01 - Ekstase der Liebe
braunäugige Kavalier stand neben ihr und hielt ihr höflich den Arm hin.
Sie sah bittend zu ihm auf. »Mylord, ich merke gerade, dass ich sehr erschöpft
bin. Würden Sie so liebenswürdig sein, mich nach Hause zu begleiten?«
Glücklicherweise
zeigte der ehrenwerte Peter Dewland keine Anzeichen wollüstigen Fiebers
angesichts der Aussicht, mit Charlotte Daicheston allein in einer Kutsche zu
sein. Er nickte einfach. Charlotte entschuldigte sich bei der schmallippigen
Marquise. Sophie war in Begleitung aller drei Kavaliere in der von Blütenduft
schweren Nacht verschwunden. Alex war nirgendwo zu sehen. Charlotte legte ihre
Hand leicht auf Peters Arm und sie brachen zu den Kutschen auf.
Sie
befanden sich auf halbem Weg zum Wagenpark, als eine besonders schöne
Feuerwerksexplosion den Himmel erleuchtete. Charlotte war so damit beschäftigt
gewesen, sich auf den schlecht beleuchteten Ziegelsteinwegen zurechtzufinden,
ohne sich die Zehen zu stoßen, dass sie dem nicht viel Beachtung schenkte. Aber
jetzt rief Peter Dewland äußerst jungenhaft und charmant: »Lady Charlotte! Das
müssen Sie sich ansehen!«
Eine
scharlachrote Schlange wand sich um eine riesige Tigerlilie, die einen Moment
lang da war und sich dann in nichts auflöste.
»Oh,
wie wundervoll«, sagte sie.
»Meinem
Bruder würde das schrecklich gut gefallen«, meinte Peter, während er noch
zusah, wie die Funken in der Nacht verschwanden.
»Warum
ist er nicht mit uns gekommen?«, fragte Charlotte. »Ist er zu jung?«
Peter
wurde rot und sah seine Begleiterin an, er fürchtete, sie zu langweilen. Aber
sie sah aufrichtig interessiert aus.
»Quill
ist mein älterer Bruder - er hat sich bei einem Reitunfall das Bein
verletzt«, antwortete er. »Er kann das Bett nur verlassen, wenn ihn jemand nach
draußen trägt. Aber es verursacht ihm große Schmerzen und deshalb ...« Er
verstummte.
»Oje«,
sagte Charlotte mit dünner Stimme. Sie machte viel
Wirbel
um etwas so Dummes wie einen unpassenden Kavalier, der sie im Stich gelassen
hatte, und der Bruder dieses Jungen
war auf
Dauer ans Bett gefesselt. »Wissen Sie, dass man hier Feuerwerkskörper kaufen
kann? Sie könnten ihm welche mitbringen und in Ihrem Garten zünden und Ihr
Bruder könnte
sie vom
Fenster aus sehen.«
»Oh,
Lady Charlotte, das ist eine wundervolle Idee«, rief
Peter.
»Wissen Sie, wo die Feuerwerkskörper verkauft werden?« '
Charlotte
zeigte zurück auf den riesigen, erleuchteten Pavillon, den sie gerade verlassen
hatten. »Ich glaube, dort hinten.«
Peter
zögerte und wandte sich dann zum Gehen. »Ich werde morgen welche kaufen, Lady
Charlotte, und meinem Bruder sagen, dass das Ihr Vorschlag war.«
Charlotte
legte ihm eine Hand auf den Arm. »0 nein! Wir sollten es heute Nacht tun,
meinen Sie nicht? Ich würde Ihnen zu gern bei dem Feuerwerk helfen.« Plötzlich
kam ihr ein Gedanke. »Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob die Marquise uns
begleiten möchte.« Sie konnte nicht irgendeinen Mann ohne Anstandsdame zu
seinem Haus begleiten, auch wenn es für einen guten Zweck war.
»Meine
Mutter«, sagte er so eifrig, dass er beinahe stotterte, »meine Mutter würde
sich freuen, uns Gesellschaft zu leisten, da bin ich mir sicher. Ich glaube, sie
kennt Ihre Mutter recht gut.«
Charlotte
nahm dies mit Vorbehalt hin. Es war erstaunlich, wie viele Mitglieder der
Londoner Gesellschaft behaupteten, ihre Mutter recht gut zu kennen; Adelaide -war
einfach nicht in der Lage, Menschen zurückzuweisen. Dennoch ... Charlotte war
fest entschlossen, das Feuerwerk für Peters verletzten Bruder zu zünden.
»Gehen
wir!«, sagte sie fröhlich. Sie machten sich auf den Weg zurück zum erleuchteten
Pavillon. Eine leichte Brise ließ Charlottes schwarze Bänder um ihr schmales
weißes Kleid tanzen. Alex, der am Rand des Pavillons stand und außer sich vor
Zorn hinausstarrte, erkannte das Kleid sofort. Seine Augen verengten sich, dann
durchströmte ein Glücksgefühl seinen Körper. Allmächtiger Gott, diese Frau
würde ihn noch in den Wahnsinn treiben. Mit wem war sie überhaupt da draußen im
Dunkeln? Die Marquise hatte ihm gesagt, Charlotte sei nach Hause gefahren,
warum kam sie zurück? Er hatte sich selbst vorgemacht, dass er verärgert war,
weil sie die Gesellschaft verlassen hatte, ohne sich von ihren Freunden zu
verabschieden. In seinem Innern jedoch wusste er, dass er wütend war, weil sie
es nicht für nötig gehalten hatte, sich von ihm zu verabschieden. Er war
verschwunden, um ein Festessen
Weitere Kostenlose Bücher