01 - Ekstase der Liebe
schwach, sie rührte sich
kaum, als eine Wehe über ihren Bauch hinwegzog.
»Adieu«,
flüsterte Sophie. »Adieu, Liebste, adieu.« Starke Arme zogen sie weg. Patrick
schob sie zur Tür. Dann kam er zurück und drehte seinen Bruder um.
»Du
musst sie aufwecken, Alex. Weck sie auf und hilf ihr zu pressen. Sie muss das
Kind herauspressen oder sie werden beide sterben.« Alex sah seinem Bruder ins
Gesicht. Patricks Augen brannten sich in seine und gaben ihm Kraft.
Patrick
wandte sich ab und nahm Sophie mit, die bewegungslos an der Tür verharrte, wo
er sie hingestellt hatte. Er öffnete die Tür und sie traten in den leeren
Korridor. Seedland war wahrscheinlich gegangen, um einen Nachttopf zu finden,
dachte Patrick. Er betrachtete die grimmige kleine Frau neben sich. Sie wurde
von tiefen, abgerissenen Schluchzern geschüttelt, die so stark waren, dass sie
ihrer Brust nicht entweichen konnten. Sie rang nach Luft, Patrick hob sie hoch
und trug sie in das Schlafzimmer gegenüber. Er setzte sich in einen Sessel und
strich ihr über das Haar.
»Ich
habe sie getötet«, sagte Sophie und schnappte nach Luft. »Ich habe sie getötet
und ich habe sie geliebt. Mein Gott ...«
Patrick
gab voller Überraschung den bangen Versuch auf, über den Gang hinweg etwas aus
dem Schlafzimmer zu hören. »Was?«
»Ich
habe sie getötet. Wenn ich die Nachricht nicht geschickt hätte, ginge es ihr
jetzt gut. Ich dachte, ich dachte, er sollte es wissen, damit er sie nicht
verdächtigen kann, das Geburtsdatum des Kindes verändert zu haben. Ich dachte,
wenn er bei der Geburt dabei wäre, würde er erkennen, wie dumm es war, sie zu
verdächtigen.«
»Es war
richtig, das zu tun«, versicherte Patrick ihr. Er hatte keine genaue
Vorstellung davon, worüber Sophie sprach, aber er strich ihr weiter über die seidigen
Locken.
»Nein,
nein, das war es nicht«, meinte Sophie erstickt. »Denn alles lief gut, bevor er
kam. Sie wollten mich gerade aus dem Raum schicken und obwohl sie Schmerzen
hatte, war sie tapfer ... aber als er auftauchte und sie dachte, dass er ihr
das Kind wegnehmen würde, sobald es geboren war, hörte es einfach auf. Es hörte
auf voranzugehen. Ich habe ihr gesagt, ich habe ihr immer wieder gesagt, dass
ich ihm das Kind nicht überlassen würde, aber sie hat mir nicht geglaubt.«
Wieder erstickten Schluchzer ihre Stimme.
Patrick
fluchte leise. Als er sprach, war seine Stimme genauso rau wie ihre. »Es ist
nicht Alex' Schuld,«, meinte er. »Und es ist nicht Ihre Schuld. Geburten gehen
nicht immer gut, besonders beim ersten Kind., Das Kind oder die Mutter kann
sterben.«
»Oder
beide«, sagte Sophie trostlos.
»Oder
beide«, wiederholte Patrick. Er lehnte seine Wange an den Kopf der Frau, deren
Name er kaum kannte. »Aber es ist nicht Ihre Schuld. Alex hat erkannt, was für
ein Esel er war, und war auf dem Weg zu ihr. Er liebt sie, müssen Sie wissen.
Er war ein Narr, aber er liebt sie. Also musste er hier sein. Als ich gesehen
habe, wie dasselbe geschehen ist, in Indien ...« Er verstummte.
Sophie
hob den Kopf und sah ihn an, in ihren blauen Augen standen Tränen. »Hat sie
gelitten? Ich meine, zum Schluss?«
»Nein.
Nein, sie haben den Mann gerufen und und er war bei ihr.«
Erschöpft
fiel Sophie wieder an seine Brust.
»Wie
lange ist es her?«, flüsterte er.
»Etwa
drei Minuten.« Sie lauschten beide, aber vom Gang war kein Geräusch zu hören,
nicht einmal die Schritte des Arztes.
Im Hauptschlafzimmer
setzte sich Alex auf das Bett neben Charlotte. Sie war so weit weg, an einem
geheimen Ort in ihrem inneren, an dem es keine Schmerzen gab. Er konnte das an
der zerbrechlichen Blässe ihres Gesichtes und ihrem lautlosen Atem sehen. Er nahm
ihre Hände in seine. Wie immer wirkten ihre zarten Hände in seinen riesigen
Fingern winzig. Eine plötzliche Erinnerung tauchte auf, sie hielt mit ihren
Fingern geschickt einen dünnen Pinsel und als sie sich umdrehte, um ihn
anzulachen, spritze sie einen roten Fleck auf die Vorderseite seines weißen
Hemdes. Er hatte in gespieltem Ärger geknurrt, sich auf sie gestürzt und sie
zum Diwan getragen. Er war so ein Narr! Warum hatte er nicht erkannt, dass ein
Mann und eine Frau sich nicht so lieben konnten, ihre Herzen und Seelen nicht
so miteinander verschmolzen, wenn keine echten Gefühle sie verbanden? Er hatte
Marias kalte, abscheuliche Paarungen mit ihrer frohen Leidenschaft verwechselt.
Eisige,
betäubende Kälte breitete sich in Alex' Gliedern aus. Er hatte
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