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01 - Der Ring der Nibelungen

01 - Der Ring der Nibelungen

Titel: 01 - Der Ring der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gekommen war, und sprang auf. »Brunhilde! Fasse dich! Was immer dich erzürnt, wir werden es im freundschaftlichen Gespräch klären. Ich dulde keine . . . «
    Mit zwei Schritten war Brunhilde bei ihm, nicht Königin, nicht Frau, sondern Kriegerin. Ihre Hände legten sich um seinen Hals, und kräftig würgte sie ihn, während sie ihm drohend ins Ohr zischte: »Du bist nicht mein Mann, noch mein König. Siegfried war es, der mich unterwarf. Mit einem Ruck sollte ich dir dein Genick für deine Hinterlist brechen. Doch meinen Hass hast du dir nicht verdient - nur meine Verachtung. Und um den Hass zu nähren, brauche ich dein Leben.«
    Hagen unterdrückte das Bedürfnis, gegen seine eigene Königin das Schwert zu ziehen.
    Während Gunther bleich nach Atem schnappte, bewegte Brunhilde ihre Lippen so nah vor den seinen, als wollte sie ihn küssen. »Burgund bedeutet mir nichts - du bedeutest mir nichts. Aber beides kann mein Werkzeug sein, und darum biete ich dir einen Handel.«
    »Was immer ich ... tun ... kann, um deine Schande zu tilgen«, presste der König mühsam hervor.
    Mit einem lauten »Ha!« ließ Brunhilde ihn los und trat wieder drei Schritte zurück. »Meine Schande? Gunther, von den drei Spielern in diesem schmutzigen Spiel leben nur zwei in Schande, und ich bin es nicht.«
    Gunther rieb sich den schmerzenden Hals. »Was verlangst du?«

    »Einen Tod«, sagte Brunhilde knapp.
    »Wessen Tod?«
    »Es ist egal«, beschied sie ihn. »Wärst du Manns genug, würde ich erwarten, dass du dich in Scham selbst entleibst. Bist du so feige, dass du auch weiter auf bessere Tage hoffst, wirst du meinen toten Leib im Morgengrauen finden. Doch wenn ein Funken Ehre in dir ist und du die Zukunft Burgunds mit einer Königin an deiner Seite sehen willst, dann ist es Siegfrieds Leben, das ich fordere.«
    Zum zweiten Mal in kurzer Zeit war Gunther damit der Mord an seinem Freund geraten worden. Verwirrt sah er zu Hagen, ohne jedoch zu ahnen, wie der Ratgeber diese Lage herbeibeschworen hatte. »Ihr wollt . . . du willst, dass Siegfried stirbt?«
    Brunhilde nickte. »Der Xantener soll deine Buße sein, und Preis für den Frieden, den ich biete. Verweigerst du ihn mir, wird mein Selbstmord nicht nur das Ende unserer Ehe bringen - in wenigen Tagen wird Eolind Island unter Waffen haben.«
    Gunthers Augen verdunkelten sich, und er änderte die Strategie. »Du nennst dich ehrenhaft und verlangst doch den Kopf meines besten Freundes von mir?«
    Brunhilde spuckte vor ihm aus. »Keinen Preis, den du nennen könntest, wäre ich nicht zu zahlen bereit.«
    Der König schloss die Augen und stützte den Kopf auf beide Fäuste, als könne er sich damit vor der Welt verschließen. »Bitte geh, Brunhilde. Ich mag verachtenswerte Dinge getan haben, aber sie geschahen in reinem Gewissen. Was du nun von mir verlangst, ist Mord aus Niedertracht. Es wird viel Wein brauchen, mein Entsetzen so zu bannen, dass ich den Befehl geben kann.«
    Sie reckte stolz das Kinn. »Dann wird es geschehen?«
    Nun sprang Hagen ein. »Es wird geschehen, meine Königin. Doch überlasst uns den Ort und die Zeit, mir selbst die Tat.«
    Als fürchte sie noch Gunthers Zögerlichkeit, wartete Brunhilde noch einen Moment ab, dann ging sie mit eiligen Schritten davon.
    Der Thronsaal lag in düsterem Schweigen. Hagen labte sich an seinem Triumph, während Gunther dem Zerfall der eigenen Seele lauschte. Irgendwann fand der König die Worte wieder. »Wie wird es geschehen?«
    Hagen legte ihm die Hand auf die Schulter. »Kein Wort mehr darüber. Lenkt Euch ab, sucht freundliche Gedanken. Ihr werdet nicht weniger überrascht sein als der Rest des Hofes, wenn es geschieht. Und dann wird Frieden sein zwischen den Reichen - unter der Führung Burgunds.«
    Frieden zwischen den Reichen - das war Gunthers Ziel gewesen, und wie die Karotte vor einem Esel hatte es gehangen. Erstmals spürte der König das dunkle Schicksal höhnisch lachen, und sein verzweifelter Geist fand keine Ruhe mehr in der Heuchelei, aus Blut könne steter Frieden wachsen. Er gab den Gedanken an Gerechtigkeit ebenso auf wie die Hoffnung, jemals wieder sein Gewissen rein zu finden.
    Es war nicht mehr in seinen Händen.
     
    Kriemhilds Herz hatte einen Sprung getan, als es an der Türe klopfte. Zwar hatte sie Siegfried des Raums verwiesen, doch war ihre Sehnsucht nach ihm so stark, dass er sie mit Leichtigkeit hätte gewinnen können.
    Es war Hagen, der mit geheuchelt unterwürfiger Miene eintrat. »Meine

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