01 - Die verbotene Oase - Mein neues Leben im Harem der Frauen
Finanzen nahm alles wortlos entgegen. Einen Tag später kam sie zu mir.
„Es ist schade“, begann sie, „dass deine Mutter nicht mehr erleben kann, wie du die Farm führst.“
„Ich?“, antwortete ich überrascht. „Das macht doch ihr vier, unsere Ältesten.“
Mama Ngozi legte ihre Hand auf meine. „Ja, Tochter Choga, das versuche ich mir auch die ganze Zeit zu sagen.“
Mit energischen Schritten ging die gebeugte Seniorin tags darauf nach Jeba, um das Material zu bestellen.
Magdalenas Ankunft
Ich hatte bereits geschlafen, als mich ungewohnte Helligkeit weckte.
Gleichzeitig hörte ich das Brummen eines Automotors und kurz darauf das energische Signal einer Hupe. Unsere kleine Hündin Hope hatte mich diesmal nicht alarmieren können. Seitdem ich im Heilhaus schlief, war ihr Platz aus Hygienegründen auf der anderen Seite des Hofs im Haupthaus. Schlaftrunken stolperte ich nach draußen und erkannte lediglich die Schatten von zwei Menschen, die aus dem Wagen stiegen. Geblendet hob ich die Hand vor die Augen.
„Choga ... Choga Regina? Bist das du?“
Eine Frauenstimme hatte mich auf Deutsch angesprochen, in einem Tonfall und mit einer Wortwahl, die jener meiner Mutter glich. Die schlanke Gestalt neben dem Auto bewegte sich langsam auf mich zu, sie streckte die Hand nach mir aus. Für einen Augenblick glaubte ich, mein Herz würde aussetzen. War das jetzt ein Traum? Gelegentlich kam es vor, dass Mama Lisa nachts zu mir sprach ...
Die Gestalt näherte sich. Ich konnte mich nicht bewegen.
„Ich bin's, Magdalena. Tut mir Leid, dass wir so spät erst kommen. Wir haben den Weg nicht gleich gefunden.“
Magdalena! Endlich! Sie war gekommen! Und wie schon bei unserem ersten Treffen 16 Monate zuvor fühlte ich mich völlig hilflos. Nun stolperte ich ihr entgegen und redete wieder nur dummes Zeug. „Ich habe schon gedacht, du hättest es dir anders überlegt.“ Ich redete natürlich Deutsch und merkte sofort, dass ich zunächst nach Worten suchen musste. Ich gebrauchte Mutters Sprache einfach zu selten.
Es war viel zu dunkel und ich zu aufgeregt, um auf meine Schritte zu achten.
Irgendetwas lag im Weg, ich stieß mir die wie immer nackten Zehen - und flog regelrecht in die Arme meiner Schwester. Diesmal gab es keine Fremdheit zwischen uns, wir hielten uns in den Armen, stumm vor Glück.
„Das tut so gut, euch vereint zu sehen“, hörte ich Amaras Stimme. Meine Ratgeberin aus Lagos, inzwischen noch runder geworden, umschlang uns mit ihren kräftigen Armen, die mich schon in so mancher Lebenskrise gehalten hatten. Die Rührung überwältigte sie wohl noch mehr als uns beide. „Meine Töchter“, sagte sie immer wieder und putzte sich erst mal geräuschvoll die Nase. In nur einem Tag war sie die über 1000 Kilometer lange Strecke gefahren, um meine Schwester aus Lagos, wo Magdalena angekommen war, zu mir zu bringen.
Auf der Veranda wurde nun die Kerosinlampe entzündet. „Choga, wer ist denn gekommen?“, fragte Mama Ada. In ihrem Gefolge fegte die kleine Hope wie ein Wirbelwind ins Freie, tat ihr Bestes, um zu beweisen, dass sie schon ein kleiner Wachhund war, bellte mit heller Stimme und sprang aufgekratzt wechselweise an Magdalena, Amara und mir hoch.
Ich hakte meine Schwester auf der einen Seite unter, Amara auf der anderen.
Jene Frau, der ich es verdankte, dass ich den Weg einer Heilerin eingeschlagen hatte. Inzwischen waren drinnen alle Lampen entzündet worden, über die wir verfügten. Als wir die Eingangshalle mit der weit schwingenden Treppe betraten, war sie voller Menschen. Gut 20 plötzlich gar nicht mehr verschlafene Frauen und Kinder waren hellwach, um Magdalena und Amara zu begrüßen.
Dann stimmte jemand - ich glaube, es war Bisi - ein fröhliches Lied an, das die anderen mit rhythmischem Klatschen begleiteten.
„Welcome to our komel Welcome, Magdalena! God bless you, Magdalena!“
Ich hätte jede einzeln dafür umarmen können, dass sie meine deutsche Schwester mit solch einer unvoreingenommenen Gastlichkeit willkommen hießen. Mit großen Augen blickte
Magdalena in die Runde der Versammelten. Einige, wie meine Lieblingsmamas Bisi und Ada, waren ihr von ihrem letzten Besuch vertraut. Aber da waren so viele neue Gesichter, die sie noch nicht kannte.
„Danke“, sagte sie gerührt auf Englisch. „Ich bin total glücklich ...“ Weiter kam sie nicht. Ihre Stimme versagte und sie musste sich erst mal räuspern.
Bisi trat auf sie zu. „Ich bin die Älteste hier. Mein Name
Weitere Kostenlose Bücher