01 - Ekstase der Liebe
habe, als ich dich heute
zum ersten Mal gesehen habe. Aber jeder hat dich angestarrt, und alle Männer
haben gesagt, dass du ein Diamant reinsten Wassers seist. Es war ein Anfall von
Wahnsinn. Verstehst du ... Ich habe es mir im vergangenen Monat zur Gewohnheit
gemacht, dich als mein anzusehen.«
Chloe
stand stocksteif da und er presste sie mit seinen kräftigen Armen an sich. »Wo
warst du?«, fragte sie, ihre Stimme gedämpft.
»Ich
habe gearbeitet«, erwiderte Will. »Ich habe die Schafbauern auf meinem Land
organisiert. Wir haben eine Weberinnung ins Leben gerufen und erst letzte Woche
wurde eine Herde Zuchtschafe geliefert. Wie du siehst, habe ich mich dazu
entschlossen, lieber ein Vermögen zu machen, als in eines einzuheiraten.«
Er hob
ihr Kinn und küsste die Tränen von Chloes Wangen fort. Sie sah ihn ernst an.
Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Was war mit ihrem Vermögen?
»Ich
möchte dich heiraten, Chloe. Aber ich will es zu meinen Bedingungen ... mit
meinem eigenen Geld, nicht mit deinem Vermögen.«
Chloe
nickte, ihre Augen füllten sich wieder mit Tränen.
»Warum
weinst du, Liebste?«, fragte Will.
»Ich
wusste nicht, wo du warst... und ich dachte, du willst mich nicht heiraten.«
Sie barg ihr Gesicht wieder an seinem Hemd. Will küsste sie auf den Hals.
»Ich
möchte dich heiraten. Und das möchte praktisch jeder Junggeselle da draußen und
ziemlich viele verheiratete Männer ebenso. Kannst du auf mich warten?« Er sah
sie ängstlich an. Chloe konnte sich gerade noch zurückhalten, über die
Lächerlichkeit seiner Bitte zu lachen. »Es dauert höchstens ein Jahr, bevor die
Wolle Profit bringt, und in dem Augenblick, wo sie Gewinn abwirft, werde ich an
deine Eingangstür klopfen.«
jetzt
musste Chloe lächeln. »Oh, Will«, sagte sie. Will sah sie an. Seine ruhige,
stets adrette Geliebte sah aus wie ein Straßenkind, das in einen Sturm
geraten war. Er hatte ihr glattes Haar zerzaust, als er sie auf den Kopf
küsste; ihre Wange waren tränennass und rosig. Aber sie sah schrecklich
glücklich aus und nicht einmal Lady Commonweal, die ihre Tochter auf dem Balkon
und jetzt Chloe in einem geschlossenen Salon beim Schmusen erwischte, als sie
plötzlich wütend hereinstürmte, konnte das Leuchten in ihren Augen zum
Verlöschen bringen.
Ihre
Hand verlor sich in seiner riesigen Hand, als Chloe zuhörte, wie Will Lady
Commonweals Laune hob, Sissy schmeichelte und arrangierte, dass er sie selbst
nach Hause geleitete. Wills Hand fühlte sich anders an - es war nicht
länger die weiche Hand eines Tänzers, sondern eine durch zwei Monate Arbeit
gehärtete Hand voller Schwielen. Chloe lächelte selig und sagte,
charakteristisch für sie, nichts.
Kapitel 14
Die neue Gräfin von
Sheffield und Downes saß auf der Kante eines riesigen Bettes im feinsten
Wirtshaus Bournemouth und war ungewöhnlich nervös. Charlotte sah auf ihre
Hände. Sie zitterten leicht. Das Problem war, dass ihr Mann jeden Augenblick
auftauchen konnte. Und dann würden sie sich wieder lieben. Es war dieses
Wieder, was sie dazu brachte, sich an der Bettdecke festzuklammern. Oh, warum
war sie nicht offener zu ihrer Mutter gewesen und hatte ihr einige Fragen
gestellt? Adelaide hatte das Thema vermieden, ihrer Tochter einfach auf die
Schulter geklopft und fröhlich bemerkt, dass Charlotte ja alles über eheliche
Beziehungen wusste und sie daher nicht darüber reden mussten.
Charlotte
war nicht überrascht gewesen, dass Adelaide dieses Thema umgehen wollte. Zum
einen konnte Charlotte sich sehr genau an den damit verbundenen Schmerz
erinnern. Kein Wunder, dass ihre Mutter nicht darüber sprechen wollte. Bei dem
Gedanken zuckte Charlotte zusammen und presste unwillkürlich die Schenkel
zusammen. Sie konnte nur annehmen, dass Frauen sich im Laufe der Jahre daran
gewöhnten. Ihr Gesicht wurde weicher. Sie liebte alles andere, was Alex
mit ihr anstellte. Sie dachte verschwommen an den Chinesischen Salon.
Aber
was sie wirklich erschreckte, war ihre wachsende Überzeugung, dass Alex merken
musste, dass mit ihr etwas nicht stimmte. Seit Jahren hatte sie nicht mehr an
das Blut und den Schmerz - gedacht. Dann plötzlich vor etwa einer Woche
war ihr alles wieder eingefallen. Was, wenn sie tatsächlich körperlich ruiniert war? Sie starrte auf ihre Zehen, die unter ihrem Morgenrock aus Spitze
hervorlugten. Antonin Carêmes Vorstellungen von einer Aussteuer waren durch und
durch französisch. Sie war praktisch nackt, dachte Charlotte. Es bestand
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