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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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sie befanden sich in Sichtweite von zwei anderen. Charlie Brown schien seinen Block ganz für sich zu haben, aber ein paar Meter entfernt war eine Bushaltestelle. Dagwood befand sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite von Wizard. Beide hatten Leutnants, und das erledigte die Sache. Big Bob war größer als Kelly, und sein Leutnant sogar noch hünenhafter. Das war eine Herausforderung. Kelly suchte aber keine Herausforderung - noch nicht.
    Ich muß mir einen guten Plan der Umgebung besorgen, ihn mir einprägen und in getrennte Bereiche aufteilen, dachte Kelly. Ich muß die Buslinien und Polizeiwachen einordnen, die Schichtwechsel der Polizei in Erfahrung bringen, die Muster der Streifengänge. Ich muß dieses ganze Gebiet sozusagen auswendig lernen, ein Zehn-Block-Radius dürfte genügen. Den Wagen darf ich nie zweimal an derselben Stelle parken, nicht einmal in der Nähe des jeweils letzten Platzes.
    Du kannst in einem bestimmten Gebiet nur einmal jagen. Das heißt, du mußt dir genau überlegen, wen du dir raussuchst. Nur nachts auf die Straße gehen. Eine zweite Waffe besorgen... kein Gewehr... ein Messer, ein gutes. Ein paar Längen Seil oder Draht. Handschuhe, die Gummidinger, die Frauen zum Spülen benutzen. Noch etwas zum Anziehen, vielleicht eine Buschjacke, mit vielen Taschen - nein, eine mit Innentaschen. Eine Flasche Wasser, etwas zu essen, einen Schokoriegel für die Energiezufuhr. Mehr Kaugummis... vielleicht Bubble Gum? dachte Kelly, der es jetzt etwas gelassener angehen ließ. Er schaute auf die Uhr: zwanzig nach drei.
    Dort unten beruhigte sich allmählich alles. Wizard und seine Nummer zwei verließen ihr Territorium auf dem Gehsteig und verschwanden um eine Ecke. Dagwood machte es ihnen bald darauf nach. Er stieg in sein Auto und ließ sich von seinem Leutnant chauffieren. Charlie war weg, als Kelly das nächste Mal hinsah. Blieben noch Archie und Knacki im Süden und Big Bob im Westen, die beide noch sporadisch was verkauften, viel an begüterte Kunden. Kelly sah noch eine weitere Stunde zu, bis Archie und Knacki als letzte Schluß gemacht hatten für diese Nacht... und sie verschwanden ziemlich schnell, dachte Kelly, nicht sicher, wie sie das bewerkstelligt hatten. Noch etwas zum Nachprüfen. Er war steif, als er aufstand, und wollte auch das künftig beherzigen. Er durfte nicht soviel stillsitzen. Seine ans Dunkel gewöhnten Augen achteten genau auf die Stufen, als er so leise er konnte herunterstieg, denn das Nachbarhaus war bewohnt. Zum Glück waren die Ratten jetzt weg. Kelly blickte zur Hintertür hinaus, und als er die Gasse leer fand, verließ er das Haus, wieder mit dem Gang eines Betrunkenen. Zehn Minuten später war sein Auto in Sicht. Aus fünfzig Meter Entfernung erkannte Kelly, daß er gedankenlos genug gewesen war, den Wagen in der Nähe einer Straßenlaterne zu parken. Das war ein Fehler, der kein zweites Mal vorkommen durfte, tadelte er sich während er sich langsam und schwankend näherte, bis er nur noch eine Wagenlänge entfernt war. Dann, nach prüfenden Blicken die leer daliegende Straße hinauf und hinunter, stieg er schnell ein, ließ den Motor an und rauschte davon. Erst als er zwei Blocks weiter war, schaltete er die Scheinwerfer ein. Dann bog er nach links ab und gelangte wieder auf die breite leere Durchfahrtsstraße, verließ den gar nicht so imaginären Dschungel und fuhr nach Norden zu seiner Wohnung.
    Wieder bequem und sicher im Auto, ging er alles durch, was er in den vergangenen neun Stunden gesehen hatte. Die Dealer waren allesamt Raucher. Sie zündeten ihre Zigaretten mit Einmal-Feuerzeugen an, deren helle Flammen ihre Nachtsicht beeinträchtigten. Je später die Nacht, desto geringer das Geschäft, und desto nachlässiger schienen sie zu werden. Waren schließlich auch nur Menschen. Sie wurden müde. Einige blieben länger draußen als andere. Alles, was er gesehen hatte, war nützlich und wichtig. In ihrem charakteristischen Vorgehen und besonders in ihren Unterschieden lagen ihre wunden Punkte.
    Es war eine feine Nacht gewesen, dachte Kelly, als er am Baseballstadion der Stadt vorbeifuhr, nach links in den Loch Raven Boulevard einbog und sich endlich entspannte. Er überlegte sich sogar, ob er einen Schluck von dem Wein nehmen sollte, aber jetzt war nicht die Zeit, in schlechte Gewohnheiten zu verfallen. Er nahm die Perücke vom Kopf und wischte sich damit den durch sie verursachten Schweiß ab. Er hatte einen Mordsdurst.
    Zehn Minuten später half er

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