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01 - Die verbotene Oase - Mein neues Leben im Harem der Frauen

Titel: 01 - Die verbotene Oase - Mein neues Leben im Harem der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Choga Regina Egbeme
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Ngozis Tuch.
    „Bitte, bitte nicht!“, flehte Mama Bisi ganz leise.
    Sie ahnte wohl längst, was gleich geschehen würde, während ich noch wie gelähmt gaffte. Einer der Begleiter riss ein weiteres Tuch von Ngozis Kleidern und umwickelte damit meinen Feldstock, den ich fallen gelassen hatte.
    Plötzlich bemerkte ich Magdalena, die sich durch unsere Gruppe nach vorn schob. Sie sprach den liman auf Englisch an: „Wir haben Ihre Macht gesehen. Gehen Sie jetzt. Sie haben bereits genug angerichtet.“ Mit entschlossenen Schritten näherte sie sich dem Anführer, der sie mit einem ironischen Lächeln betrachtete. Ich weiß nicht einmal, ob er überhaupt verstand, was sie sagte, oder ob es ihm gleich war.
    „Lass es, Magdalena!“, rief ich ihr laut in unserer Muttersprache zu. „Komm zurück. Er tut dir weh. Bitte, bitte, komm!“
    Jetzt wendete sich Mama Ada leise an meine Schwestern: „Ihr müsst ganz ruhig bleiben. Es wird gleich brennen. Verlasst das Haus durch den Hinterausgang. Geht zur Küche, nehmt Töpfe, Kalebassen, Eimer. Macht alles voll mit Wasser, so schnell ihr könnt, und bildet eine Kette. Wenn ihr alle helft, dann schaffen wir es. Wir haben das alles aufgebaut und wir werden es retten.
    Bleibt ruhig!“ Dann ging sie voran, alle folgten.
    Im Hof redete Magdalena immer noch auf den liman ein. Doch der Mann hörte nicht auf sie, rief etwas und im nächsten Moment flog ausgerechnet mein eigener mit Ngozis Tuch umwickelter Feldstock durch die Luft. Er sah aus wie ein Blitz, als er geradewegs auf das trockene Palmwedeldach des Heilhauses niederging.
    „Meine Kräuter, meine Medizin, wir brauchen sie!“, schrie ich wie von Sinnen und wollte losstürmen. Die beiden Männer mit den Messern standen zwischen mir und dem Heilhaus, und so zerrte Mama Bisi mich zurück.
    Nun hielt der liman seinen lichterloh brennenden Stecken mit zufriedenem Grinsen ans Dach der Station. Es brannte sofort. Die Schule schien ihn nicht zu interessieren, stattdessen zündete er das Dach unserer kleinen Kirche an.
    Anschließend gab er einen Befehl und die Männer zogen sich zu ihrem ramponierten Wagen zurück.
    Ich war längst beim Heilhaus angekommen, stürmte hinein und warf durch die geöffneten Fenster hinaus, was ich ergreifen konnte. Ich spürte die von oben drängende Hitze nicht,
    sondern rettete in diesen Sekunden völlig planlos, was ich zu fassen bekam.
    Dann packten mich Adas starke Hände.
    „Der Gaskocher!“, schrie meine Patentante. „Raus! Gleich fliegt alles in die Luft!“
    Die rote Flasche stand neben meinem winzigen Herd, auf dem ich den Tee zubereitet hatte. Ada zerrte mich ins Freie, zog mich zum Haus. Aber es geschah nichts! Ich wollte zurück, während Ada mich mit eisernem Griff zurückhielt. Und dann knallte es, die Explosion drückte die Steine der Außenwand nach außen, während gleichzeitig eine meterhohe Stichflamme emporschoss.
    Ohnmächtig musste ich mit ansehen, wie alles niederbrannte und schließlich in sich zusammenfiel. Obwohl sich meine Gefährtinnen jede erdenkliche Mühe gaben, rannten und schleppten, blieb von dem ganzen Flachbau nur eine Ruine übrig, die schlimmer aussah als das Haus, das wir anderthalb Jahre zuvor vorgefunden hatten. Die nur aus Holzstämmen und Lehm errichtete Schule, in der Magdalenas Sachen und ihr Unterrichtsmaterial gelegen hatten, existierte überhaupt nicht mehr. Die Verbrecher hatten sie nicht anzünden müssen; die Flammen waren in Sekundenbruchteilen übergesprungen. Sie war viel zu dicht am Heilhaus erbaut worden. Unsere kleine Kirche hatten wir gar nicht erst zu löschen versucht. Dafür reichten weder unsere Kräfte noch die Anzahl der Personen aus.
    Irgendwann setzte Regen ein. Warum war der nicht früher gekommen?
    In der Eingangshalle hatte sich eine traurige Versammlung gebildet. Viele hatten vom Ruß verdreckte Gesichter, manche waren verletzt. Aus Stoffresten legten Bisi und ich Verbände an. Es waren glücklicherweise keine Brandwunden, sondern durch Steinwürfe verursachte Blessuren. Die alte Küche im Haus, das unbeschädigt geblieben war, diente wieder als Heilküche, in der ich zerstreut Arznei bereitete, die ich aus den Büschen rings um unser Haus herstellte.
    Mama Ngozis Leichnam war auf ihre Schlafmatte gebettet worden, ihr Körper mit frischen weißen Tüchern bedeckt und das Kreuz, das ihr so wichtig gewesen war, in die gefalteten Hände gelegt worden. Ihr ausgemergeltes Gesicht wirkte nun völlig entspannt. Ihre Verwandten hatten

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