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01 - Der Geist, der mich liebte

01 - Der Geist, der mich liebte

Titel: 01 - Der Geist, der mich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Logan
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Mauerwerk des Fundaments verborgen. Fernab von der Stelle, an der man die anderen Bücher gefunden hatte. Ich war damals sechzehn, Adrian zwölf. Obwohl die meisten Seiten völlig vergilbt waren und der Ledereinband es kaum noch zusammenhielt, war Adrian vollkommen fasziniert. Keiner von uns wollte Vater den Fund zeigen, doch während ich darauf bestand, es zu verbrennen, wollte Adrian es behalten.
    Ich setzte mich schließlich durch. Wir schlichen uns mitten in der Nacht in die Küche und warfen es in den Ofen. Sobald die Flammen aufloderten, schloss ich die Klappe und ging. Zwei Jahre später fand ich heraus, dass Adrian es wieder aus den Flammen geholt hatte. Der größte Teil war verbrannt, dennoch hatte er es in seinem Zimmer versteckt und heimlich darin gelesen.« Nicholas stand auf und begann im Raum auf und ab zu wandern. Er lief so schnell hin und her, dass mir vom Zusehen fast schwindlig wurde. »Ich
    kam durch einen Zufall dahinter. Adrian war vierzehn und wünschte sich nichts sehnlicher, als zu einer Party zu gehen. Mutter hatte es ihm verboten. Jeder im Haus wusste das. Als mein Vater nach Einbruch der Dunkelheit das Haus verließ, dachte ich mir nichts dabei. Ich sah ihn nur von hinten, die breite Statur, den Mantelkragen hochgeschlagen, den Hut tief ins Gesicht gezogen. Erst als ich Vater keine Minute später mit einem Glas Brandy vor dem Kamin sitzen sah, wurde ich stutzig. Ich wollte Adrian fragen, ob ihm etwas Seltsames aufgefallen war. Deshalb ging ich in sein Zimmer.«
    »Aber er war nicht da.«
    »Das Zimmer war leer. Natürlich wunderte ich mich, denn Adrian hatte sich so unerträglich aufgeführt, als Mutter ihm verbot, zu der Party zu gehen, dass sie ihn auf sein Zimmer geschickt hatte. Soweit ich wusste, hatte er sich ihren Anordnungen sonst nie widersetzt. Vermutlich war er nur in der Küche oder im Bad. Ich wollte schon wieder gehen, als ich bemerkte, dass die Tür zum Wandschrank einen Spalt offen stand. Eigentlich hatte ich nur vorgehabt, sie zu schließen, doch als ich davorstand, öffnete ich sie stattdessen. Auf dem obersten Regal halb hinter Spielsachen verborgen sah ich eine Schachtel, die ich nicht kannte. Neugierig holte ich sie herunter und nahm den Deckel ab. Darin lag ein Buch. Das Buch.« Nicholas blieb stehen und sah mich an. In seinem Blick stand ein Spiegelbild des Schreckens, den er damals empfunden haben musste.
    »Was ist dann geschehen?«, fragte ich, als er auch nach einer Weile nicht weitersprach.
    »Ich habe es gelesen«, erwiderte er tonlos. »Zumindest die wenigen Dinge, die noch zu entziffern waren. Das Feuer hatte den größten Teil zerstört. Was jedoch intakt war, war eine Formel, mit der man sein Äußeres verändern konnte. Nicht in der Art, dass man das Aussehen einer anderen Person oder eines Gegenstandes annahm, aber es ermöglichte, sein eigenes Aussehen innerhalb einer gewissen Altersbandbreite zu verändern. Mein kleiner Bruder Adrian hatte sich in den erwachsenen Adrian verwandelt, in der Hoffnung, jemand, der ihn nur von hinten oder aus der Ferne sah, würde ihn allein wegen seiner Statur für Vater halten.
    Als er nach Hause kam, habe ich ihn mit meinem Wissen konfrontiert. Er hat mich nur ausgelacht und mir gesagt, dass er das schon seit zwei Jahren so mache. Ich solle mich nicht so anstellen. Immerhin täte er nichts Böses.« Nicholas fuhr sich mit der Hand über die Augen, wie um die Erinnerung wegzuwischen. »Er war mein Bruder, mein bester Freund! Ich habe ihm geglaubt. Was hätte ich sonst auch tun sollen ? Wenn er sich schon so lange dieses Zaubers bediente und bisher nichts geschehen war, würde wohl auch in Zukunft nichts passieren. Was mir weitaus mehr Sorgen bereitete, war der zweite Zauber, der sich noch in dem Buch befand. Angeblich eine Formel für ewiges Leben. Ich war überzeugt, dass etwas derart Großes auch einen hohen Preis kosten würde. Deshalb warnte ich ihn davor, sie anzuwenden. Er versprach mir, es niemals zu tun. Ihm war anzusehen, dass er tatsächlich kein Interesse daran hatte. Also ließ ich die Sache auf sich beruhen. Hätte ich ihn nicht hin und
    wieder dabei erwischt, wie er sich als »alter« Adrian aus dem Haus schlich, ich hätte das alles vielleicht einfach vergessen. So verdrängte ich mein Wissen lediglich.«
    »Diese zweite Formel wurde zum Problem zwischen euch, nicht wahr?«
    Er nickte. »Adrian war immer so lebendig und fröhlich, dass er nie auf den Gedanken gekommen wäre, dass auch sein Leben einmal

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