01 - Ekstase der Liebe
einem leisen Klicken.
Alex
ließ sofort Charlottes Arm los und drehte sie um, so dass er sie ansehen
konnte. »Wie kommen Sie darauf, dass ich mein Kind diesem puddinggesichtigen
Menschen, den Sie Ihren Butler nennen, überlassen werde?«, fragte er
freundlich.
Charlotte
starrte ihn an. Ihr war völlig entgangen, dass sie ihn verabschiedet hatte, nachdem sie dafür gesorgt hatte, dass das Kind in die Unterkünfte der Dienstboten
gebracht wurde.
»Mylord«,
sagte sie, »ich sehe mich ... heute Morgen nicht in der Lage, dieses Gespräch
zu führen. Ich habe Kopfschmerzen.« Charlotte ließ sich anmutig auf eine Couch
fallen und fühlte sich wie eine Schwindlerin, die ihrer Großtante Margaret Konkurrenz
machte. Margaret litt stets an irgendeiner Krankheit und sie genoss ihre
Wehwehchen sehr.
Alex
stand vor ihr und sah völlig gefasst aus, wie Charlotte verärgert bemerkte.
»Vielleicht
möchten Sie ja, dass ich vor Ihnen auf die Knie falle?«, fragte er. Charlotte
sah, wie seine Augen vergnügt blitzten, und starrte ihn wütend an.
»Nein.«
»Gut«,
sagte Alex. Eine unbestimmbare Wut ging von ihm aus, die Charlotte sehr
beunruhigte. Sie hob trotzig ihr Kinn. Niemand konnte sie dazu zwingen zu
heiraten, nicht einmal ein Graf. Ihr Kopf pochte vor Schmerzen.
»Wollen
Sie jetzt beginnen' oder nicht?«, fragte sie herausfordernd.
Alex
starrte sie an. So hatte er sich das nicht vorgestellt. Er hatte gedacht, dass
das Gespräch mit ihrem Vater das Schwierigste sein würde. Er hatte die
Erklärungen, die Fragen zu seiner ersten, schrecklichen Ehe gefürchtet -
er hatte nicht einmal seinem Vater die Einzelheiten geschrieben. Aber der
Herzog war ausgesprochen freundlich gewesen, hatte aufmerksam zugehört, einige
vernünftige Fragen gestellt und ab. und zu genickt. Und am Ende hatte er Alex
die Hand geschüttelt und gesagt, er habe seinen Segen, und Alex hatte geglaubt,
das wäre es gewesen. Er hatte sich vorgestellt, dass Charlotte in seine Arme
sinken und schrecklich dankbar sein würde, seine Frau zu werden. So wie sie
gestern Abend in seine Arme gesunken war! Tatsächlich hatte er sich selbst
eingebläut, die ganze Angelegenheit nicht außer Kontrolle geraten zu lassen -
er wollte die Jungfräulichkeit seiner Frau nicht in einem Salon nehmen!
Irgendwie waren Jungfräulichkeit und die Hochzeitsnacht sehr wichtig für ihn
geworden, nachdem er herausgefunden hatte, dass Maria vor ihrem achtzehnten
Geburtstag mit beinahe jedem Mann in Rom im Bett gewesen war. Keine plumpen
Paarungen in irgendwelchen Kutschen für ihn. Dennoch hatte er gedacht, dass er
und Charlotte von unbändiger Leidenschaft füreinander erfüllt waren, so dass er
sogar in Betracht gezogen hatte, eine besondere Genehmigung einzuholen. Aber
Charlottes Vater hatte den Vorschlag abgelehnt.
»Es
muss eine ganz große Sache werden«, hatte er scharfsinnig erklärt. »Wir müssen
die romantischste Hochzeit des Jahrhunderts inszenieren, damit der Klatsch ein
Ende hat. Und Sie«, er sah Alex unter seinen buschigen Augenbrauen hervor an. »Sie
müssen so schnell wie möglich ein Kindzeugen.«
Alex
nickte. Darüber machte er sich keine Sorgen. Im Ganzen hatten er und Maria sich
wahrscheinlich nur zehnmal geliebt und Pippa war das Ergebnis.
Und
jetzt - Charlotte sah aus wie ein gereizter Stier und er verlor die Lust
daran, überhaupt irgendjemanden zu heiraten. Wozu brauchte er eine Frau? Marias
schrille Schimpfkanonaden sollten ausreichen, ihn für immer vor Frauen zu
warnen. Und Pippa ging es besser... Die Stille zwischen ihnen wurde immer drückender.
'
Alex
sah Charlotte noch einmal an. Leicht bestürzt bemerkte er, dass ihr Gesicht so
weiß war wie ihr Kleid und dass sie den Kopf mit der Hand stützte. Er setzte
sich neben sie.
»Sie
haben wirklich Kopfschmerzen, nicht wahr?«
Charlotte
nickte kläglich. Bei jeder Kopfbewegung hämmerte es in ihrem Schädel. Alex
stand auf und ging in die Halle. Sie hörte, wie er leise mit einem Lakaien
sprach.
»Ich
habe ihn weggeschickt, um Keating zu sagen, dass er Ihnen einen speziellen
Trank bereiten soll«, sagte er, als er den Raum wieder betrat. »So -
legen Sie Ihren Kopf hierher.« Er zog sie vorsichtig an sich, so dass sie sich
an seine Schulter lehnte.
»Das
ist sehr unschicklich«, meinte Charlotte und hob den Kopf.
»Still!
Keiner kann uns sehen.« Er schob die Locken an ihrem Nacken beiseite und begann
ihn leicht zu massieren. Charlotte drehte das Gesicht zur Seite und lehnte es
an seine Schulter.
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