01- Die Normannenbraut
»Willst du dich erkälten und die Gesundheit meines Kindes gefährden?«
Sie gehorchte, schloss die vergitterten Läden, starrte aber weiterhin hinaus. Diesmal dauerte die Stille so lange, dass Erin sich fragte, ob sie bald mit beiden Fäusten gegen die Steinmauer hämmern und schreien würde wie die klagenden Geister der Toten, die im Wald spukten.
Dann brach Olaf endlich das Schweigen. »Dreh dich um. «
Langsam erfüllte sie seinen Wunsch, schlang die Finger ineinander und senkte den Kopf.
»Warum zögerst du, mich anzuschauen, Erin?«
»Weil ich nicht weiß, welch ein Spiel du mit mir treibst. Was haben wir zu besprechen?«
»Etwas, das dir am Herzen liegt.«
Sie wandte sich wieder ab. »Wirf mir keinen Köder hin! Ich erwarte nicht, dass du mir erlauben wirst, mit Brice und Gregory nach Tara zu reisen.«
»Wende dich zu mir und stell meine Geduld bitte nicht noch länger auf die Probe, indem du mich zwingst, immer wieder dieselbe Forderung zu stellen.«
Seufzend gehorchte sie, und Olaf fragte: »Um wen trauerst du? Um Leith oder den jungen König von Connaught? Um den Bruder oder den Geliebten?«
»Fennen war nie mein Geliebter, das weißt du ganz genau.«
»Bitte, beantworte meine Frage.«
»Ich trauere um beide - um meinen Bruder, den ich sehr liebte, und um einen guten Freund.«
Nach einer kleinen Pause erwiderte er etwas sanfter: »Reden wir nicht mehr darüber. Ich kenne den Schmerz, den du jetzt empfindest aus eigener Erfahrung, und ich will den Dolch in deinem Herzen nicht noch herumdrehen.« Er räusperte sich, als würden seine eigenen Gefühle ihn verlegen machen. Dann schlug er wieder seinen gewohnten sarkastischen Ton an. »Wie viel würde dir diese Reise bedeuten?«
»Das weißt du - ebenso, wie wir beide wissen, dass du mir nicht gestatten wirst, meine Familie wiederzusehen. «
Er antwortete nicht sofort. Sein Blick wanderte über ihre Gestalt, die sich im Kerzenlicht unter dem dünnen Hemd abzeichnete. »Das liegt bei dir. «
»Du beliebst du scherzen.«
»Keineswegs. Du müsstest dich bereit erklären, einen gewissen Preis zu bezahlen.«
Ihr Atem stockte. »Du meinst, ich soll dir meinen Körper zur Verfügung stellen - und zur Belohnung darf ich nach Tara reisen? Dann sage ich ja, *Olaf, denn du pflegst dir ohnehin zu nehmen, was du haben willst. Und da du mein Mann bist, habe ich mich nie gegen dich gewehrt.«
Sein belustigtes Lächeln überraschte sie. »Du irrst dich, denn ich ersuche dich nicht, deinen Körper hinzugeben. Warum sollte ich etwas verlangen, das mir bereits gehört?«
Heißer Zorn trieb ihr das Blut in die Wangen. Er spielte immer noch mit ihren Gefühlen. »Hör auf, in Rätseln zu sprechen, denn das ermüdet mich allmählich. Sag doch klipp und klar, ob du mich zu meinen Eltern reisen lässt oder nicht!«
»Ein Mann - mag er ein Wikinger oder ein Ire sein sagt viel eher ja, wenn er sich in entspannter, angenehmer Stimmung befindet.«
»Olaf!« Sie kreischte beinahe. »Was willst du von mir?«
»Du sollst einen Preis bezahlen. « Seine heisere Stimme schien sie zu liebkosen. »Aber ich möchte keine widerstrebende Frau in den Armen halten - und auch keine Leidenschaft in dir entfachen, die du gegen deinen Willen empfinden würdest. Einmal sagtest du, Liebe kann nicht genommen, sondern nur geschenkt werden. Kluge Worte … Und jetzt bitte ich dich, mir Liebe zu schenken.«
Ungläubig starrte sie ihn an. »Das kann ich nicht … « Olaf wandte sich gähnend ab. »Dann wirst du in diesen Mauern bleiben.«
»Aber - was für einen Unterschied würde es denn machen … «
»Einen ganz gewaltigen. « Er sah sie wieder an und grinste spöttisch.
»Selbst wenn ich darauf einginge … «, begann Erin zögernd. »Ich würde es gezwungenermaßen tun.«
»Das siehst du falsch. Du brauchst nur nein zu sagen, und ich verlasse dieses Zimmer.«
»Aber dann verbietest du mir die Reise nach Tara?«
Olaf zuckte die Schultern. »Wie ich bereits erklärte ein gutgelaunter Mann ist eher bereit, seiner Frau Wünsche zu erfüllen. Aber du müsstest dich ernsthaft bemühen, meine Stimmung zu bessern, nachdem du mich heute mit deinem Ungehorsam erzürnt hast.«
Unglücklich ballte sie die Hände. Nachdem sein Anblick das vertraute Feuer in ihr entzündet hatte - wie konnte sie ihn gehen lassen? Die Bedürfnisse ihres Körpers und ihres Herzens begannen, ihren Verstand zu besiegen. Was bedeutete ihr Stolz - verglichen mit der Ahnung, dass der Wolf seine Leidenschaft, die
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