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01- Die Normannenbraut

01- Die Normannenbraut

Titel: 01- Die Normannenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Während er sein Trinkhorn leerte, dachte er an seinen Bruder.
    Olaf hatte mit den Kriegern getrunken, aber das Ale konnte ihn nicht aus seiner schlechten Stimmung reißen. Offenbar verstand er noch immer nicht, dass er in der irischen Hexe seine Meisterin gefunden hatte. Je länger ihre Abwesenheit dauerte, desto mürrischer wurde er. Eric grinste wieder. So viele Männer sind Narren, dachte er, und merken es nicht, wenn sie erobert wurden. Und dabei war der Wolf in anderer Hinsicht so klug und tüchtig. Dank seines politischen Geschicks lebten Iren und Wikinger friedlich in Dubhlain zusammen. Fleisch und Getreide, Met und Ale füllten seinen Keller. Arbeitswillige Hände bestellten seine Felder, seine Schafe und Rinder wurden gut gehütet. Er war ein mächtiger Mann, und weil er wusste, wann man kämpfen und wann man Frieden halten musste, hatte er die Achtung der Könige, der Krieger und Bauern errungen.
    Die schwere Hallentür schwang auf, und Eric sah seinen Bruder eintreten, völlig ernüchtert, das Gesicht so düster wie eine Gewitterwolke.
    Olaf kam zu ihm, wärmte sich die Hände am Kaminfeuer und fragte missgelaunt: »Was, du sitzt immer noch gerade da? Und ganz allein, im Gegenteil zu deinen Kriegern? Ich glaube, bei eurer Abreise werden nur wenige Mädchen in Dubhlain zurückbleiben.«
    Eric lachte gutmütig. »In manchen Nächten begnüge ich mich lieber mit der Rolle des Beobachters. Außerdem habe ich in diesen Mauern nur eine einzige Frau gesehen, die mein Herz gewinnen könnte, und die muss ich bedauerlicherweise >Schwägerin< nennen.«
    Ungeduldig stöhnte Olaf und rieb sich die Schläfen. »Offenbar hat sie dein Herz trotzdem betört.«
    »Und deines?«
    »Das verschenke ich nicht. Einmal tat ich es, und als es gebrochen wurde, traf mich das schmerzlicher als der Schlag einer dänischen Streitaxt.«
    »Grenilde ist tot, aber du lebst - ebenso wie deine irische Schönheit.«
    »Aye«, murmelte Olaf bitter, »meine irische Schönheit. Auch Meeresklippen und die stürmische See sind schön, aber gefährlich.«
    Eric stand auf, streckte sich und schob mit seiner Fußspitze einen Betrunkenen beiseite.
    »Du hast dich als großer Krieger und weiser, starker König erwiesen, Olaf. Obwohl du deine Macht kennst, lässt du oft genug Gnade vor Recht ergehen. Aber das wunderbarste Herz, das du erobert hast, verdammst du, ohne an Gerechtigkeit zu denken. Versuch, deine Frau noch einmal zu beurteilen - diesmal als König, nicht als Ehemann. Ich weiß, wie sehr sie dir fehlt. Hol sie hierher zurück.«
    Der Wolf starrte ihn an und beherrschte sich nur mühsam, aber Eric fürchtete seinen Zorn nicht. Da sein Bruder ein gerechter Mann war, würde er keine Rache suchen, wenn man die Wahrheit aussprach.
    »Lockt dich die See noch nicht?« fragte Olaf kühl. »Du bist schon sehr lange hier.«
    Eric schnitt eine Grimasse. »Sicher, es drängt mich, an Bord meines Schiffes zu gehen. Aber ich dachte, du würdest meine Anwesenheit in Dubhlain wünschen, während du eine Reise unternimmst. Falls die Stadt inzwischen angegriffen wird, könnte ich Sigurd beistehen.«
    Seufzend starrte der Wolf in die Flammen. »Ja, ich werde Erin nach Hause holen, denn mein Sohn soll hier in der Wikingerfestung geboren werden.«
    Sein Bruder gab keine Antwort. Lächelnd schlenderte er aus der Halle und überließ den Hausherrn seinen Gedanken.

     
    ***

     
    Warme Kleidung schützte sie vor der Winterluft. In der Kapelle war es stickig gewesen, und Erin hatte sich nur mühsam auf die Gebete besinnen können. Sie kniete am Steinboden, den Rücken kerzengerade, lauschte der monotonen Priesterstimme. Wachsendes Unbehagen erfasste sie, und sie ertrug die lange Messe nur ihrer Mutter zuliebe. Wenn es einen Himmel gab, würden Leith und Fennen ohnehin schon längst dort weilen, denn sie hatten nur die lässlichen Sünden der Jugend begangen. Solche Männer würde der Allmächtige willkommen heißen, auch wenn niemand für ihre Seelen betete.
    Nachdem sie die Kapelle verlassen hatte, atmete sie tief die frische Morgenluft ein und betrachtete mit einem wehmütigen Lächeln die Häuser im Tal. Sie liebte Tara, das’ ihr unter der dünnen Schneedecke majestätischer denn je erschien - der richtige Ort für den hohen König. Und sie würde dem Heim ihrer Kindheit stets einen Platz in ihrem Herzen bewahren. Sie war froh, dass sie ihre Mutter wiedergesehen hatte. Vor Kummer war Maeve um Jahre gealtert, und die Anwesenheit der Tochter wirkte heilsam -

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