01 - Geheimagent Lennet wird ausgebildet
mit ihm vor?« Innerlich zitterte sie. Würde Moriol antworten: Dem hat man sicher schon den Hals gebrochen?
»Armand ist ein großartiger Junge", sagte Moriol. »Es wird uns sicher gelingen, ihn euch auszuspannen und gegen euch einzusetzen.«
»Das Unterseeboot wird so lange nicht angreifen, wie Sie an Bord sind?«
»Hoffentlich", erwiderte Moriol.
»Das ist alles, was ich wissen wollte. Jetzt halten Sie freundlichst den Mund.«
Er trachtete wohl, sie durch seinen Blick zum Senken der Augen zu zwingen, die Angst um Lennet verlieh ihr aber neue Energie: Sie blinzelte nicht einmal.
So blieben sie eine ganze Weile lang Auge in Auge stehen.
»Warten wir auf etwas?« fragte Moriol schließlich. »Ich sagte Ihnen doch, Sie sollen schweigen!« erwiderte Corinna.
In Wirklichkeit fühlte sie recht gut, daß ihre Position schwächer war als vor einer halben Stunde. Moriol hatte begriffen, daß seine Festnahme nicht richtig vorbereitet worden war.
Obgleich sich die Pistole immer noch in den Händen des Mädchens befand, änderte sich das Kräftespiel: Der Mann gewann wieder die Oberhand.
Plötzlich fragte Moriol: »Haben Sie Ihre Pistole auch richtig entsichert?«
Für einen kurzen Augenblick richtete Corinna die Augen auf ihre Waffe.
Schon war Moriol über ihr. Mit einem Griff ums Handgelenk schleuderte er die Waffe fort. Mit der anderen Hand zerschnitt er die Luft: Corinna war ihm blitzschnell unter dem Arm durchgetaucht.
Bei dieser Bewegung versuchte sie, ihm einen Tritt vors Schienbein zu geben. Es gelang ihr aber nicht, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Er drehte sich um seine Achse, sprang auf die Pistole zu, setzte den Fuß auf ihren Kolben.
Da rannte Corinna, statt zur Tür zu laufen und die Flucht zu ergreifen, zur Sprechanlage, drückte den Knopf und schrie:
»Oberst Moriol ist ein Spion!«
Sie machte sich auf eine Kugel in ihren Rücken gefaßt. Aber es erfolgte nicht einmal ein Knall. Sie drehte sich um. Die Pistole in der Linken, kam Moriol auf sie zu. Sie erkannte ihn kaum, so viel Grausamkeit stand in seinen blutunterlaufenen Augen.
»Bemühen Sie sich nicht, Fräulein", sagte er. »Sie haben wohl nicht bemerkt, daß ich den Stecker aus der Wand gezogen habe, kurz bevor Sie auf den Knopf drückten...«
Sie wich instinktiv zurück.
Er lächelte raubtierhaft. »Ja, Sie haben mich wohl verstanden.
Ich werde nicht schießen. Das würde zuviel Lärm machen. Ich werde Sie erwürgen.«
Kaum hatte der Agent das letzte Wort ausgesprochen - da warf sich Corinna im Sprung auf ihn, packte seinen rechten Arm und biß ihn in die Hand, Bruchteile von Sekunden darauf ließ sie sich zu Boden fallen, versuchte dabei, einen Griff anzusetzen, schaffte es aber nicht. Die beiden, ineinander verkrallt, rollten über den Teppich. Kurz darauf mußte sich Corinna geschlagen geben. Der Geheimagent preßte sie mit aller Kraft gegen den Boden.
Sekunden später ist alles entschieden...
Wer ist der Chef?
Der Hubschrauber hatte auf Deck aufgesetzt.
Lennet sprang heraus und eilte an den Matrosen vorüber, die ihn begrüßen wollten, erreichte den Gang und stürzte in die Unterkünfte der Lehrkräfte.
Schon durchquerte er das Zimmer, in das er vor neun Monaten sein kleines Magnetofon eingeschmuggelt hatte. Schon überschritt er die Schwelle zum verbotenen Raum. Schon flog er, vier Stufen auf einmal nehmend, die kleine Treppe hinab, die zur Wohnung Moriols führte. In der Hand trug er eine Maschinenpistole, die man ihm auf seinen Wunsch hin beim Abflug gegeben hatte.
Im Galopp rannte er durch den Gang. Da ertönte ein langer Schrei - der Schrei einer Frau!
Mit Gewalt stieß er die Tür zur Wohnung auf und warf sich gleichzeitig - wie man es ihn gelehrt hatte - nach rückwärts.
Er hatte gut daran getan: Zwei Kugeln schlugen, zehn Zentimeter von ihm entfernt, ins Schott.
Moriol, der mit der einen Hand Corinna am Boden festhielt, schoß mit der anderen.
Lennet erwiderte das Feuer, zielte, so gut es ging, um Corinna nicht zu treffen...
Moriol stürzte der Länge nach zu Boden.
Am nächsten Morgen fand die Verteilung der FND-Ausweise wie vorgesehen um zehn Uhr statt.
Das feindliche Unterseeboot hatte sich, da es nicht das vereinbarte Signal empfing, in internationale Gewässer davongemacht...
Bertrand Bris, noch stark mitgenommen, konnte sich nur mit großer Anstrengung erheben, um aus den Händen des Vertreters der Regierung seine schön geprägte Karte mit dem Wappen des FND entgegenzunehmen.
Ein Offizier
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