01 - Ekstase der Liebe
das Zittern, das Kribbeln,
all die Gefühle, die ihr in den letzten zwei Monaten einen so unruhigen Schlaf
beschert hatten. Sie war immer wieder keuchend aus einem Traum erwacht, in dem
sie um etwas bat ... sie war sich nicht sicher, was. Etwas, das nur Alex ihr
geben konnte.
Aber
ein Teil von ihr hielt sie zurück. Tu es nicht, sagte eine leise Stimme. Es
wird wehtun; er wird herausfinden, dass mit dir etwas nicht stimmt; es wird
alles kaputtmachen! Doch noch während Charlottes Verstand kämpfte, reagierte
ihr Körper. Alex küsste sie so vorsichtig, so zärtlich. Beinahe ohne es zu
merken öffnete sie den Mund und saugte seine Zunge ein. Heftiges Verlangen
durchzuckte ihren Körper. Charlottes Hände fanden ihren Weg zu Alex' Hals und
ihre Finger vergruben sich in seinen dichten Locken. Der Kuss war trügerisch
unschuldig, wie alle Küsse, die sie in den letzten zwei Monaten ausgetauscht
hatten. Die Angst verflüchtigte sich aus Charlottes Gedanken, zusammen mit der
Erinnerung an den Schmerz. Das war nichts Erschreckendes, einfach nur einer der
heißen Küsse, die ihr Alex so oft gab. Er würde sich schließlich von ihr
losreißen und laut nach Luft schnappen. Vorübergehend vergaß sie, dass in
dieser Nacht mehr zu erwarten war.
Als
Alex sich zurückzog und seine Braut forschend ansah, war er froh zu sehen, dass
ihre Wangen leicht gerötet und ihre Augen verträumt waren. Das war seine
Charlotte.
»Ich
glaube, wir sollten etwas Champagner trinken«, sagte er. »Ich habe noch gar
nicht mit der Braut angestoßen.« Erleichterung zeichnete sich auf Charlottes
Gesicht ab. Er würde nicht auf sie springen und ... in sie eindringen.
»0 ja!«,
meinte sie etwas zu schnell. Alex lachte in sich hinein.
»Würdest
du mir glauben, dass du nächste Woche, wenn ich dich frage, ob du Champagner
möchtest, dein Glas zur Seite werfen und auf mich springen wirst?«
»Nein«,
erwiderte Charlotte, ohne es zu wollen war sie fasziniert. Auf ihn springen?
Was meinte er?
Alex
entkorkte eine Flasche Dom Perignon. Er hatte weniger Schwierigkeiten, seine
heftigen Gefühle im Zaum zu halten, als er gedacht hatte. Das machte die Übung,
dachte er ein wenig spöttisch. Oder, was wahrscheinlicher war, er fand die Vorstellung
von einer verängstigten Bettgenossin einfach nicht erregend. Er trug zwei
schmale Gläser ans Bett.
»Irgendwann
heute Nacht müssen wir auf meinen Vater anstoßen«, meinte Alex und grinste
Charlotte an. Sobald er aus ihrer unmittelbaren Nähe verschwunden war, war sie
wieder steif und nervös geworden. »Er hat diesen Champagner eingelagert, bevor
er starb, und infolge des Embargos wegen Napoleon würden wir sonst
wahrscheinlich mit Brandy auf uns anstoßen müssen.
Charlotte
rümpfte die Nase. Sie hatte herausgefunden, dass der Hauptbestandteil in
Keatings Kopfschmerzmedizin Brandy war. Und sie konnte sich immer noch nicht
mit der Erinnerung an ihr zügelloses Verhalten auf dem chinesischen Diwan ihrer
Mutter abfinden. Sie nahm an, dass sie einfach völlig betrunken gewesen war.
»Nun«,
sagte Alex. »Ich denke nicht, dass du auf deinem prüden Internat irgendwelche
Trinklieder gelernt hast, oder doch?«
Charlotte
starrte ihn fasziniert an. »Was meinst du?«
»Trinkrunden?
Nein, natürlich nicht«, sagte Alex zu sich selbst. Aber Charlotte war nicht
dumm. Sie hatte einen Ausweg gefunden und nutzte ihn.
»Ich
würde gern eines lernen«, meinte sie. Sie nippte an ihrem Champagner.
»In
Ordnung«, erwiderte Alex. Er konnte an diesem Abend nicht aufhören zu lächeln.
Das war wirklich der verrückteste Weg, die eigene Braut zu verführen, der einem
Mann je eingefallen war. »Das ist eines von Patricks Lieblingsliedern.« Alex
fing an, mit seinem vollen Bariton zu singen. Charlotte hörte fasziniert zu.
In
einem Traum erschienst du mir,
Ein
Stückchen Brot, das warst du hier,
Wie
gerne Butter wäre ich,
Dann
legt ich mich,
Oh!
legt als Butter mich% auf dich.
Am Ende der Strophe
wurden Charlottes Wangen feuerrot.
»Jetzt
musst du trinken«, soufflierte ihr Mann. Charlotte nippte gehorsam an ihrem
Champagner. »Nicht so!«, protestierte Alex. »Einen anständigen Schluck, oder
ich singe die nächste Strophe nicht!«
Charlotte
kicherte und nahm einen großen Schluck. »Jetzt«, meinte Alex, »muss das
Publikum den Sänger bezahlen, damit er fortfährt.« Charlotte sah ihn überrascht
an. »Mit einem Kuss.« Charlotte beugte sich gehorsam vor und drückte ihm einen
Kuss auf die Lippen. Alex lächelte
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