01 - Ekstase der Liebe
verengten sich . »Das war Charlotte, nicht wahr? Sie hat Sie
ausstaffiert wie eine französische Hure. Sie sehen schrecklich aus. Was
haben Sie vor - einen Grafen zu heiraten?«
Das
war eine besonders unglückliche Bemerkung, da in diesem Augenblick Chloes
nächster Tanzpartner erschien: Braddon Chatwin, der Graf von Slaslow.
»Ach,
hier sind Sie, Miss van Stork. Nein, diesen können Sie mit ihr nicht
tanzen«, sagte er freundlich zu Will. »Sie gehört mir, für den nächsten Tanz und für das Diner.«
Der
Ausdruck tiefer Verletztheit in Chloes Augen wich eisiger Kälte, als sie Will
zunickte und Braddons Arm nahm. Dann drehte sie sich gemächlich um und lächelte
Braddon an.
»Wollen
wir einen kleinen Spaziergang auf der Terrasse machen, bevor wir tanzen,
Mylord?«
Braddons
freundliches Gesicht leuchtete auf. »Es wäre mir ein Vergnügen, Miss van
Stork.« Als sie sich ihren Weg zur Terrasse bahnten, war alles, was Will hören
konnte, Braddons wiederholte Beteuerungen, was für ein Vergnügen es ihm doch
sei. Er fluchte still vor sich hin. Was war nur los mit ihm? Er hatte sich so
danach gesehnt, Chloe zu sehen, und wenn er sie sah, benahm er sich wie ein
Dummkopf, ein gemeiner, niederträchtiger Trottel.
Als
Braddon und Chloe nach einem Walzer eine Pause machten, lächelte Chloe ihn
angestrengt an. Es fiel ihr sehr schwer, nach Wills ungerechtfertigtem Angriff
ein fröhliches Gesicht zu machen. Sie wusste nicht, was sie davon halten
sollte. Warum war er verärgert über ihr schönes Kleid? Chloe hatte keine
Ahnung, wie wunderbar sie in dem Kleid aussah und dass jeder Mann im Saal
danach lechzte, sie anzusehen. Will dagegen sah, wie diese Männer Chloe
anstarrten, und fühlte sich wie ein Bulle, der auf eine Hundemeute losgelassen
wurde. Er sah rot.
In dem
Moment, als Braddon seinen Arm um Chloes Taille legte, packte Will sie am
Ellbogen. Sie zuckte überrascht zusammen.
»Sie
schon wieder!«, meinte Braddon, sehr viel unfreundlicher als zuvor. »Ich war
gerade dabei, Miss van Stork zu ...«
»Sie
wird nirgendwo hingehen!«, fahr Will ihn an. »Sie ist beschäftigt.«
»Nein,
das bin ich nicht!«, sagte Chloe scharf und versuchte ihren Arm aus seinem
harten Griff zu befreien. »Ich gehe mit Ihnen nirgendwohin, Sie ...«
Will
wurde immer wütender. »0 doch, das werden Sie! Wenn Sie noch einmal auf die
Terrasse gehen, dann werden Sie mit mir gehen!«Braddon sah bedauernd von einem
zum anderen. Schade, er mochte Miss van Stork wirklich. Er war nahe daran
gewesen, sie als die Antwort auf die Gebete seiner Mutter zu sehen. Aber na ja,
sagte er sich selbst. Wenn er auch nicht der klügste Mann in London war, so
hatte man ihm schon mehrere Male gesagt, dass er für einen Mann sehr sensibel sei. Und was ein sensibler Mann in einer solchen Situation tat, war
offensichtlich, er machte sich rar.
»Miss
van Stork, zu Ihren Diensten«, sagte er. »Will.« Er verbeugte sich hoheitsvoll
(schließlich gab sie einen Grafen für einen Baron auf) und ging.
Chloe
hob dickköpfig ihr Kinn. »Baron Holland«, sagte sie kühl und bot ihre gesamte
Selbstbeherrschung auf, die sie sich in den Jahren angeeignet hatte, als sie
die besten Schulen besucht hatte, ohne den besten Hintergrund zu haben. »Gibt
es etwas, was Sie sagen möchten, abgesehen von einem weiteren Kommentar über
mein Aussehen?«
Will
starrte sie völlig verblüfft an. »Ja.« Er zog sie durch die geöffnete
Terrassentür nach draußen. Chloe sah sich schnell um. Es waren genug
Anstandsdamen da, mehrere Matronen saßen ruhig in der kühlen Abendluft.
»Nun?«,
fragte sie in völlig desinteressiertem Tonfall und entzog ihm ihren Arm. Statt
aufzusehen, begutachtete sie ihren Arm, als glaubte sie, bereits auftauchende
blaue Flecke zu finden. Es herrschte kurze Zeit Stille. Will verfluchte sich
noch einmal. jahrelang hatte er verdientermaßen den Ruf eines Herzensbrechers
gehabt. Er wusste haargenau, wie man einer Frau Komplimente machte, wie man aus
einer kleinen, lustigen Neckerei einen erotischen Augenblick zauberte. Und wie
man eine Frau fragte, ob sie ihn heiraten wolle. Er hatte weiß Gott schon drei
Frauen gefragt. Also, wo war seine Gewandtheit hin? Er fühlte sich wie ein
Geck, der die Bekanntschaft einer Gräfin machen wollte.
»Vielleicht
ist das kein guter Zeitpunkt«, sagte er schließlich. Bei diesen Worten sah
Chloe auf, ihre Blicke trafen sich kurz und sie senkte ihre Augen wieder. »Ich
entschuldige mich, Ihr Kleid beleidigt zu haben, Miss
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