01 - Ekstase der Liebe
Charlotte?« Und dann leise: »Feigling!«
Charlotte
schnappte nach Luft und sah zu ihm auf In seinen Augen spiegelte sich sein
Verlangen, aber zugleich lächelte er.
Sie
lächelte zurück und fühlte sich sehr wagemutig. »Sir, Ihre Vorliebe für die
freie Natur macht mich sehr argwöhnisch.«
Alex
reagierte auf das Lächeln, nicht auf die Worte. Wovon in aller Welt sprach sie
nur? Er hatte sie bei einem Picknick geküsst - nicht dass das eine Rolle
spielte. Sie hatte vollkommen Recht; es juckte ihm in den Fingern, ihr Kleid
herunterzuziehen und ihre rosigen Brustwarzen in den Mund zu nehmen.
»Kommen
Sie schon«, sagte er beinah barsch. Sie traten hinaus in die Nacht. Hinter dem
Stadthaus der Dewlands erstreckte sich ein großer, gepflegter Garten. Charlotte
fühlte sich ein wenig beschämt, weil sie an Peter gezweifelt hatte. Die
Dewlands waren eindeutig ein alter und ehrbarer Adelszweig. Ihre Schwester
Violetta war in solchen Dingen sehr bewandert. Sie konnte jedes Mitglied der
Londoner Gesellschaft sofort einordnen und über seine oder ihre Vorfahren und
ihren Adelsanspruch plaudern ... Charlotte hingegen hatte sich nie die Mühe
gemacht, das zu lernen. Sie verbrachte ihre Zeit nicht mit der Lektüre von Burkes
Adelskalender. Wie sollte sie auch? Es war auch so schon schwer genug, das
Leben einer heiratsfähigen jungen Dame mit dem einer Teilzeitmalerin in
Einklang zu bringen. Ihre Mutter wies sie immer wieder darauf hin, dass sie Schwierigkeiten
bekommen würde, wenn sie einmal verheiratet war. »Wie willst du wissen, wie man
eine Gesellschaft mit anschließendem Dinner organisiert?«, hatte sie gefragt.
Charlotte hatte nur kurz an das langweilige Taktieren gedacht, das jeder
Dinnerparty vorausging, vor allem in Bezug auf die heikle Frage der
Rangordnung. Um ehrlich zu sein, war ihr der Gedanke an Heirat unendlich fern
erschienen. Sie würde niemals eigene Dinnerpartys organisieren, also warum sich
Sorgen machen?
Die
ganze Gesellschaft strömte aus den großen Doppeltüren, die vom Salon aus in den
Garten führten. Alex reichte Charlotte das Glas Champagner, das er getragen
hatte. Charlotte hörte, wie Sophie entzückt aufschrie, als der Duft von Rosen
durch die Luft strömte. Ihre drei Kavaliere stießen bei dem Versuch zusammen,
als Erster für sie die vollkommene Rose zu pflücken. Alex führte Charlotte zu
einer Bank in Sichtweite von Lady Dewland. Sie verspürte einen Hauch von
Enttäuschung. Wollte er sie nicht weiter in die dunkleren Pfade, die zum
hinteren Ende des Gartens führten, ziehen? Nicht dass sie so etwas zugelassen
hätte, natürlich. Sie nippte an ihrem Champagner, legte den Kopf in den Nacken
und fühlte, wie ihr die Locken über den Hals strichen. Es war jetzt so spät,
dass es trotz Londons allgegenwärtigem Dunst möglich war, einige Sterne am
Himmel zu sehen.
»Haben
Sie den Artikel über den Kohlenstaub in der Gazette gelesen?«, fragte
sie plötzlich. »Der Autor erörtert, dass Kohlefeuer nicht nur den Himmel
verfinstern, sondern auch die Menschen, besonders Kinder, krank machen.«
Alex
sah neugierig auf sie hinunter. Er hatte gedacht, dass die Schönen der
Gesellschaft nur die Klatschseiten lasen.
»Ich
glaube, dass er seinen Standpunkt zu vehement vertritt«, meinte er. »Es gibt
keinen wissenschaftlichen Beweis für einen Zusammenhang zwischen dem
Kohlenstaub und der Sterblichkeitsrate. Ich würde annehmen, dass die Kinder an
der schlechten Ernährung sterben.«
»Warum
husten sie dann?«
»Vielleicht
haben sie eine Erkältung ... oder eine Lungenentzündung. Ich fand seinen
Standpunkt interessant, aber ohne Beweise können wir Kohlefeuer nicht
verbieten, wie er vorschlägt.«
»Aber
Alex«, protestierte Charlotte, ohne überhaupt zu bemerken, dass sie seinen
Vornamen benutzt hatte, »er hat geschrieben, dass man bei Autopsien von Kindern
festgestellt hat, dass deren Lungen innen schwarz waren!«
»Na ja,
die meisten dieser Kinder sind arm«, widersprach Alex. »A] les könnte die
Todesursache gewesen sein!«
»Sie
wissen so gut wie ich, dass nur bei Kindern der sehr Armen eine Autopsie
vorgenommen wird.« Charlotte versuchte ihre Gefühle im Zaum zu halten. Sie
nippte an dem Champagner.
»Ja,
aber ich habe sehr selten Kinder meiner Freunde gesehen, die einen *solchen
Dauerhusten haben, wie er ihn beschreibt. Und wenn ich welche gesehen hätte«,
sagte Alex, »würde ich Pippa sofort aufs Land bringen.«
»Genau
das ist es«, meinte Charlotte geduldig. »Die Kinder
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