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01 - Der Ring der Nibelungen

01 - Der Ring der Nibelungen

Titel: 01 - Der Ring der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Glaubt sie mir, wird Kriemhild den Ratgeber, der so Übles plant, vom Hofe jagen lassen. Was geschieht dann mit dir - mit uns?«
    Sie drückte ihn wieder an sich und küsste seine Wangen. »Würdest du Burgund für mich verlassen?«
    Gernot nickte ohne Zögern. »Bei Nacht und Nebel, zu Fuß und ohne einen Fetzen am Leib.«
    Nun küsste Elsa seine Nasenspitze. »Dann werde ich es nie von dir verlangen. Aber ewig werde ich warten, wenn es sein muss. Solange du da bist, werde ich wie ein Tier um die Burg schleichen, immer hoffend, einen Blick auf dich zu erhaschen, bis die Liebe uns vereint. Aber für dieses Recht müssen wir unserem Blut abschwören - das Gute darf nicht dem Familienband unterliegen.«
    Er blickte sie in Liebe an, die größer kaum sein konnte. »Aber was sind wir ohne unseren Stand, ohne Ahnen, Eltern, Häuser?«
    Ihre Worte waren Leidenschaft, in wenige Silben gehaucht. »Du bist Gernot, geliebt von Elsa. Und ich bin Elsa, geliebt von Gernot. Was mehr können wir sein?«
     
    Brunhilde war in den Jahren, die sie mit ihrem Vater durch die Welt gereist war, klug geworden, wenn es darum ging, den Charakter der Menschen ohne große Prüfung einzuschätzen. Die meisten waren nicht schlecht, nur schwach, was ihre Freundschaften nicht weniger gefährlich machte. Abgesehen von Hakan war Eolind der einzige Mann, auf dessen Wort Brunhilde ihr Leben gegeben hätte. In ihren Augen war der höfische Ratgeber ein Schlüssel zum Geschick des Reiches. Auch aus diesem Grund hatte sie Hagen von Tronje vom Tag an, da die Burgunder aus dem Bauch des Schiffes in Island gekrochen waren, genau beobachtet.

    Es war nicht daran zu zweifeln, dass er weder Eolinds Güte noch Vertrauenswürdigkeit besaß. Doch an Verstand und Hinterlist war der einäugige Geier kaum zu unterschätzen. Es war nur Gunthers Abhängigkeit von Hagen zu verdanken, dass sie ihn nicht mit dem Schwert aus Burgund verjagt hatte. Noch nicht.
    Während Brunhilde Siegfrieds Gemach durchwühlte, jede Kiste und jeden Korb umwarf, dachte sie über Hagens Beweggründe nach. Sie glaubte keinen einzigen Augenblick, dass seine Erwähnung von Siegfrieds »Zauberdingen« ohne Grund geschehen war, als er eben das Gespräch mit ihr gesucht hatte. Wörter wie »unbesiegbar« und »unsichtbar« waren nicht umsonst gefallen. Sie sollten Saat sein, die in Hass und Neid aufging. Trotzdem war es ihr unmöglich, dem Verdacht nicht nachzugehen, den unausgesprochenen Vorwurf nicht zu prüfen. Zu unglaublich war der Gedanke, zu unvorstellbar. Was immer man Gunther unterstellen mochte, Siegfried war sicher nicht Teil davon gewesen. Hatte er ihr nicht versprochen, sie, wenn nicht zu lieben, so doch immer zu ehren?
    Alles, was sie in Siegfrieds Zimmer fand, war Plunder, Kleidung, nutzloser Tand. Ihr fiel ein, dass Gunther ihr die Geschichte erzählt hatte, wie der Schmied Siegfried an den Hof gekommen war und ihm eine Schmiede bereitgestellt wurde. Vielleicht war das der Ort, an dem der neue König von Xanten seine Geheimnisse verbarg. Sie machte sich auf den Weg dorthin, ehrfürchtige Soldaten und Hofdamen ignorierend, und fand die Tür zum kleinen Holzhaus unverschlossen. Kohle und Asche grüßten sie, halb fertige Klingen, einiges Werkzeug, eine kalte Feuerstelle und grob gehauene Tische und Stühle. In der Ecke ballte sich eine gewachste Plane, und als Brunhilde sie hervorzog, gab sie eine kleine Truhe frei, die ebenfalls nur einfach gezimmert war. Das Licht durch die Ritzen der geschlossenen Läden der Schmiede reichte aus, um zu sehen, was der zurückgeworfene Deckel ihrem Blick enthüllte.
    Ein Umhang, ein Dolch, ein riesiger Zahn, der vermutlich vom Drachen stammte. Ein paar Geldstücke in einem ledernen Beutel, vom reichen König wohl nicht mehr benötigt. Dazu ein Helm, doch von so feiner Machart, dass er für den Kampf kaum taugen mochte. Mehr im Spiel setzte Brunhilde ihn auf. So leicht war die Kopfbedeckung, dass sie kaum ihre Haare zu bändigen vermochte.
    Schnelle Schritte näherten sich der Schmiede, und Brunhilde sprang auf. Als Königin vom Hof Burgund gab es nichts, wofür sie sich entschuldigen musste, aber die Fragen, die ihr Aufenthalt in der Schmiede aufwerfen würde, waren keine, die sie zu beantworten gedachte. Aber kein hastiger Blick eröffnete ihr einen Fluchtweg, als die Tür mit einem Ruck aufgestoßen wurde.
    Es war Siegfried. Scheinbar hatte er bemerkt, dass jemand sein Gemach durchsucht hatte, und nun war er zum selben Schluss gekommen wie

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