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01- Die Normannenbraut

01- Die Normannenbraut

Titel: 01- Die Normannenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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bleiben. Denn es ist der Erbe des Vaters, und die Iren nehmen die Bedeutung einer solchen Erbschaft sehr wichtig.«
    Kalte Angst stieg in ihr auf. Hatte er beschlossen, sie nach der Niederkunft zu ihrem Vater zurückzuschicken mit dem Hinweis, der Ehevertrag gelte nicht mehr, nachdem sie ihr Schwert gegen ihn erhoben hatte? Unwillkürlich zitterte sie in seinen Armen. O Gott, niemals würde sie ihm gestatten, ihr das Kind wegzunehmen. Hatte sie sich mit ihrer feindseligen Haltung ins eigene Fleisch geschnitten? Er suchte sie nicht mehr auf, schlief nicht mehr mit ihr. Aber was hätte sie tun sollen? Sich schuldig bekennen, obwohl es nicht der Wahrheit entsprach? Niemals!
    Mit trockener Belustigung unterbrach Eric ihre Gedanken. »Ich glaube, dieses Kind - mag es nun Ire oder Norweger sein - wird zu einer beachtlichen Persönlichkeit heranwachsen, wenn es die Wesenszüge von Vater und Mutter in sich vereint. Aber welche Gepflogenheiten herrschen in dieser Halle, Olaf? Du konntest es kaum erwarten, mich in dieses prachtvolle Haus zu führen, und nun bietest du einem müden Reisenden keinen Met an, der seine durstige Kehle erquicken würde?«
    »Die Königin vernachlässigt ihre Pflichten«, bemerkte Olaf kühl und ließ Erin los. »Würdest du für die Annehmlichkeiten meiner Familie und meiner Freunde sorgen?«
    Rasch senkte sie den Kopf, um ihre Wut und ihren Schmerz zu verbergen. Es stimmte, Olaf hatte ihre Verwandten stets rückhaltlos willkommen geheißen, ihren ältesten Bruder im Kampf gegen die Dänen unterstützt, den verstorbenen Bruder gerächt. Aber Eric, der jetzt in dieser Halle stand, erinnerte sie von neuem an ihren Verlust. Dies hier war ihr Land, Leiths Land. Und ihr Mann zählte ebenso zu den unerwünschten Eindringlingen, wie dieser in Pelze gehüllte Krieger, sein Bruder.
    Als sie aufsah, begegnete sie Erics nachdenklichem Blick. »Ich wäre dir dankbar, liebe Schwägerin, wenn du für meine Bedürfnisse sorgen würdest.«
    Der sanfte Klang seiner Stimme überraschte sie. Hatte er endlich die Spannung zwischen der irischen Königin und dem norwegischen König gespürt? »Sehr gern.« Würdevoll schritt sie zum Ausgang, der zur Küche führte, drehte sich dort noch einmal um. »Und ich freue mich, dich Schwager zu nennen, Eric.«

     
    ***

     
    Später kehrte sie nicht in die große Halle zurück, die sich nun mit norwegischen Helden füllte. Sicher würden sie alle mit ihren Eroberungen prahlen, und Erin bezweifelte, dass sie es verkraften würde, sich solche Geschichten anzuhören. Sie verbrachte den Vormittag mit Moira und hoffte, die Freundin würde ihr Trost spenden, aber bald fühlte sie sich noch elender. Moira liebte es, von der Zukunft zu sprechen, von der gemeinsamen Kindheit und Jugend ihrer beiden Babys. Und an diesem Tag bezweifelte Erin ernsthaft, dass Olaf ihr erlauben würde, ihr Kind aufwachsen zu sehen.
    Am Nachmittag wuchs ihre innere Unruhe. Sie hatte Olafs Befehl befolgt und das Haus seit der Rückkehr vom Schauplatz des Kampfes nicht mehr verlassen. Aber plötzlich war ihr sein Verbot gleichgültig, das Bedürfnis, seinen norwegischen Steinmauern für eine Weile zu entrinnen, überwältigend. In der allgemeinen Aufregung, die seit der Ankunft der Gäste in ganz Dubhlain und der Residenz herrschte, hoffte Erin, sie würde unbemerkt zu den Klippen reiten können, um ihre Seele von der frischen Meeresluft trösten zu lassen.
    Während sie dahingaloppierte, genoss sie es, das starke Pferd unter sich zu spüren, das Gefühl der Freiheit. Doch von der Klippe aus sah sie im Hafen an der Mündung des Liffey die großen Drachenschiffe, die dort ankerten. Sie stellten zwar keine Bedrohung dar, versinnbildlichten aber die Kluft zwischen ihr und Olaf - eine Kluft, die von gesellschaftlichen und kulturellen Unterschieden geprägt wurde und von mangelndem Vertrauen. Trotzdem waren wunderbare Empfindungen zwischen ihnen entstanden, wenn auch nur für kurze Zeit. Wehmütig dachte sie an den Tag, wo sie einander in der Höhle geliebt hatten, ganz in der Nähe der Klippen.
    Im tosenden Lärm der Brandung hörte sie die Hufschläge erst, als sie dicht hinter ihr aufklangen. Erschrocken drehte sie sich um. Hatte Olaf ihr Verschwinden bemerkt? Dann atmete sie erleichtert auf, als sie Brice und Gregory erkannte.
    »Erin!« rief ihr Vetter vorwurfsvoll. »Liebste Kusine, niemals hätte ich dich für so dumm gehalten!«
    »Warum schimpfst ausgerechnet du mit mir … «
    »Du benimmst dich wirklich

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