01 - Ekstase der Liebe
dass er dem nicht widersprochen hat. Tatsächlich muss er
ihre Behauptung bestätigt haben, sonst hätte es eine Untersuchung gegeben.«
»Eine
Untersuchung«, flüsterte Charlotte. »Meinst du durch Ärzte?«
»Oh,
Charlotte«, rief ihre Mutter verzweifelt. »Du musst diesen Mann einfach
vergessen! Alle reden über ihn und die Frau, die ihn heiratet, kann sich gewiss
sein, genauestens beobachtet zu werden ... kannst du dir das vorstellen? Was,
wenn er doch fähig ist und du ein Kind bekommst, das ilun nicht ähnlich sieht?
Was würden die Leute sagen? Nein, nein«, sagte sie entschieden. »Ich weiß
nicht, warum er überhaupt versucht, um deine Hand anzuhalten. Er wird sich
darauf einstellen müssen, den Sohn seines Bruders als Erben einzusetzen, das
ist alles.«
Schweigend
verdaute Charlotte die Neuigkeit, dass ganz London über Alex sprach. Bei dem
Gedanken, dass die Leute über ihn lachten, zog sich ihr das Herz zusammen.
Wusste er davon? Er musste es wissen. Er wirkte überhaupt nicht verstört. Und
auch nicht so, als würde er sich Sorgen um seine ... Befähigung machen, dachte
sie. Tatsächlich wurde ihr allein bei der Erinnerung an den Augenblick, als er
ihren Körper an den seinen gerissen hatte, ganz heiß.
»Er
möchte heiraten, weil seine Tochter keine Gouvernante. akzeptiert«, sagte sie
leise und sah zu ihrer Mutter auf. »Er war in der Hinsicht sehr ehrlich.«
Als sie
das elende Gesicht ihrer Tochter sah, überflutete auch Adelaide eine Welle der
Traurigkeit. Alexander sah mit seinem dunklen Haar und den dunklen Augen
umwerfend gut aus. Sie nahm die Hand ihrer Tochter tröstend in ihre.
»Dein
Vater vermutet, dass er vielleicht einen Reitunfall hatte, Liebste.«
Charlotte
dachte eine Weile darüber nach.
Ihre
Mutter räusperte sich. »Du siehst doch ein, Liebling, dass sein Werben um dich
ein Ding der Unmöglichkeit ist? Du bist viel zu schön, um nur Gouvernante zu
sein. Ich möchte, dass du dich verliebst und dass ... dass dein Mann dich auch
lieben kann. Und dass du Kinder bekommst.« Sie strich ihr liebevoll über die
Wange. »Ihr Kinder wart immer der größte Quell der Freude in meinem Leben. Ich
würde nur ungern sehen, dass dir diese Erfahrung versagt bleibt.«
Charlotte
nickte stumm.
»Vielleicht
könntest du Alexander dazu bringen, mit deinem Vater zu sprechen«, gab ihre
Mutter ihr ein. »Marcel würde ihm zu verstehen geben, dass er seinen Antrag
nicht annehmen würde, und der Mann könnte sich anderswo nach einem
Kindermädchen umsehen. Wirklich.« Sie runzelte die Stirn. »Ich verabscheue ihn,
weil er dir aus diesem Grund den Hof macht, und nicht wegen dieser
Beeinträchtigung, die er hat.«
»Das
ist nicht der einzige Grund«, sagte Charlotte beinah unhörbar.
»Es tut
mir Leid, Liebling«, erwiderte ihre Mutter, die sofort verstand. »Aber daran
kann man nichts ändern.«
»Ich
würde es ihm lieber selbst sagen.«
»Ja.«
Es
herrschte Stille.
»Du
musst sehr bestimmt sein, Charlotte. Vielleicht hilft es dir, wenn du daran denkst,
was vor drei Jahren geschehen ist.«
»Ja«,
antwortete Charlotte.
»Ich
habe das, was ich über deinen Vater sagte, ernst gemeint, Liebste. Wir teilen
unser Leben seit beinah dreißig Jahren. Ich weiß, dass du einen Mann finden
kannst, der sein Familienleben ernst nimmt. Wenn er dich liebt, wird er das
tun«, sagte Adelaide bestimmt.
Charlotte
sah sie wie betäubt an. Sie spürte instinktiv, dass sie niemals heiraten würde,
wenn sie Alex nicht heiratete. Aber warum sollte sie ihrer Mutter das sagen?
Die Ansicht ihrer Eltern war sehr eindeutig. Und auch wenn sie Alex' Antrag aus
einem anderen Grund ablehnte - die Frage der Impotenz beunruhigte sie
nicht allzu sehr - hatte ihre Mutter ihre Befürchtung nur bestätigt, dass
die Tatsache, dass Alex sich nicht an ihre Begegnung von vor drei Jahren
erinnerte, eine unglückliche Zukunft verhieß. Sie wollte nicht wie Sissys
Mutter enden, die sich zu Hause verkroch, während ihr Ehemann mit einer anderen
Frau durch den Ballsaal tanzte. Allein die Vorstellung, dass Alex eine andere
Frau anlächelte, ob sie nun mit ihm verheiratet war oder nicht, verursachte ihr
Übelkeit.
»Mama«,
sagte sie ernst. »Ich möchte, dass du mir versprichst, Papa nicht zu erzählen,
was vor drei Jahren geschehen ist. Ich weiß, dass er Alex' Antrag nicht annehmen
wird. Aber ich bestehe darauf, das Alex selbst zu sagen.«
Charlotte
wusste nicht genau, warum sie so darauf bestand, Alex' Antrag persönlich
abzulehnen.
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