01 - Ekstase der Liebe
abwesend und hochnäsig wirkte. Infolge Pippas häufiger
Anwesenheit in der Kutsche sah Charlotte oft zerzaust aus, doch wenn Pippa
nicht in der Kutsche war, übernahm ihr Ehemann selbst das Zerzausen.
Einen Tag, nachdem die
erste Kutsche, gezogen von vier tänzelnden Rössern, vor Sheffield House am
Albemarle Square vorgefahren war, huschte Sophie York mit einem munteren »Charlotte
erwartet mich« an dem Butter vorbei.
»So«,
forderte Sophie unverschämt. »Erzähl mir alles! Wie ist es, verheiratet zu
sein?«
Charlotte
errötete.
»So
gut?«, fragte Sophie lachend.
»Was
hast du denn in den letzten beiden Monaten erlebt?«, wollte Charlotte wissen.
Sophie
zwinkerte ihr zu, um zu zeigen, dass sie Charlottes Ausweichmanöver bemerkt
hatte, und stürzte sich in eine lange Erzählung über Braddon Chatwin, der ihr
den Hof gemacht hatte (da er die Chance bei der einen regierenden Schönheit,
Charlotte, vertan hatte, hatte er sich geschickt der anderen, Sophie,
zugewandt). Charlotte lachte herzlich. Tatsächlich fragte sie sich, ob sie vor
ihrer Hochzeit die meisten von Sophies Witzen verpasst hatte. Hätte sie Sophies
Bemerkung über die frisch verheiratete Lady Cucklesham verstanden, die wegen
Geld heiratete und dann ihre Jungfräulichkeit in Form eines großen Diamanten an
ihrem Finger trug?
»Wenn
ich geneigt wäre, die Frau eines Narren zu werden«, meinte Sophie etwas düster,
»könnte ich es mit Braddon nicht besser treffen. Er würde sich nie die Mühe
machen, mich zu fragen, was ich vorhabe: Er wird immer gutmütig und taktvoll
sein. Wenn ich etwas nicht ausstehen kann, ist das ungentlemanhaftes Benehmen.«
Sie schauderte leicht.
Charlotte
sah ihre Freundin mitfühlend an. jeder wusste, dass der Marquis von Brandenburg
keiner Französin widerstehen konnte, besonders wenn er zu viel getrunken hatte.
»Tu es
nicht, Sophie«, drängte sie, selbst ein wenig von ihrer Heftigkeit überrascht.
»Warum
denn nicht?«
»Weil
... es ist wundervoll, mit einem Mann verheiratet zu sein, der kein Narr ist.«
»Sie
sind alle Narren«, meinte Sophie ziemlich knapp. Dann lächelte sie Charlotte
schief an. »Ich möchte dein Entzücken über die Ehe nicht schmälern. Aber meiner
Erfahrung nach zugegeben, nur durch Beobachtung gewonnen, aber deshalb nicht
schlechter - meiner Erfahrung nach fühlt sich der beste Mann bei
närrischem Benehmen in seinem Element.«
»Trotzdem«,
beharrte Charlotte. »Du könntest einen Narren finden, den du mehr magst als
Braddon.«
»Das
ist es ja. Ich mag ihn. Er erinnert mich ein wenig an den kleinen Bruder, den
ich mir immer gewünscht habe. Ich habe stundenlang in meinem Kinderzimmer
gesessen, das direkt über dem Schlafzimmer meiner Eltern lag. Und ich konnte
hören, wie sich meine Eltern anschrien; meine Mutter hat sich früher sehr viel
mehr daraus gemacht, dass mein Vater einer reizenden Französin nicht
widerstehen kann, als sie es heute tut. Ich wünschte mir immer wieder, einen
kleinen Bruder zu haben, einen unkomplizierten und liebevollen Menschen. Und genau
so ist Braddon, Charlotte. Er ist sehr unkompliziert. Ich weiß, dass er
liebevoll ist - ich habe zufällig gehört, wie Sir Bredbeck sagte, dass
Braddon mehr Mätressen hat, die von ihm abhängig sind, als ein Anwalt
Rechtsfälle. Obwohl, das muss man fairerweise sagen, er sie von den Ballsälen
fern hält.«
Charlotte
kicherte unwillkürlich, trotz des traurigen Bildes, das Sophie von ihrer
Kindheit malte.
»Aber
Sophie, du kannst doch keine Kinder mit jemandem haben, der wie ein kleiner
Bruder ist!«
»Ich
möchte jemanden heiraten, der ... angenehm ist. Das erscheint mir als die
bestmögliche Ehe in der Londoner -Gesellschaft«, sagte Sophie. Dann
hellte sich ihr Gesicht auf »Hast du gehört, wie sich dein Schützling Chloe van
Stork macht? Ich schwöre, das Mädchen ist auf dem besten Weg mir einige meiner
Verehrer abspenstig zu machen. Nicht, dass mir das etwas ausmacht. Sie könnte
selbst Braddon haben, aber die Klatschbasen behaupten, dass sie auf Will
Holland wartet.«
Charlotte
dachte an ihren Hochzeitsball zurück. »Chloe hat ihn sehr gemocht«, meinte sie.
»Nun,
sie zeigt keinerlei Anzeichen von Trauer, obwohl er immer noch auf dem Land
ist. Sie hat vier oder fünf feste Kavaliere sie begleiten sie überallhin und
hängen an ihren Lippen. Ich habe gehört, dass in den Clubs darauf gewettet
wird, dass sie Lord Winkle nimmt.«
Während
Sophie weiter plauderte und erzählte, wie Lady Skiffing Camilla
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