01 - Ekstase der Liebe
war, fuhr sie Marie nur selten an.
Wohingegen Marie eine Freundin hatte, die bei einer jungen Dame im Dienst
stand, welche in dieser Saison noch keinen Antrag erhalten hatte, und sie
musste regelmäßig Bürsten oder Kämmen ausweichen und erst neulich hatte ihre
Herrin sogar mit einem Cremetöpfchen nach ihr geworfen!
Es
klopfte diskret an der Tür und Marie hörte auf, Charlottes Haar zu bürsten, um
die Tür einen Spaltbreit zu öffnen. Es war Cecil, der sehr förmlich
dreinblickte.
»Es
wird Lady Sophie York ein Vergnügen sein, sich in etwa einer Stunde Lady
Charlotte anzuschließen«, sagte er ziemlich laut. Dann flüsterte er
verschmitzt: »Und Mr Cecil wird es ein Vergnügen sein, ein ganz bestimmtes
französisches Fräulein zu einem Ritt im Wäscheschrank abzuholen!«
Marie
verdrehte die Augen und schloss die Tür.
Charlotte
sah ausgesprochen vergnügt aus. Sie konnte Cecil nicht gehört haben, beruhigte
Marie sich.
»Lady
Sophie wird in einer Stunde ausreiten, Mylady«, sagte sie.
»Hm ...
war das Cecil?«
Marie
wurde noch geschäftiger und arrangierte Charlottes weiche Locken immer wieder
neu.
»Ja,
Mylady.«
»Er
sieht ziemlich gut aus, nicht wahr, Marie?«, fragte Charlotte schelmisch, das
Bild des blonden Riesen vor Augen, der sie oft bei ihren Ausritten im Hydepark
begleitete.
»Ich
weiß ... ich weiß nicht«, erwiderte ihr Mädchen eilig.
»Er
sieht sehr englisch aus«, beharrte Charlotte.
»Hier!
Sie sehen reizend aus, Mylady. Ravissante«, sagte Marie.
Charlotte
zwinkerte ihr im Spiegel zu. Marie verfiel nur ins Französische, wenn starke
Gefühle sie überkamen.
Sophie
wartete bereits auf sie, als Charlottes Stute elegant tänzelnd vor den
Marmorstufen des Stadthauses des Marquis' von Brandenburg zum Stehen kam.
Leichtfüßig lief sie die Stufen hinunter, ihr karmesinrotes Reitkostüm passte
ebenso wie angegossen wie Charlottes. Sophies Reitknecht half ihr auf ihr
zappeliges Pferd, eine lebhafte, schlanke Stute, die sie Erica getauft hatte.
»Erica!«,
hatte ihr Vater, der Marquis, angewidert gesagt. »So ein gewöhnlicher Name für
ein so wundervolles Tier.«
Aber
Sophie hatte ihn nur angelacht und ihren Reitknecht geschickt, um Erica zu
holen. Nichts, was er sagte, dachte ihr Vater düster, hatte irgendeine
Auswirkung auf das, was sie tat; wie hatte er glauben können, er könne auf den
Namen ihres Pferdes Einfluss nehmen?
jetzt
sah Sophie Charlotte bewundernd an, deren graues Reitkostüm durch ihre
pechschwarze Stute perfekt ergänzt wurde.
»Mein
Gott! Wir sind ein exquisites Paar, nicht wahr?« Sie lächelte Charlotte
verschmitzt an. Sie liebte es, Charlotte in Verlegenheit zu bringen, indem sie
auf das Offensichtliche hinwies, aber sie bemerkte voller Interesse, dass
Charlotte heute nicht einmal mit der Wimper zuckte.
»Sollten
wir vielleicht zwei von unseren Reitknechten statt einen von euch und einen von
uns mitnehmen?« Sophie wandte sich um, um die beiden Reitknechte zu betrachten,
die hinter den Mädchen aufstiegen.
»Warum
denn in aller Welt?«
»Süße«,
zog Sophie sie auf, »ihre Livrees passen nicht zusammen. Und wenn zwei
so elegante Überflieger wie wir in die Luft steigen, sollten wir da
nicht von zwei zusammenpassenden Reitknechten begleitet werden?«
Charlotte
zuckte die Achseln und setzte ein schiefes Lächeln auf. »Ich persönlich
glaube ja, dass alle Blicke auf mich gerichtet sein werden«, meinte sie. »Und
wenn der ein oder andere vielleicht auf dich fällt, glaube ich nicht, dass irgendjemand
die Reitknechte bemerken wird.«
»Oooh«,
erwiderte Sophie. »Meiner süßen Charlotte wachsen Domen. Dann lassen wir es gut
sein. On y va, Philippe«, rief sie ihrem Reitknecht zu. Der Marquis - der
darauf bestand, dass man seinen Titel auf die französische Art schrieb -
war mehr als nur ein bisschen stolz auf die französische Herkunft seiner Frau.
Er beschäftigte nur französische Dienstboten und war der Überzeugung, dass sie
dem Haus eines Adeligen einen zusätzlichen Hauch von Kultiviertheit verliehen.
Nachdem sie zwischen französischen Bediensteten aufgewachsen war, wechselte
Sophie sehr leicht zwischen Englisch und Französisch.
Sophie
und Charlotte ritten zusammen durch die überfüllten Straßen Londons. Nachdem
sie mehrere Male ihre Mäuler aneinander gerieben und geschnaubt hatten,
tänzelten ihre Stuten Hals an Hals, wobei eine von beiden ab und zu den Kopf hochwarf
und so ihren Wunsch anzeigte durchzugehen.
In der Straße
drängten sich
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