01 - Ekstase der Liebe
temperamentvoll wie der
französische Koch in London. Er musste so früh wie möglich vorgewarnt werden,
dass es erforderlich war, ein anständiges Sieben-Gänge-Menü
zusammenzustellen.
Im
Gelben Salon sackte Alex auf einer Couch zusammen und starrte vor sich hin.
Patrick ging im Zimmer umher, nahm kleine Gegenstände hoch und betrachtete sie
abwesend.
»Dieses
Zimmer sieht anders aus«, meinte er.
Alex
hob nicht den Kopf. »Ich muss herausfinden, wann sie weggefahren ist«, sagte er
tonlos. »Glaubst du, dass sie nach Schottland gegangen ist?«
Patrick
machte sich nicht die Mühe zu antworten. Er hatte die Absicht, die ganze
Wahrheit aus diesem Lakaien herauszuquetschen -aber erst nach dem Essen.
So wie er Alex kannte, würde sein Bruder sonst darauf bestehen, noch vor dem Essen
in unbekannte Gegenden aufzubrechen. Patrick war es leid, bei Nacht über
gefährliche Straßen zu galoppieren, den Wegelagerern und Gott weiß wem noch
ausgeliefert. Vielleicht würde er sich den Lakaien erst morgen früh vornehmen.
»Warst
du für die Instandsetzung des Hauses verantwortlich oder Charlotte?«
»Ich
habe das Haus nicht mehr betreten, seit Vater gestorben ist.«
»Deine
Frau hat ein Auge für Farben.«
»Sie
ist Malerin.«
»Hmmm«,
erwiderte Patrick.
»Sie
ist eine richtige Malerin«, fuhr Alex ihn an. »Sie malt Porträts und sie sind
hervorragend. Sie wollte mich malen ...« Er verfiel wieder in Schweigen.
Patrick
betrachtete interessiert ein Gemälde an der Wand.
»Nicht
das da«, meinte Alex gereizt. »Das ist ein Rossetti. Ich fühle mich, als hätte
mir jemand einen schwarzen Sack über meinen Kopf geworfen und erwürgte mich
langsam.«
Patrick
kam zur Couch zurück, setzte sich in die seinem Bruder gegenüberliegende Ecke
und streckte seine langen, muskulösen Beine aus. Er warf den Kopf zurück und
sah zur Decke hoch. Charlotte hatte die abblätternden Verzierungen instand
setzen lassen; die Decke war voll mit träge aussehenden Adeligen und ihren
Damen, die an einem sich kunstvoll windenden Bach picknickten.
»Warum
hast du es getan, Alex? Ich bin Charlotte nur zweimal begegnet, aber ich habe
sie ohne weiteres für ehrlich und echt wie Gold eingeschätzt. Mehr noch, sie
liebt dich«, sagte er unbarmherzig. »Es hat mir Leid getan, dass sie unter
diesem scheußlichen Skandal, der wegen nichts ausgebrochen ist, leiden musste,
aber ich habe nie daran gedacht, dass du dem Glauben schenken würdest.«
»Als
ich nach Italien aufbrach, teilte sie mir mit, dass sie ihre Monatsblutung
habe«, entgegnete Alex. »ich habe in unserer Hochzeitsnacht festgestellt, dass
sie keine Jungfrau war, aber sie hat mir erzählt, dass sie ihre
Jungfräulichkeit an mich verloren habe. Ich wusste, dass das nicht stimmt, also
war ich sicher, dass sie ihre Jungfräulichkeit an dich verloren haben musste.
Dann, als ich zurückkehrte, hörte ich von ihrem Ohnmachtsanfall, als du
auftauchtest, und dann war sie schwanger.«
»Du
bist ein Narr«, meinte Patrick nicht unfreundlich. »Ist dir eingefallen, wann
du mit ihr geschlafen hast?«
»Du
bist es gewesen, Patrick. Glaubst du, du könntest vergessen haben, dass du ihr
ihre Jungfräulichkeit genommen hast?«
»Du
solltest ernsthaft darüber nachdenken. Sie ist keine Lügnerin.«
»Nun,
was ist mit dir?«
»Wie es
nun einmal ist, waren Jungfrauen in meinem Leben sehr dünn gesät. Ich tendiere
dazu, einen weiten Bogen um sie zu machen. Ich habe eine einzige Frau
entjungfert, es war eine indische Maid an den Ufern des Ganges. Ein nette
Erinnerung, aber nicht zur Sache gehörig.«
»Wir
sind quitt. Auch ich habe mit einer Jungfrau geschlafen, aber sie hatte rotes
Haar und das Ganze fand bei einem Hurenball statt.«
Patrick
dachte daran anzudeuten, dass seine Schwägerin den Hurenball besucht haben
könnte. Er öffnete den Mund, schloss ihn aber wieder. Er war müde und hungrig
und er hatte keine Lust, mit Alex über Einzelheiten zu streiten. Wenn er seine
Frau erst einmal ausfindig gemacht hatte, konnten sie die Details klären.
Es
klopfte diskret und die Tür öffnete sich. Cecil stand da und blinzelte nervös.
Er hielt ein silbernes Tablett in einer Hand, sagte aber nichts.
»Wie um
alles in der Welt kommst du zu dem Namen Cecil?«, fragte Patrick mit einem
Anflug von Bosheit. »Litt deine Mutter an Größenwahnsinn?«
Cecil
schüttelte den Kopf. »Sie bewunderte den Adel«, sagte er kurz. Er trat in den
Salon vor und verbeugte sich vor Alex. »Es ist eine Nachricht für
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