01 - Ekstase der Liebe
woher weißt du das?«, fragte sie grimmig.
»Er ist
es, Mama.« Unbewusst rang Charlotte die Hände auf ihrem Schoß. »Er ist der Mann
von vor drei Jahren.«
»Ah«,
sagte Adelaide. Es entstand eine kurze Pause. »Impotent bedeutet nicht, dass
das betreffende Organ nicht vorhanden ist, Charlotte. Es bedeutet einfach, dass
es nicht ... nicht richtig funktioniert.«
Charlotte
hatte keine Ahnung, wovon ihre Mutter da sprach.
»Ich
kann das nicht!«, rief Adelaide entmutigt. »Dieses Gespräch ist unanständig.«
Ihr Blick wanderte zu Charlottes neuem Porträt und sie hatte einen
Geistesblitz.
»Vielleicht
könntest du Sophie wegen der Impotenz fragen? Es tut mir Leid, dass ich so ein
Tölpel bin, mein Liebling, aber diese Dinge gehören einfach nicht ... nicht zu
meinem Wortschatz. Ich habe deinen Schwestern die wichtigsten Dinge erklärt,
weil ich nicht wollte, dass sie in ihrer Hochzeitsnacht vollkommen unwissend
waren. Meine Mutter hat mir überhaupt nichts darüber gesagt und das ganze
Ereignis war ein ziemlicher Schock für mich.«
»Das
kann ich mir vorstellen«, dachte Charlotte grimmig und erinnerte sich an den
stechenden Schmerz, den sie in dem Garten empfunden hatte. Wie hielten manche
Frauen jede Nacht den Schmerz aus?
»Es ist
alles in Ordnung, Mama«, meinte sie beruhigend. »Was auch immer das Problem
ist, es ist bedeutungslos. Ich habe mich bereits entschieden, Alexander nicht
zu heiraten«, fuhr sie fort. »Ich habe seinen Antrag bereits abgelehnt und wenn
ihm klar wird, dass ich es wirklich ernst meine, bin ich sicher, dass er eine
andere Frau finden wird, die ...« Ihre Stimme wurde leiser und sie verstummte.
Adelaide
sah Charlotte scharf an. Hier ging eine ganze Menge mehr vor, als es den
Augenschein hatte.
»Wenn
er der Mann von vor drei Jahre ist«, meinte sie zögernd, »wäre es nicht
vielleicht eine gute Idee, ihn zu heiraten? Schließlich ist ...«
»Nein.«
Etwas in Charlottes verschlossenem, abweisendem Gesicht veranlasste Adelaide
dazu, das Thema fallen zu lassen.
Es
entstand eine Pause. Charlotte raffte sich auf und zog ihre Mutter vorsichtig
auf die Beine. »Mach dir keine Sorgen, Mama. Ich werde Sophie danach fragen,
und du kannst Papa versichern, dass ich nicht beabsichtige, Alexander Foakes zu
heiraten, was für ein Problem er auch haben mag.« Obwohl, fügte sie stumm
hinzu, ich keine Sekunde glaube, dass er in der Beziehung irgendeine
Behinderung hat!
Ihre
Mutter blieb zögernd an der Tür stehen. »Charlotte, hast du gehört, dass
Alexander einen Zwillingsbruder hat?«
»Ja.«
»Glaubst
du, du könntest die beiden Männer vielleicht verwechselt haben? Sie gleichen
sich wie ein Ei dem anderen, weißt du«, fuhr Adelaide unglücklich, aber
beharrlich fort. Sie musste sie einfach darauf hinweisen. »Selbst Leute, die
sie sehr gut kennen, können sie nicht immer auseinander halten.«
»Ich
kann nicht glauben, dass du das in Erwägung ziehst! Du weißt, was in jener
Nacht geschehen ist! Wie kannst du nur denken, dass ich den Mann nicht
wiedererkenne, wenn ich ihn sehe?«
»Aber
Liebling, es war dunkel, oder etwa nicht? Und es ist Jahre her und er trug eine
Maske.«
»Es ist
einfach ... es ist einfach nicht möglich«, flüsterte Charlotte. »Ich habe sogar
seinen Geruch, die Form seiner Wangenknochen und seines Kinns wiedererkannt.«
»Schatz«,
sagte ihre Mutter sanft und nahm sie in den Arm.
»Er ist
es, Mama«, beharrte Charlotte. »Nur erkennt er mich nicht wieder!«
Adelaide
versteifte sich. Diese Möglichkeit hatte sie nicht einmal in Betracht gezogen.
In ihrer Version erkannte Alexander die schöne Maid wieder, deren Unschuld er
befleckt hatte, und machte ihr (trotz seines Gebrechens) aus Loyalität oder
vielleicht auch Verlangen den Hof. Aber ihre Tochter nicht wiederzuerkennen?
Ihre schöne, ausnehmend schöne Tochter! Sie sah Charlotte völlig verblüfft an.
Selbst
mit den Tränen, die ihr über die Wangen liefen, war ihre Tochter eine der
bezauberndsten Frauen, die sie je gesehen hatte. Ihr Gesicht war in den letzten
Jahren schmaler geworden, so dass ihre Wangenknochen stärker hervortraten, und
ihr neuer Kurzhaarschnitt betonte ihre großen Augen. Aber im Wesentlichen war
Charlotte unverändert. Ihre Augenbrauen, ihre süßen, hochfliegenden
Augenbrauen, die sie schon als Neugeborene gehabt hatte - wie war es
möglich, dass er diese Augenbrauen vergaß?
Eine
Welle der Wut, die anders war als alles; was sie jemals empfunden hatte, kochte
in Adelaide hoch.
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