01 - Ekstase der Liebe
keine
Hoffnung, dass Alex nicht interessiert war: Er hatte die letzten zwei Stunden
in der Kutsche auf dem gegenüberliegenden Sitz verbracht. Weil er sich wie ein
Satyr fühlte, hatte er gesagt.
Sie
stand auf und zog einen großen Flanellmantel über, den sie nach dem Baden trug.
Das sah sicherlich lächerlich aus, da die weiche Seide unter dem Saum
hervorsah, aber das war ihr egal. So fühlte sie sich sicherer. Sie zog den
Gürtel fest zusammen. Und verknotete ihn. Marie hatte ihr Haar gekämmt und die
ganze Zeit vielsagend gekichert, aber auch sie war vor zwanzig Minuten
gegangen. Vielleicht war Alex eingeschlafen, dachte Charlotte und Hoffnung
keimte in ihr auf. Vielleicht würde sie heute Nacht verschont bleiben?
Aber
gerade als sich ihre Schultern entspannten, ging die schwere Holztür auf und
dort stand en Ihr Ehemann, dachte Charlotte. Bei seinem Anblick umspielte ein
leichtes Lächeln ihre Lippen. Alex sah großartig aus. Er hatte seine Halsbinde
abgenommen und sein weißes Leinenhemd stand offen. Er trug keine Jacke und ihr
Blick fiel instinktiv auf seine hautengen Pantalons, als er durch den Raum auf
sie zukam. jeder Schwachkopf hätte bemerkt, dass er sich von diesem Abend
weitaus mehr Vergnügen versprach, als sie es tat. Das letzte bisschen Farbe
wich aus Charlottes Gesicht.
Alex
unterdrückte eine Grimasse. Bei Gott, er hatte eine jungfräuliche Braut
gewollt, aber bei ihrem Anblick fragte er sich jetzt, wie sich jemand so etwas
wünschen konnte. Verschwunden war seine lachende, aufreizende Verlobte, die ihn
so lange zum Abschied küsste, bis sein Blut vor Verlangen in ihm raste, und
dann neckisch die Stufen zu ihrem Zimmer hinauflief. Charlottes spitzes, weißes
Gesicht sah mitleiderregend klein aus.
»Liebste«,
sagte Alex und setzte sich neben seiner Frau auf das Bett. »Wer hat dir das
Altweibergeschwätz erzählt? Es tut nicht so furchtbar weh.«
Charlotte
verdaute das stumm. Sie konnte an dieser Stelle schwerlich sagen, dass sie
alles über den Schmerz wusste und dass er Unrecht hatte. Alex zog Charlotte in
die Arme. Was um Himmels willen hatte sie da an? Sie sah Wie ein struppiges
weißes Gespenst aus. Er begann den Teil ihres Gesichts zu küssen, den sie ihm
widerstrebend zuwandte. Charlotte verkroch sich noch mehr. Alex hauchte leichte
Küsse an den Rand ihres zierlichen, rosigen Ohres. Dann fuhr er mit der Zunge
vorsichtig die Wirbel der Ohrmuschel entlang.
Eine
erstickte Stimme ertönte. »Hast du viele Jungfrauen geliebt?« Alex' Brauen
flogen nach oben. Glaubte sie, dass etwas Besonderes daran war? Was hatte ihre
Mutter nur erzählt?
»Hunderte.«
Alex lachte in sich hinein. Charlotte erschauerte. »Ich mache nur Spaß,
Charlotte«, sagte Alex. »Ich. habe eine Jungfrau vor dir geliebt.« Das war ich,
dachte Charlotte. »Und sie schien es nicht unangenehm zu finden, tatsächlich
glaube ich, dass sie es sehr genossen hat«, fügte Alex hinzu. Bei diesen Worten
presste Charlotte die Lippen aufeinander. Das war eindeutig nicht der richtige
Zeitpunkt, um ihre vergangene Beziehung zu klären.
Alex
begann ihr mit seinen Händen eher verführerisch als beruhigend über Schulter
und Rücken zu streichen. »Hab keine Angst«, flüsterte er. »Ich bin dein Mann
und du bist meine Frau. Du wirst einen Augenblick lang Schmerz verspüren, aber glaube
mir, Charlotte, danach wird der Schmerz für immer verschwunden sein.. Und
vielleicht hast du überhaupt keine Schmerzen. Wir werden uns heute lieben und
morgen und die Nacht darauf und in jeder Nacht, dreißig Jahre lang, und wir
werden zusammen besser und besser werden.« Charlotte zwang sich dazu, sich zu
entspannen. Sie lag bewegungslos in Alex' Armen. Er strich ihr mit den Lippen
über den Hals und hob ihr Kinn nach oben. Sie sah zu ihm auf.
Alex'
Herz setzte einen Schlag lang aus. Sie war so unglaublich schön, seine Braut.
Weiche schwarze Locken umrahmten ihr zartes Gesicht, so dass sie wie ein
Gemälde von Botticelli aussah. Alex nahm Charlottes Gesicht in die Hände und
bedeckte es mit leidenschaftlichen Küssen, er küsste ihre dunklen, fragenden
Augen, ihre gewölbten Augenbrauen, die blütenweiche Rundung ihrer Wange, ihr
kleines, energisches Kinn. Sie schien ruhiger, dachte er, wirkte nicht mehr wie
ein kleiner Vogel, der seiner Hand zu entkommen suchte. Er senkte vorsichtig
seinen Mund auf ihren, neckte sie, bat sie, ihren Mund so zu öffnen, wie er es
sie gelehrt hatte.
Charlotte
focht innerlich einen Kampf aus. Alex' Küsse weckten
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