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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Metall- und Plastikflächen abgewischt, in der Hoffnung, daß damit alle Fingerabdrücke entfernt waren. Kelly war insgeheim dankbar für jede Polizeivorführung und jeden Film, den er gesehen hatte, und betete darum, daß er sich bei jedem seiner Schritte genauso übervorsichtig verhalten würde.
    Was noch? fragte er sich. Er hatte keinen Ausweis mit, aber ein paar Dollar Kleingeld in einem Portemonnaie, das er auch in dem Gebrauchtwarenladen erworben hatte. Kelly hatte daran gedacht, mehr mitzunehmen, aber das war nicht nötig. Wasser. Essen. Waffen. Kabel. Das Fernglas würde er heute zu Hause lassen. Sein Nutzen wog seine Sperrigkeit nicht auf. Vielleicht sollte er sich so etwas wie ein Opernglas besorgen - also vormerken. Er war bereit. Kelly schaltete den Fernseher ein und sah die Nachrichten, um den Wetterbericht zu hören - wolkig, vereinzelte Schauer, Tiefdruck bei gut zwanzig Grad. Er machte sich zwei Tassen Instant-Kaffee und trank sie hintereinander weg, um genügend Koffein zu speichern. Dann wartete er auf den Einbruch der Nacht. Nach kurzer Zeit war es soweit.
    Das Verlassen der Wohnanlage war sonderbarerweise einer der schwierigsten Schritte. Kelly blickte aus den Fenstern, das Zimmerlicht hatte er bereits ausgeschaltet, und vergewisserte sich, daß niemand draußen war, bevor er sich hinauswagte. Vor der Tür des Gebäudes blieb er noch mal stehen, schaute und lauschte, bevor er stracks auf seinen VW zuging, aufsperrte und einstieg. Sofort zog er die Arbeitshandschuhe über, und erst danach machte er die Wagentür zu und ließ den Motor an. Zwei Minuten später kam er an der Stelle vorbei, wo er den Scout geparkt hatte, und fragte sich, wie einsam es dem Wagen nun sein mochte. Kelly suchte sich einen Sender, der moderne Musik spielte, Softrock und Folk, bloß um während der Fahrt nach Süden in die Innenstadt vertraute Töne um sich zu haben.
    Er war schon ein wenig überrascht, was für eine Spannung sich während der Fahrt aufbaute. Sobald er angekommen war, würde sich das wieder legen, aber die Herfahrt war die Zeit, in der er, wie auf dem Flug zum Einsatzort, in Gedanken das Unbekannte erwog, und dabei mußte er sich zwingen, gelassen zu bleiben und ein gleichgültiges Gesicht zu machen, während seine Hände in den Handschuhen dennoch ein wenig schwitzten. Er befolgte sorgfältig jede Verkehrsregel, achtete auf alle Ampeln und kümmerte sich nicht um die Autos, die an ihm vorbeirauschten. Schon erstaunlich, dachte er, wie lang einem zwanzig Minuten vorkommen konnten. Diesmal wählte er eine etwas andere Strecke zur Einsatzstelle. Er hatte in der vorigen Nacht schon den Parkplatz ausgekundschaftet, zwei Blocks vom Zielort entfernt - im Geiste entsprach bei ihm ein Block im gegenwärtigen taktischen Operationsgebiet einem Kilometer im echten Dschungel, ein Vergleich, der ihn kurz auflächeln ließ, als er sein Auto hinter einem schwarzen 57er Chevy einparkte. Wie schon zuvor entfernte er sich schnell vom Wagen und flüchtete in den Schutz der Dunkelheit einer Gasse. Nach zwanzig Metern war er bloß noch ein torkelnder Betrunkener.
    »He du!« rief eine junge Stimme. Es waren drei Teenager, die auf einer Vorgartenmauer saßen und Bier tranken. Kelly wechselte auf die andere Seite der Gasse, um möglichst viel Abstand zu halten, aber das klappte nicht. Einer von ihnen sprang herab und kam auf ihn zu.
    »Was suchst'n, Herumtreiber?« wollte der Junge mit der ganzen gefühllosen Arroganz eines jungen Draufgängers wissen. »Himmel, du stinkst aber, Mann! Hat dir deine Mama nicht das Waschen beigebracht?«
    Kelly drehte sich nicht einmal um, er krümmte sich nur zusammen und ging weiter. Das war nicht vorgesehen. Mit gesenktem Kopf, den er etwas von dem Burschen wegdrehte, der neben ihm herging, trottete er weiter. Doch dieser hielt gemeinerweise Schritt mit dem alten Strolch, der die Flasche nun in die andere Hand wechselte.
    »Ich brauch was zum Trinken, Mann«, sagte der Junge und streckte schon die Hand nach der Flasche aus.
    Kelly gab sie nicht her, weil ein Tippelbruder das nicht tat. Das Jüngelchen stellte ihm ein Bein, schubste ihn gegen das eiserne Gitter links, aber damit ließ er es bewenden. Er ging lachend wieder zu seinen Freunden, als der Penner sich aufrappelte und weiterzockelte.
    »Und komm ja nicht wieder her, Mann!« hörte Kelly noch, als er am Ende des Blocks angelangt war. Das hatte er auch nicht vor. Er kam während der nächsten zehn Minuten an zwei weiteren Gruppchen von

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