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01 - Die verbotene Oase - Mein neues Leben im Harem der Frauen

Titel: 01 - Die verbotene Oase - Mein neues Leben im Harem der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Choga Regina Egbeme
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konnte kein untrüglicheres Zeichen geben, dass sie sich auf ein längeres Gespräch mit mir einstellte ... „Du siehst aus, als ob du versuchst, die ganze Welt zu verstehen“, sagte sie. „Hast du eine Lösung gefunden?“
    Ich seufzte tief, dann sprudelte ich einfach los.
    „So habe ich das noch nie gesehen, Choga“, entgegnete Bisi schließlich nachdenklich. „Glaubst du wirklich, dass die Kleidung so wichtig ist? Findest du nicht, du übertreibst ein bisschen?“
    „Sie ist der Ausdruck unserer Einstellung. Doch die Zeiten, in denen wir uns in Papa Davids Obhut hinter hohen Mauern sicher gefühlt haben, sind lange vorbei. Für ihn sollten wir etwas Besonderes sein. Heute müssen wir das nicht mehr zur Schau stellen. Wenn wir es dennoch tun, bringen wir unsere Umgebung gegen uns auf - anstatt uns anzupassen“, stellte ich fest.
    Ich sah es an Mama Bisis Blick. Alte Menschen schätzen es nicht sehr, wenn die Jugend mit Traditionen bricht. Mama Bisi war die vierte Frau meines Vaters gewesen. Was ich vorschlug, stellte ihr ganzes Leben infrage. „Versteh mich nicht falsch, Mama“, lenkte ich ein, „was Papa David, meine Mutter und du getan habt, war zu eurer Zeit richtig. Ich will nicht das Haus eures Glaubens niederreißen. Das besteht weiter. Aber heute ist eine andere Zeit und vor allem: Wir leben hier auf dem Land. Sieh dich doch um. Weit und breit ist kein Mensch. Dabei brauchen wir andere Menschen, wenn wir bestehen wollen.“
    „Choga“, widersprach meine Lieblingsmama mit fester Stimme, „wir haben hier früher auch so gelebt. Deine Mutter war eine respektierte Frau.“
    „Aber hatte sie Freunde außerhalb des Compound? Erinnerst du dich, dass sie die Farm oft verlassen hat? Oder war es nicht vielmehr so, dass sie nur für Erledigungen nach Jeba gegangen ist? Sind umgekehrt die Menschen nicht nur deshalb zu uns gekommen, weil wir ihre Kinder sonntags gespeist haben?
    War das ein Miteinander oder ein Nebeneinander?“
    „Ich dachte, du warst hier immer glücklich“, antwortete Bisi hilflos.
    In mir hatte sich so viel angesammelt, das herauswollte. Sollte nun ausgerechnet die liebe Bisi meine aufgestaute Wut zu hören bekommen?
    Ich schlug einen versöhnlicheren Ton an. „Ich habe Vorjahren einige Gespräche belauscht, die du mit Mutter geführt hast. Du warst gegen meine Ehe mit Felix. Und du hast meiner Mutter vorgeworfen, dass ich geopfert werden sollte für den Frieden zwischen den Familien.“ Meine Tränen liefen ungehindert. Mama Bisi stützte meinen von Weinkrämpfen geschüttelten Körper, bis ich mich endlich wieder beruhigt hatte.
    „Es geht weder um die Ereignisse von heute noch um Schwester Ngozis Worte von neulich, mit denen sie uns vor den Fremden auf dem Compound gewarnt hat, oder um den Bau des Heilhauses“, sagte sie langsam und ganz ruhig. „Um dich geht es, meine Kleine. Um deine Vergangenheit, nicht wahr? Du hast in diesem Haus, das uns eine Zuflucht geworden ist, die Hölle erlebt. Das habe ich wohl verdrängt. Und nun sollst du den Glauben deiner Eltern verteidigen, der dir so viele Schmerzen bereitet hat. Verzeih, mein Kind, dass ich daran noch nie gedacht habe.“ Ich spürte, wie sie ihre Tränen hinunterschluckte. „Du müsstest dieses Haus eigentlich hassen“, sagte sie.
    Ich schüttelte den Kopf. „Nein, nein, das tue ich nicht. Ganz bestimmt nicht. Ich liebe diese Farm. Ich war hier glücklich.“ Doch die Tränen, die nicht mehr aufhören wollten zu fließen, widersprachen meinen Worten.
    „Und sehr, sehr unglücklich“, bekräftigte Mama Bisi. „Es heißt zwar, dass viel Licht auch viel Schatten erzeugt. Doch die Schatten werden manchmal zu Gespenstern, die einen nicht mehr loslassen.“
    „Diese Zisterne“, sagte ich, „weißt du noch?“
    „Was war mit ihr? Die war doch ausgetrocknet?“, fragte Bisi.
    „Nicht deswegen habe ich darum gebeten, dass wir sie zuschütten und die kleinen Mauern abreißen, die mein Bruder Jo und ich gebaut hatten. Jedes Mal, wenn ich an ihr vorbeikam, musste ich an diese schlimme Nacht denken.
    Nachdem Felix mich das erste Mal vergewaltigt hatte, bin ich hineingestiegen und habe versucht, mich in der Kälte der Nacht in dem schlammigen Wasser zu reinigen. Ich bekam hohes Fieber. Trotzdem bin ich am nächsten Morgen zur Versammlung gegangen. Ich wollte Felix nicht den Triumph gönnen, mich besiegt zu haben.“
    „Du willst immer stärker sein, als du wirklich bist“, meinte Mama Bisi. „Doch Kraft ist nicht

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