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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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dem ab, nachdem er seinen Wagen an der richtigen Stelle geparkt und leise in seine Wohnung geschlüpft war. Er blickte sehnsüchtig zur Dusche hinüber, denn er brauchte das Gefühl von Sauberkeit, nachdem er von Staub, Dreck und... Ratten umgeben gewesen war. Bei diesem letzten Gedanken schüttelte es ihn gründlich. Verdammte Ratten, dachte er, während er Eiswürfel in ein großes Glas tat und dann Leitungswasser hineinfüllte. Dem ersten Glas folgten noch etliche weitere, während er sich mit der freien Hand schon auszuziehen begann. Die Klimaanlage tat unheimlich gut, und so stellte er sich direkt vor das Gerät, ließ die kühle Luft über seinen Körper streichen. Die ganze Zeit hatte er nicht pinkeln müssen. Mußte in Zukunft Wasser mitnehmen. Kelly nahm sich eine Portion Dosenwurst aus dem Kühlschrank und belegte zwei dicke Sandwiches damit, die er mit noch einem halben Liter Eiswasser hinunterspülte.
    Brauch dringend eine Dusche, sagte er sich. Aber er durfte es sich nicht gestatten. Er würde sich an das Gefühl eines klebrigen, plastikähnlichen Überzugs auf seinem ganzen Körper gewöhnen müssen. Er mußte es mögen, es kultivieren, denn davon hing zum Teil seine persönliche Sicherheit ab. Sein Dreck und Gestank gehörten zu seiner Verkleidung. Wegen seines Aussehens und seines Geruchs sollten die Leute von ihm wegschauen und ihm nicht zu nahe kommen. Er konnte jetzt keine normale Person sein, er mußte sich in eine Straßenkreatur verwandeln, um die jeder einen Bogen machte. Die von niemandem beachtet wurde. Der Bart war noch dunkler geworden, sah er im Spiegel, bevor er sich ins Schlafzimmer verzog. Sein letzter Entschluß an diesem Tag war der, daß er auf dem Boden schlafen würde. Er brachte es nicht über sich, neue Laken zu verdrecken.

15 Lektionen anwenden
    Pünktlich um elf Uhr früh setzte die Hölle ein, obwohl Colonel Zacharias natürlich keine Möglichkeit hatte, die Zeit zu bestimmen. Die Tropensonne schien stets über ihm zu sein und unbarmherzig herniederzubrennen. Selbst in seiner fensterlosen Zelle entkam er ihr nicht, genausowenig wie er den Insekten entging, die in der Hitze prächtig zu gedeihen schienen. Er wunderte sich, daß hier überhaupt etwas gedeihen konnte, doch wenn, dann war es etwas, was ihm weh tat oder ihn belästigte, und das entsprach präzise der Beschreibung der Hölle, wie er sie als Kind in der Kirche gehört hatte. Zacharias war auf eine mögliche Gefangennahme vorbereitet worden. Er hatte Trainingsprogramme fürs Überleben, Ausweichen, den Widerstandskampf und das Flüchten mitgemacht. Das war unabdingbar für jemand, der seinen Lebensunterhalt als Kampfpilot verdienen wollte, und diese Schulung wurde im Militär entschieden am meisten gehaßt, weil es die sonst so gehätschelten Luftwaffen- und Marineoffiziere Gemeinheiten unterwarf, bei denen selbst die strengen Marineausbilder der Mut verlassen hätte - Gemeinheiten, die unter anderen Umständen für ein Kriegsgerichtsverfahren, gefolgt von einer längeren Strafe in Leavenworth oder Portsmouth, ausgereicht hätten. Zacharias hatte wie die meisten anderen im Leben nicht noch einmal erleben wollen, was er da mitgemacht hatte. Aber seine gegenwärtige Lage hatte er sich ja nicht selber ausgesucht, oder? Denn was er hier durchmachte, war die Wiederholung des kompletten Schulungsprogramms.
    Er hatte sich nur entfernt mit einer eventuellen Gefangennahme auseinandergesetzt. Sie ließ sich einfach nicht völlig wegdenken, sobald einer mal das scheußliche, zur Verzweiflung treibende elektronische Krächzen der Notrufmeldungen gehört, die Fallschirmjäger gesehen und versucht hatte, eine Befreiungsaktion zu organisieren, in der Hoffnung, einer der grashüpfergrünen Hubschrauber würde von seinem Stützpunkt in Laos einfliegen, oder vielleicht sogar eine »Dicke Mammi« - wie die Froschmänner die Rettungsvögel nannten - von der See herzischen. Zacharias hatte schon mal gesehen, daß es funktionierte, aber meistens war es mißglückt. Er hatte die panischen und grausam unmännlichen Schreie von Piloten gehört, die die Gefangennahme vor Augen hatten. »Bringt mich raus hier«, hatte ein Major gekreischt doch gleich darauf war über Funk eine andere Stimme ertönt, die haßerfüllte Worte voller Bitterkeit und Mordgier hervorsprudelte, die zwar niemand genau entschlüsseln konnte, die sie aber dennoch verstanden hatten. Die Grashüpfer-Besatzungen und ihre Kollegen von der Navy taten ihr Bestes, und obwohl

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