01 - Ekstase der Liebe
van Stork«, meinte er
absichtlich förmlich. »Ich habe das natürlich nur aus Eifersucht gesagt.« Aber
er sagte das so leichthin, dass es sich wie eine vorgeschobene Entschuldigung
anhörte. Chloe nickte.
»Soll
ich Sie hineinbegleiten? Ich bin sicher, Ihr nächster Tanzpartner sucht Sie
bereits.«
Eine
leichte Röte stieg Chloe ins Gesicht. Sie kämpfte darum, nicht in Tränen
auszubrechen und zu weinen, wie sie es nie zuvor getan hatte. Sie nickte noch
einmal stumm. Will nahm ihren Arm und übergab sie ohne ein weiteres Wort ihrem
nächsten Tanzpartner. Glücklicherweise war der nächste Tanz ein lebhafter
Cotillion und Chloe musste nicht reden. So lächelte sie ihren Tanzpartner nur
an, wenn sie während des Tanzens gegen ihn stieß.
Der
Abend nahm seinen Fortgang. Chloe glaubte, in ihrem ganzen Leben keinen
schrecklicheren Ball durchgemacht zu haben. Will, der sich wütend jedes Mannes
bewusst war, der Chloe in seine Anne nahm, flirtete heftig mit der Frau von
Kapitän Prebworth. Und jeder wusste, dass Camilla Prebworth kein Kind von
Traurigkeit war, dachte Chloe unglücklich. Sie versuchte ihn nicht zu
beobachten, aber irgendwie schien sie immer Wills großen, blonden Kopf zu
sehen, wo immer sie sich auch hinwandte. Vielleicht sollte sie Kopfschmerzen
vorschützen und nach Hause gehen? Aber dann ... dann würde sie Will
heute Abend nicht mehr sehen und er würde wieder aufs Land verschwinden. War es
nicht besser, ihn von weitem zu sehen als gar nicht? Sie war hin- und
hergerissen.
Dass
sie zusah, wie Charlotte und Alex vom oberen Treppenabsatz des Ballsaals
winkten, verstärkte nur ihren Kummer. Sie waren so glücklich, so verliebt. Alex
blickte Charlotte an, als wäre sie der Mond und die Sterne ... ihn würde
man nicht dabei ertappen, dass er sagte, seine Frau sähe aus wie eine
französische Hure, dachte Chloe wütend. Und dann versuchte sie wieder, ihre
Tränen zurückzuhalten. Es lag wahrscheinlich daran, dass Charlotte eine
geborene Aristokratin, die Tochter eines Herzogs, war, und Will meinte, dass
Chloe von zu niederer Herkunft sei, um ein solches Kleid zu tragen. Zuerst
fühlte sie sich, als müsse sie sich übergeben, dann hätte sie ihm am liebsten
ins Gesicht geschlagen.
Chloe
und Braddon Chatwick unterhielten sich beim Diner sehr lebhaft, da Will Mrs
Prebworth nur zwei Tische entfernt mit Hähnchenstücken fütterte. Chloe flirtete
so heftig mit Braddon, dass der Graf von Kopf bis Fuß erschüttert wurde.
Glücklicherweise behielt er den Kopf und versicherte sich, dass sein
Einfühlungsvermögen ihn nicht täuschte und Miss van Stork nicht wirklich
wollte, dass er sie sofort packte und mitnahm, um sie seiner Mutter
vorzustellen.
Chloe
hatte sich noch nie in ihrem Leben so schrecklich gefühlt. Sie flirtete mit
einem großen, ungeschickten Mann. Er mochte ein Graf sein, aber er war der
schwerfälligste Mann, dem sie je begegnet war. Sein einziger Gesprächsstoff
schienen seine Ställe zu sein. Und unterdessen war Will kurz davor, Mrs
Prebworth praktisch vor ihrer Nase und der gesamten Londoner Gesellschaft zu
küssen! Schließlich hatte sie genug.
Sie sah
Braddon gewinnend an. »Mylord, ich fühle mich plötzlich so müde, obwohl ich das
Diner sehr genossen habe«, fügte sie hastig hinzu. »Würden Sie mich bitte zu
Lady Commonweal geleiten?«
Als
Will also wieder einmal einen Blick auf Chloe und diesen verwünschten Braddon,
wie er seinen alten Schulfreund jetzt in Gedanken nannte, werfen wollte, war
niemand mehr da. Der Tisch war von einer Herde schnatternder Matronen in
Begleitung eines gelangweilten Ehemannes übernommen worden.
»Verdammt!«,
fluchte er und sprang auf. Mrs Prebworth hob die Augenbrauen und lachte.
»Ist
das Vögelchen ausgeflogen?«, fragte sie.
Will
setzte sich wieder. »Sie haben mich durchschaut?«
»Nicht
dass ich Ihre Aufmerksamkeit nicht zu schätzen wüsste«, versicherte Camilla
Prebworth. »Aber ich hatte den Eindruck, als würde jemand zu unserer Rechten
ermordet, so oft haben Sie dorthin gesehen. Nun gehen Sie schon und suchen Sie
sie«, sagte sie. »Wenn Sie meinen Mann sehen, seien Sie so gut und sagen ihm,
dass ich hier bin.« Sie war es leid, das Ziel so vieler Augen zu sein.
Vielleicht war es an der Zeit, mit ihrem geliebten, lange leidenden Mann nach
Hause zu gehen.
Will
sprang auf und lächelte sie an. »Danke«, sagte er kurz. Er verließ den
Speisesaal in Höchstgeschwindigkeit.
Sobald
er den Ballsaal betrat, sah er sie. Irgendwie schienen
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