01 - Ekstase der Liebe
seiner rechten und bog vorsichtig den Ringfinger
nach vorn. »Erstens, ich bin erst seit sehr kurzer Zeit Vater und fühle mich in
der Rolle noch nicht sehr wohl, zumindest nicht vor Leuten, die ich nicht gut
kenne.«
»Ich
würde das Gegenteil behaupten«, unterbrach Charlotte.
»Ich
glaube, ich habe nie einen Mann gesehen, der die Rolle so leicht nimmt wie Sie.«
»Ach«,
sagte Alex hastig, »das liegt daran, dass ich plötzlich dazu gezwungen war,
Mutter und Kindermädchen zur gleichen Zeit zu sein, vielleicht wirkte ich
deshalb geschickter, als ich bin.« Er wollte nicht näher darauf eingehen, warum
er die Gruppe so plötzlich verlassen hatte, bevor er seine Gäste vorstellen
konnte. Wie konnte man preisgeben, dass ein wohlerzogener Adeliger in den
Dreißigern von einer so heftigen Eifersuchtswelle überflutet worden war, dass
er den Ort des Geschehens verlassen musste, um einem alten Freund nicht einen
Kinnhaken zu verpassen?
»Zweitens«,
fuhr Alex fort und liebkoste Charlottes Mittelfinger, bevor er ihn nach vom
bog. »Ich war nicht darauf vorbereitet, an meinem ersten Abend in England eine
Frau zu treffen, die ich heiraten will. Es hat mich doch sehr überrascht.« Sie
hob den Kopf und Alex sah sie zerknirscht an.
»Ha!«,
rief sie. »Ich weiß, warum Sie mich heiraten wollen. Sie haben plötzlich ein
einjähriges Kind am Hals, das ihr Kindermädchen verabscheut.«
»Sie
sind tatsächlich völlig anders als jedes Kindermädchen, das ich bis jetzt
gesehen habe. Wo ist Ihre Haube?« Er fuhr ihr mit seiner freien Hand durch die
samtenen Locken. »Und es tut mir Leid, Ihnen sagen zu müssen, Madame, dass Ihr
Mund viel zu weich ist, um die notwendige Autorität auszustrahlen!« Er legte
einen Finger auf ihre Unterlippe.
»Gouvernanten«,
fuhr er fort, »tragen stets Kleider, die ihre Schlüsselbeine bedecken.« Sein
Finger wanderte über ihr Kinn und an ihrem Hals hinab. »Nachdem ich in den
letzten Wochen fünf Gouvernanten aus meinem Haus getrieben habe, bin ich so
etwas wie ein Experte. Gouvernanten«, sagte er leise, »erlauben einem Mann
niemals, unter keinen Umständen, etwas so Schönes zu sehen wie das ...« Er
strich ihr mit den Fingern über ihre Rundungen und ließ sie in die dunkle,
schattige Stelle zwischen ihren Brüsten gleiten und dort verweilen.
Charlotte
schnappte nach Luft. Eine Sekunde lang saß sie regungslos da und ein Feuersturm
der Leidenschaft brannte sich von tief aus ihrem Inneren seinen Weg zu ihrer
Brust. Dann wich sie zurück. Genau dasselbe war vor drei Jahren geschehen. Sie
war dabei, sich im Gras verführen zu lassen, und dieses Mal am helllichten Tag!
Dieser Graf schien eine Gewohnheit daraus zu machen, junge Damen im Freien zu
nehmen. Aber sie war keine reife Pflaume, die ihm in den Schoß fiel.
»Mylord«,
sagte sie kühl. »Ich muss Sie bitten, den Bewegungsdrang Ihrer Hände im Zaum zu
halten. Es gibt Menschen, denen solche ungewünschten Liebkosungen ... zuwider
sind.«
Alex'
Augen verdunkelten sich. Er beugte sich so weit vor, dass zwischen ihren
Gesichtern kaum Platz zum Atmen blieb.
»Sind
Sie so ein Mensch?«, fragte er. Seine tiefe Stimme jagte Charlotte Schauer über
den Rücken. Klugerweise sagte sie nichts. Langsam hob er ihre rechte Hand an
seinen Mund und presste ihre Finger gegen seine Lippen, während er sie
unverwandt anstarrte. Er öffnete die Lippen und biss ihr vorsichtig in eine
Fingerspitze. Charlotte senkte den Blick, aus Angst, er könnte merken, was
seine Berührungen in ihr auslösten.
»Vielleicht
haben Sie Recht«, meinte er und in seiner Stimme schwang Belustigung. Sie sah
zu ihm auf. »Selbst Tante Henrietta würde nicht von mir erwarten, eine ...
widerstrebende Frau zu heiraten.«
»Sehr
richtig!«, meinte Charlotte und versuchte Ordnung in ihre Gedanken zu bringen,
während sie ihm ihre Hand entzog. »Ich weiß genau, was Ihrer Tante gefallen
würde. Eine junge Maid direkt aus dem Klassenzimmer.« Sie sah ihn schelmisch
an. »Sie wird sich auf den ersten Blick Hals über Kopf in Sie verlieben und Ihr
fortgeschrittenes Alter wird sie nicht stören ... zumindest nicht sehr«,
fügte sie mit einem Hauch des Zweifels in der Stimme hinzu. »Sie sind
schließlich ein Graf!«
»Das
ist wahr«, erwiderte Alex. »Es wäre wahrscheinlich ratsam, sie zwei- oder
dreimal auf die Kronen an meiner Kutsche hinzuweisen, falls sie meinen Titel
vergisst.«
»Sehr richtig«,
stimmte Charlotte zu. »Sie fangen an, die Situation zu begreifen, Mylord.
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