01 - Ekstase der Liebe
dir
pressen. Spürst du, wie stark ich bin, Charlotte?« Sie nickte. Er packte ihre
Hand, als wollte er sie nie wieder loslassen.
Die Tür
öffnete sich und Dr. Seedland glitt allein herein. Sein Blick wanderte sofort
zum Bett.
»Es ist
alles in Ordnung, Doktor«, sagte Alex, ohne den Kopf zu wenden. »Bei der
nächsten Wehe werden Charlotte und ich das Kind herauspressen. Denn ich möchte,
dass unser Kind lebt, Charlotte. Und wenn es nicht herauskommt, wird es
sterben.« Er heftete seinen Blick auf sie, als könnte er sie hypnotisieren und
ihr Stärke geben.
Charlotte
holte tief Luft. Sie war jetzt wieder völlig da, zurück in ihrem vom Schmerz
zerrissenen, erschöpften Körper. Auf einmal konnte sie auch wieder logisch
denken. Sie musste das Kind herauskriegen. Und doch hatte auch die Logik sie
verlassen, denn als Alex sagte, dass er das Kind herauspressen würde, hatte sie
ihm zugestimmt. Sie war zu müde; es wäre schön, wenn er jetzt übernehmen würde.
Deshalb
entspannte sich Charlotte, als die Wehe begann, statt den Schmerz zu bekämpfen,
und als Alex' Hände ihren Griff verstärkten und seine Stimme »Pressen, pressen!«,
sagte, dachte sie daran, dass das Kind sterben könnte und dass Alex presste,
und sie legte ihre ganze Kraft in ihren Bauch. Und sie presste.
»Ich
sehe den Kopf«, sagte Dr. Seedland nüchtern. Er sah Alex mit einem Schimmer von
Anerkennung an. »Wir brauchen noch so eine, Mylord.«
Alex
wandte sich wieder Charlotte zu. Sie legte sich zurück, ihr Haar klebte vom
Schweiß an der Kopfhaut. Sie sah aus, als habe sie einen heftigen Kampf
gekämpft und stünde auf der Verliererseite. Sie war die schönste Frau, die er
je gesehen hatte. Er beugte sich vor und küsste sie auf den Mund. Charlotte
rührte sich nicht. Er biss ihr in die Lippe. Sie riss die Augen auf
Da war
er wieder und störte sie. Sie sah ihn finster an.
»Wir
müssen es noch einmal tun, Charlotte. Komm schon, die Wehe kommt. Dieses Mal
können wir das Kind herauspressen!«, und dann als Antwort auf ihr stummes
Flehen: »Nur noch einmal, Charlotte.« Und er hoffte, dass er Recht hatte.
Als
also der Schmerz sich seinen Weg über ihre Beine in die Brust bahnte, klammerte
sich Charlotte an den Händen ihres Mannes fest und presste ein letztes Mal.
Am
Bettende ertönte ein Schrei. »Ich habe ihn!«, rief Dr. Seedland heiser. Und
eine Sekunde später erklang ein dünnes Wehgeschrei.
Im
Zimmer jenseits des Ganges hatten Sophie und Patrick aufgegeben. Sie lagen in
einem riesigen Sessel zusammengerollt wie ein Paar überwinternder Tiere, das
aus der gegenseitigen Nähe einfachen, animalischen Trost zog. Eine Weile
lauschten sie angestrengt, aber als Alex »Nein, nein!«, rief, sackte Sophie in
sich zusammen und presste sich an Patrick. Sie war zu müde, um noch zu weinen.
Patrick war für seinen Zwilling gramerfüllt. Er wusste, dass Alex nie darüber
hinwegkommen würde, nie. Er liebte Charlotte; er hatte sie enttäuscht und sie
war gestorben. Patrick saß in dem Stuhl und sammelte innerlich Kraft, um um das
Leben seines Zwillings zu kämpfen.
Doch
dann durchbrach das dünne Schreien eines Kindes ihre stummen Gedanken. Patrick
sprang buchstäblich aus dem Sessel, so dass Sophie ihren Halt verlor und mit
der linken Schulter auf den Boden fiel.
Sie
schrie vor Schmerz auf und Patrick nahm sie sofort auf seine Arme. So standen
sie, vollkommen still, bis ein weiterer, lauter werdender Schrei die Luft
zerriss. Ein beunruhigender Gedanke stieg in Patrick auf. Hatte der Arzt das
Baby >gerettet Oder war es Alex gelungen, Charlotte aufzuwecken? Er
hatte seinem Zwilling gesagt, er solle sie aufwecken, aber hatte beinahe keine
Hoffnung gehabt, dass das möglich war. Patrick stellte Sophie auf die Füße und
öffnete die Tür, die zum Gang führte.
Die Tür
zum Schlafzimmer stand offen. Sophies Herz verzagte; das Bett war vollkommen blutgetränkt.
Aber dann ... da war Alex, der mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht auf
sie zueilte. Und in seinen Armen lag ein winzig, winzig kleines Menschlein.
»Seht
ihr?« Alex schlug eine Ecke der weißen Decke zurück, so dass sie ein rotes
Gesicht und einen kleinen Mund sehen konnten, der sich öffnete und wieder
schloss.
»Er ist
hungrig«, meinte Sophie fasziniert. »Oder ist sie hungrig?«
»Sie«,
antwortete Alex. Er sah sich um. Charlottes sorgfältig ausgewählte Amme war
schon längst in die Küche gegangen und ertränkte ihren Kummer in einem Krug
Ale. Mall, -ie stundenlang an
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