01 - Ekstase der Liebe

brauchen, mich in eine andere zu zwängen und gute
zwei Stunden, damit meine Halsbinde wie ein Wasserfall fällt.« Er seufzte
schwer.
    Gegen
ihren Willen umspielte Charlottes Lippen ein leichtes Lächeln. Sie warf einen
verstohlenen Blick auf Alex. Er trug eine eng anliegende Jacke, aber deshalb
gehörte er noch lange nicht zum Kreis der Stutzer.
    »Ach«,
sagte sie mit süßer Stimme. »Ich fürchte, mit einem so niedrigen Kragen, wie
Sie ihn heute zur Schau stellen, Sir, und mit dieser unscheinbaren Halsbinde
... oje, oje. Sie müssen wirklich zu Schultz eilen. Ich würde zu
zitronenfarbenen PantaIons raten.«
    »Meine
Güte«, sagte Alex anerkennend, lehnte sich gefährlich nahe zu Charlotte hinüber
und sah ihr in die dunklen Augen. »Ich glaube, Sie sind die erste junge Dame,
die die Kühnheit besessen hat, meine Unaussprechlichen zu erwähnen, geschweige
denn, sie zu bemängeln«
    Charlotte
errötete leicht. Er sagte die Wahrheit: Keine anständige Dame würde in
Gegenwart eines Gentlemans über Pantalons sprechen. Alex sah mit glühenden
Augen auf sie herab. Plötzlich warf sein Pferd den Kopf hoch und er zog heftig
die Zügel, um zu verhindern, dass es gegen Charlottes Pferd prallte.
    Sophie
bemerkte zufrieden, dass Charlotte rot geworden war, und auch Alexander Foakes
schien ein wenig überhitzt. Alex begegnete ihrem Blick und einen Augenblick
lang lag ein reumütiges Lächeln auf seinen Lippen. Dieser Mann war nicht
impotent, entschied Sophie. Tatsächlich würde sie alles tun, um eine Heirat
zwischen ihrer besten Freundin und diesem außergewöhnlichen Grafen zu fördern.
    »Charlotte
und ich haben gerade über das Stück von Shakespeare gesprochen, das wir heute
Abend sehen werden«, sagte sie unbekümmert. »König Lear, glaube ich. Sind Sie
mit dem Stück vertraut, Sir?«
    »Nein,
aber ich freue mich sehr darauf, Kean in der Rolle zu sehen«, erwiderte Alex
und sein Lächeln verwandelte sich in ein breites Grinsen.
    Mit
verblüffter Miene blickte Charlotte von Sophie zu Alex. Sie war sich nicht
einmal bewusst gewesen, dass die beiden sich kannten. Sophie hatte die ganze
letzte Woche zu Hause verbracht; wann hatten sie sich kennen gelernt?
    Alex
zog noch einmal den Hut, bemerkte ernst, dass er hoffe, auch an diesem Abend
das Vergnügen zu haben, sie begrüßen zu dürfen, und ritt davon. All seine Sinne
wehrten sich dagegen, die Straße hinunter weg von seiner köstlichen Liebsten zu
reiten, besonders da ihr Reitkostüm ihre wundervollen Rundungen so sehr betonte.
Sein Ausdruck verfinsterte sich, als er sich vorstellte, wie er Charlotte
hochhob, sie auf den Tisch in der Bibliothek setzte, ihre elegante Kleidung
nach oben warf und dabei ... Sein Pferd sprang protestierend eine Kruppade, als
er unwillkürlich die Zügel verkürzte. Um Himmels willen. Er ritt etwas
schneller. Die Geschichte über Schultz war Unsinn. Tatsächlich musste er nach
Hause, bevor Pippa von ihrem Nickerchen aufwachte.
    Er war
äußerst gereizt, als er die Zügel einem wartenden Reitknecht zuwarf und mit
langen Schritten in die Eingangshalle von Sheffield House lief. Drinnen hielt
er sofort inne und spitzte die geübten Ohren. Kein durchdringendes Geschrei,
also war Pippa noch nicht aufgewacht. Alex ging in seine Bibliothek, wo er von
seinem verzweifelt dreinblickenden Sekretär, Robert Lowe, begrüßt wurde. Auf
Alex' Schreibtisch stapelten sich die Papiere und das bereits seit Tagen; sein
Sekretär schien ständig hinter ihm herzulaufen und um Unterschriften zu bitten.
Alex verzog das Gesicht, als er an sein geordnetes Leben dachte, das er vor
Pippas Ankunft geführt hatte.
    Unterdessen
setzte er sich, an den Schreibtisch und arbeitete sich schnell durch den
größten Papierberg. Dann gab er die Papiere mit verschiedenen Instruktionen an
den Sekretär weiter. Plötzlich hielt er verblüfft inne. Vor ihm lag das Blatt
einer Zeitung, eindeutig eines der Skandalblätter, die jeden Tag erschienen,
und ein Pfeil zeigte auf einen Absatz.

    Lord
L. wurde erwischt mit Lady D.
    So
Mrs B. nicht aufhört und noch flirtet,
    hoffen
wir, dass der Vorhang endlich fällt,
    Sonst
sind wir es, die ihn lüften.
    »Was zum Teufel macht
dieser Schund hier«, fragte Alex mit eiskalter Stimme und heftete seinen Blick
auf seinen Sekretär, so dass dieser zu Stein erstarrte.
    »Ich
dachte nur«, erwiderte Lowe kläglich, »ich dachte, Sie könnten eine Anklage
wegen Verleumdung in Erwägung ziehen ... außerdem«, beendete er eilig seinen
Satz, »dachte