sie zu speichern.
    Das Freizeichen ertönte. Mit dem Handy am Ohr hastete ich weiter, bei jedem Klingeln wurde ich schneller. Warum ging er nicht ran? Das Haus war groß, versuchte ich mich zu beruhigen, da konnte es schon eine Weile dauern, bis er beim Telefon war. Was, wenn er es gar nicht hörte? Oder nicht mehr hören konnte? Nein! So schnell konnte Nicholas nicht sein. Er war vielleicht ein Geist, aber von Ort zu Ort wünschen konnte er sich deshalb auch nicht. Ebenso wenig konnte er sich einfach in ein Auto setzen und zu Adrian fahren. Wenn er tatsächlich zu ihm wollte, musste er wohl oder übel zu Fuß gehen - oder wie auch immer das bei einem Geist heißen mochte! Es würde also eine Weile dauern, bis er dort war. Mindestens eine
    Stunde, vielleicht länger. Wenn ich in dieser Zeit ein Buch mit dem nötigen Ritual finden könnte ...
    In der Leitung knackte es. Ich blieb stehen. Dann endlich Adrians erlösende Stimme. »Hallo, hier ist Adrian Crowley. Ich kann leider gerade nicht ans Telefon gehen, aber Sie können mir gerne nach dem Signal eine Nachricht hinterlassen.«
    Anrufbeantworter! Nein! Es piepste. »Adrian! Hier ist Sam!«, rief ich. »Halten Sie mich nicht für übergeschnappt, aber Sie sind in Gefahr!« Wie sollte ich ihn vor jemandem warnen, den er nicht sehen konnte ? Es gab nur einen Weg, ich musste dafür sorgen, dass er so weit von Nicholas fortkam wie möglich. »Wenn Sie diese Nachricht hören, packen Sie Ihren Großvater und fahren Sie mit ihm fort! Hören Sie? Sie dürfen auf keinen Fall nach Cedars Creek kommen! Fahren Sie in die entgegengesetzte Richtung und halten Sie nicht an, bevor Sie nicht mindestens zwei Stunden gefahren sind! Tun Sie es einfach! Vertrauen Sie mir!« Ich hinterließ ihm noch meine eigene Handynummer, dann legte ich auf und rannte weiter.
    Völlig außer Atem kam ich an der Bibliothek an. Es war erst kurz nach acht, sodass noch nicht geschlossen war. Das ersparte mir zumindest einen weiteren Einbruch. Was mir nicht erspart blieb, war die Frage, wie ich unbemerkt zur Kellertür gelangen sollte. Wenn ich es irgendwie schaffte, mich an Mr Owens vorbeizuschleichen, konnte ich mich zwischen den Regalen verstecken und warten, bis er nach Hause ging. Dann hätte ich freie Bahn.
    Ich spähte durch die Milchglasscheiben und erhaschte
    einen verschwommenen Blick auf den Empfangstresen. Dahinter konnte ich Mr Owens Umrisse ausmachen. Natürlich! Warum konnte ich nicht einfach Glück haben und er stünde auf, um aufs Klo zu gehen oder ein Buch wegzuräumen? Ganz gleich was, solange er nur vom Tresen verschwand. Ich drückte mein Gesicht näher an die Scheibe und sah mich um. Etwas an Mr Owens Haltung kam mir seltsam vor. Er saß nicht, vielmehr schien es, als sei er vornübergekippt. Nicholas!, schoss es mir durch den Kopf. Mit einem Satz war ich an der Tür und stürzte in die Bibliothek. Jetzt, ohne das störende Milchglas dazwischen, konnte ich es sehen. Mr Owens war tatsächlich nach vorne gekippt. Sein Kopf ruhte auf einem Buch, das aufgeklappt vor ihm lag. Plötzlich schlug mir das Herz bis zum Hals. Ganz langsam schob ich mich näher an den Tresen heran. Was sollte ich tun, wenn er tot war? Ich konnte unmöglich den Sheriff rufen. Erst der Landstreicher, dann der Mord an Tess und

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