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01 - Der Ring der Nibelungen

01 - Der Ring der Nibelungen

Titel: 01 - Der Ring der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Frage überrascht, denn in der Thronfolge war ihm weder eine Aufgabe zugedacht noch von ihm gewünscht. »In welcher Zukunft?«
    Sie führte ihr Pferd durch einen klaren Bach, dessen kaltes Wasser schon vom Winter sprach. »Burgund ist größer als zu Vaters Zeiten, und auch Xanten und Dänemark können kaum von einem Ort geführt werden. Wenn Gunther nicht die Klugheit besitzt, dich auf den Thron Islands zu setzen, dann würden Siegfried und ich dir gerne Dänemark anvertrauen.«

    Die Liebe zu Elsa hatte aus Gernot mehr einen Mann gemacht, als er selber geahnt hatte. Der Junge, der er noch vor Monaten gewesen war, wäre bei dem Angebot sicherlich davongelaufen. Stattdessen hielt er nur sein Pferd an und stieg ab. »Ich bin weder zum König geboren noch wurde ich zum König erzogen.«
    Kriemhild lächelte und band ihr Pferd ebenfalls fest. Sie setzten sich auf einen moosbewachsenen Stein. »Weder das eine noch das andere macht einen guten König aus. Siegfried wurde geboren, um zu herrschen - aber als Schmied wuchs er auf. Und Gunther hat das Blut des Hauses Burgund - aber er hätte Giselhers Heerführer werden sollen. Und doch tragen beide bald die Kronen großer Reiche.«
    Gernot war es immer leicht gefallen, in den Tag zu leben. Aber seit er sich der Liebe Elsas gewiss war, hatte er schon öfter über ihre Zukunft gegrübelt. Eine Provinz zu verwalten war von großem Reiz. Doch er scheute davor zurück, da er dann das Mädchen niemals heiraten durfte. Das Blut von Tronje war nicht edel wie das von Burgund. »Ich weiß nicht, ob ich . . . «
    Kriemhild legte ihm den Arm um die Schultern. »Du musst hier und jetzt nicht antworten. Dir bleiben Tage, Wochen, um dich zu entscheiden.«
    Er grinste schief. »Zumindest eines kann ich dir schon versprechen - sollte ich wählen können, wird der Blick von meiner Burg das Land der Dänen zeigen. Island ist kein Ort für mich.«
    Sie küsste ihn sacht auf die Wange. »Guter Gernot, was täte ich ohne dein edles Herz?«
     
    Es war ein gutes Jahr für Burgund, auch wenn es mit Drachenfeuer und einem toten König begonnen hatte. Zum dritten Mal in wenigen Monaten waren die Straßen von Worms geschmückt, die Tische reich gedeckt und die Musikanten viel beschäftigt. Die Doppelhochzeit in der Kirche sollte alles in den Schatten stellen, was bisher gewesen war, auch die Feiern zu Fafnirs Niederlage und die umjubelte Rückkehr vom Feldzug gegen Hjalmar. Die Kinder hatten Herbstblumen gepflückt, die so dicht um die Kirche lagen, dass sie das Gotteshaus wie eine Flut umspülten. Durch die bunten Fenster strahlte die Sonne in das Kirchenschiff. Alles war Farbe, Licht und Freude.
    Wie es Tradition war, gingen die Paare zu Fuß von der Burg zum Ort der Vermählung, Hand in Hand, Seite an Seite. Gunther und Siegfried trugen Hemden mit den Abzeichen ihrer Häuser und stolze Kronen auf dem Haupt. Wie es dem Christengott gefiel, hatte niemand Schwert oder Dolch am Gürtel. Feine Pelze lagen trotz des milden Wetters als Umhänge auf breiten Schultern.
    Kriemhild trug Weiß, mit langer Schleppe, und ein Diadem. Um die Hüften war ein zartes Band aus geflochtenen Silberfäden zu sehen. Brunhilde hingegen trug ein Kleid in einem Blau, das für jeden ein Schwarz war. Eng und schmucklos, fächerte es erst an den Schenkeln ein wenig auf, um ihren Beinen das Gehen zu erlauben. Ihre Haare waren geflochten wie an dem Tag, an dem sie Gunther auf dem Feld aus Eis und Feuer gegenübergetreten war.
    Viermal stolzes Königsblut schritt in einer Reihe durch die Straßen von Worms, bejubelt und verehrt von Massen, die vor Freude kaum an sich halten konnten. Dahinter, in einem Tross, den die edelsten Männer und Frauen des Hofes bildeten, gingen Gernot, Hagen, Elsa und die Heerführer. Die Luft war so angefüllt mit Begeisterung über gezeigte Liebe, dass es dem jungen Prinzen schwer fiel, nicht ständig seiner Angebeteten in die Augen zu sehen und ihre Hand zu suchen. Aber sie hatten sich geschworen, den alten Hagen erst einzuweihen, wenn vom Hofe Wohlwollen zu erwarten war. Und Siegfried hatte bereits angedeutet, dass die Hochzeitsmusik dafür ohne Misstöne verklungen sein musste.
    Die Gruppe bog auf den Platz vor der Kirche ein, den Soldaten nach allen Seiten sicherten. Trompeter kündeten von der Ankunft des Königs, und die Kirchenglocken schlugen einladend.
    Siegfried spürte, wie die Hand seiner Prinzessin zitterte. »Fürchtest du dich vor dem Schritt? Möchtest du ihn überdenken?«,

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