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01 - Die verbotene Oase - Mein neues Leben im Harem der Frauen

Titel: 01 - Die verbotene Oase - Mein neues Leben im Harem der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Choga Regina Egbeme
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ihren Glauben vertreten.“
    „Das haben die anderen auch“, kommentierte Mama Ada in ihrer unnachahmlich trockenen Art, auf die mir meist keine Entgegnung mehr einfiel.
    Genau genommen hatte sie Recht. Nur traf uns diese Gewaltbereitschaft völlig unvermittelt.
    „Wie sollen wir uns verhalten?“, fragte ich ratlos. „Die Polizei einschalten?“
    Die kleine Mama Ngozi lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. „Ich kenne diesen Marktvorsteher nicht. Aber ich werde demnächst in die Stadt gehen und die Frauen der Kooperative fragen. Wenn er jedoch wirklich diese hohe Position hat, dann wird die Polizei nicht gerade erfreut sein, gegen ihn zu ermitteln.“
    Mama Ngozis Augen blitzten kurz auf. „Darum habe ich auch gesagt, dass wir die Fremden nicht auf den Compound lassen sollen. Wirklich sicher sind wir nur hier. Die Entfernung zu den anderen Menschen ist unser Schutz.“
    „Ich denke“, entgegnete Mama Ada bedächtig, „dass Efe einen Fehler gemacht hat. Sie hätte sich der Forderung des Marktvorstehers nicht widersetzen dürfen.“
    „Dieser Mann hat das Andenken an ihr Kind zerstört. Jede von uns hätte sich gewehrt“, wandte ich ein.
    „Es geht um mehr als das“, verbesserte Ngozi mich energisch. „Wir glauben an Jesus Christus. In Kaduna sind Menschen dafür gestorben. So wie auch Jesus am Kreuz nicht widerrufen hat. Efe hat richtig gehandelt.“
    „Habt ihr vergessen, was Papa David gelehrt hat?“, fragte Mama Ada ruhig.
    „Du sollst die andere Wange hinhalten.“
    „Morgen nach dem Gottesdienst und der Speisung der Bedürftigen sollten wir gemeinsam beraten, wie wir uns verhalten müssen, damit sich so etwas nicht wiederholt“, schlug ich vor.
    Die beiden Mamas zogen sich zurück; ich war zu aufgewühlt, um mich ins Bett zu legen, und starrte noch lange in den sternenklaren Nachthimmel.

Schatten der Vergangenheit
    Bislang war unsere Farm eine kleine Insel im ruhigen Meer gewesen, nun schlugen wütende Wellen dagegen. Efes und Lapes Unglück hatte mir das auf entsetzliche Weise vor Augen geführt. Hatte Mama Ngozi Recht? Mussten wir uns abschotten, anstatt uns zu öffnen? Oder gehörte es nicht vielmehr zu unserem Leben dazu, dass wir uns ihm stellten? Doch wie sollten wir mit den Gefahren umgehen, die das mit sich brachte? So, wie Mama Ada es sah?
    Indem wir die andere Wange auch noch hinhielten? Oder gab es doch noch eine andere Lösung, die bislang keine von uns in Erwägung gezogen hatte?
    Ich erinnerte mich an eine winzige Geste von Mama Ada bei ihrer ersten Begegnung mit dem Ehepaar Musa: Sie hatte ihr auffälliges Kreuz ins Kleid geschoben. Konfrontationen vermeiden, so könnte man es nennen. Und dabei trotzdem die eigenen Überzeugungen nicht verraten. Fast alle meiner Gefährtinnen waren aus der Kirche meines Vaters hervorgegangen, glaubten an Jesus und hielten ihre Ansichten für die einzig richtigen.
    Wie die Männer, die Efe und Lape misshandelt hatten. Der Marktchef, darüber hatte mich Ada inzwischen aufgeklärt, war höchstwahrscheinlich ein liman, der Anführer einer strengen muslimischen Gruppierung, oder ein malam, ein Schriftgelehrter. Er trug einen Turban und graue Gewänder. Ich sah an mir selbst hinab. Alles an mir war weiß. Was, so fragte ich mich in dieser Nacht, gab uns eigentlich das Recht, uns durch unsere Kleidung aus der Menge der anderen hervorzuheben? Waren wir etwas Besonderes? Besser als andere?
    Warum muss-
    ten wir betonen, was unsere weißen Gewänder zum Ausdruck brachten - den Glauben an die Wiederauferstehung?
    Dagegen war auch nichts einzuwenden; jedem Menschen muss das Recht zugestanden werden, zu glauben, was er will. Ich selbst jedoch habe mich in den Jahren meiner Ausbildung zur Heilerin vom Weg meiner Eltern weit entfernt. Die Frauen um Ezira kennen keine Ausgrenzung, sie lassen neben ihrer Überzeugung auch jede andere gelten. Stets weisen sie aber darauf hin, dass niemand Gott für sich allein beanspruchen kann. Er wohnt in uns allen.
    Nur der Name, den wir ihm geben, ist ein anderer.
    Sollten wir nicht den ersten Schritt machen? Uns mit unserer äußeren Erscheinung nicht länger von anderen Menschen abgrenzen? Glaubt man weniger, wenn man seine Überzeugung nicht bei jeder Gelegenheit offen darstellt?
    „Efe ist endlich eingeschlafen.“ Mama Bisi war auf die Veranda getreten.
    Fürsorglich legte sie mir eine Decke um die Schultern und setzte sich neben mich. Sie hatte ihren kleinen runden Körper bereits in eine wärmende Decke gewickelt. Es

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