01 - Die verbotene Oase - Mein neues Leben im Harem der Frauen
Bericht mit einem schweren Seufzen. „Choga, was ist das für ein Land? Warum verlaufen hier Auseinandersetzungen gleich so blutrünstig? Haben die Leute denn keine Achtung vor dem Leben?“
„Ist das denn nur in meinem Land so?“, fragte ich. „Tun die Europäer so was nicht?“
„Ja, doch, das mag schon sein. In Nordirland ermorden sich sogar die Christen gegenseitig“, räumte sie nach einer längeren Pause ein. „Vielleicht ist das keine Frage der Hautfarbe, sondern einfach in den Menschen drin. Immerhin können sie etwas, wozu Tiere nicht in der Lage sind: hassen.“
Bevor sich Magdalena zurückzog, sagte sie: „Wir sollten den Generator die Nacht über laufen lassen. Es ist sonst so dunkel und still hier draußen.“ Es war der einzige Hinweis darauf, dass sie Angst hatte.
Ada hatte schon eine Woche zuvor die Verlegung der von Magdalena mitgebrachten Elektroleitungen abgeschlossen,
aber es fehlten noch Lampen und Birnen, weshalb wir im Haus Kerosinleuchten benutzten. Auf der Veranda gab es jedoch elektrisches Licht.
Ich rückte den Korbsessel unter die moderne Lichtquelle und nahm meine Kladde auf den Schoß. Nachdem ich alles niedergeschrieben hatte, lehnte ich mich zurück; ich war viel zu aufgewühlt, um mich hinzulegen.
Vielleicht, dachte ich, ist es ohnehin besser, die Nacht hier draußen zu verbringen. Jemand sollte Wache halten. Das gleichmäßige Geräusch des Generators war ich nicht gewohnt; es überdeckte die Stimmen der Nacht. Sie kannte ich seit meiner Kindheit, wusste einzuschätzen, wie weit die umherstreunenden Hundemeuten entfernt waren, kannte das schrille Aufjaulen der Katzen oder das gelegentliche Kreischen eines Affen. Das Brummen des Motors verwischte diese mir vertrauten Laute.
Ich ging noch einmal hinein, um nach Tanisha zu sehen. Das Licht im Zimmer brannte. Mama Bisi und Mama Ngozi hatten sich zu den beiden jungen Frauen und ihren Babys gelegt.
Bisi war noch wach. „Geh schlafen“, flüsterte sie, „zwei Omas schaffen das schon.“
In der Empfangshalle blickte Hope mich schwanzwedelnd an.
„Na, dann komm“, murmelte ich und nahm sie mit auf die Veranda. Mit einem Satz war der Hund auf meinem Schoß, drehte sich im Kreis, um die beste Schlafposition zu finden, und kuschelte den Kopf in meine Kleidung. Groß und schwer war Hope geworden. Ich drückte sie an mich und versuchte, mich zu entspannen. Aber sie schreckte mehrmals hoch und schlug an. Irgendetwas ging da draußen vor sich. Ich fühlte mich unbehaglich. Gut 24 Stunden zuvor hatte ich damit gedroht fortzugehen. Jetzt wünschte ich mir das Gegenteil: eine hohe Mauer, die uns alle schützte ...
Der Angriff
Mama Ngozi erwies sich als eine resolut handelnde Person. Sie schickte ihre Verwandtschaft gemeinsam mit unseren jungen Frauen zum Mauerbau, bevor die Sonne richtig aufgegangen war. Es war sehr kühl und meine Glieder waren nach der im Freien verbrachten Nacht völlig steif. Efe, Bisi und ich versorgten Tanisha und Nana sowie ihre Babys in der Bibliothek. Nana, unsere Amme, erhielt zur Steigerung des Milchflusses einen Tee aus der Rinde des Fruchtbarkeitsbaums. Der große Baum wächst zwar nicht bei uns in der Nähe, doch ich hatte stets getrocknete Rinde im Heilhaus, da ich sie ebenfalls als Pulver gegen Hautausschlag verwendete. Tanishas Temperatur war, nachdem wir die wegen ihrer Nebenwirkungen riskanten Garnbaumblätter abgesetzt hatten, wieder leicht gestiegen, die Nachtbaumknospen schienen aber die Bakterien des Kindbettfiebers zu bekämpfen. Erst danach konnte ich mich daranmachen, den Tee für meine Gefährtinnen und die Kinder zu bereiten. Efe und ich verteilten ihn auf der „Baustelle“.
„Wir arbeiten auch, gib uns ebenfalls von deinem Tee“, verlangte Ngozis Tochter Rose.
„Später“, sagte ich, „ihr bekommt anderen Tee.“
„Wir wollen aber diesen Tee!“, verlangte Rose.
„Ihr seid nicht krank“, wies Efe sie zurecht.
Ngozis Tochter, eine wie ihre Mutter sehr schlanke Frau von schätzungsweise 40 Jahren, machte runde Augen. „Ihr seid krank? Ihr seht aber nicht krank aus.
Was habt ihr denn?“
„Nichts“, sagte ich hastig, „das ist nur vorbeugend, damit niemand krank wird.“
„Wir mussten unsere Häuser verlassen. Und du willst uns nichts geben, damit wir gesund bleiben?“ Rose ließ ihre Steine fallen und ging auf mich zu, um mir die Kanne aus der Hand zu nehmen. „Euch geht es gut, wir hingegen brauchen Hilfe!“
„Lass das“, sagte ich, „wer welchen Tee
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