Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
und - 89 habe ich verpaßt. Nach dem, was ich so höre, ist mir nicht viel entgangen. Die 104 hat Spaß gemacht, wie ein Sportwagen, aber nicht viel Stehvermögen. Nein, die 86H habe ich wahrscheinlich am liebsten, wegen der Handhabung.«
    »Und die Thud?« fragte Grischanow, indem er den Spitznamen der F-105 verwendete.
    Robin hustete kurz. »Du brauchst den ganzen Staat Utah als Landebahn, aber sie hat eben verdammt rasante Triebwerke. Ich bin schon hundertzwanzig Knoten über der roten Linie geflogen.«
    »Es heißt, sie ist eigentlich kein Kampfflugzeug. Eher so was wie ein Bombenschlepper.« Grischanow hatte den Jargon amerikanischer Piloten aufmerksam studiert.
    »Das paßt. Die bringt dich im Nu aus Schwierigkeiten heraus. Mit der würdest du dich bestimmt nicht gern auf einen Nahkampf einlassen. Da muß der erste Hieb sitzen.«
    »Aber was das Bombardieren angeht - unter uns Piloten, euer Bombenabwurf in dieser elenden Gegend ist ausgezeichnet.«
    »Wir bemühen uns, Kolja, wir geben uns große Mühe«, sagte Zacharias mit schleppender Stimme. Es verblüffte den Russen, daß der Alkohol so schnell wirkte. Der Mann war in seinem Leben noch nie mit scharfen Getränken in Berührung gekommen, zum erstenmal vor zwanzig Minuten. Wie außergewöhnlich, daß sich ein Mensch für ein Leben ganz ohne Alkohol entschied.
    »Und wie ihr die Raketenstellungen angreift! Weißt du, ich habe das beobachtet. Wir sind Feinde, Robin«, sagte Kolja wieder. »Aber wir sind auch Piloten. Was ich da an Mut und Geschick beobachtet habe, habe ich noch nie gesehen. Sicher bist du daheim ein professioneller Spieler, oder?«
    »Spielen?« Robin schüttelte den Kopf. »Nein, das darf ich nicht.«
    »Aber was du in deiner Thud... «
    »Das ist kein Spiel. Kalkuliertes Risiko. Du planst genau, du weißt was möglich ist, und daran hältst du dich, du kriegst ein Gefühl für das, was der andere denkt.«
    Grischanow merkte sich vor, seine Feldflasche für den nächsten Piloten auf seinem Zeitplan wieder aufzufüllen. Es hatte einige Monate gedauert, aber nun hatte er doch etwas gefunden, was wirkte. Schade, daß diese kleinen braunen Wilden nicht intelligent genug waren, um zu verstehen, daß Mißhandlungen meist den Mut eines Mannes wachsen ließen. Bei all ihrer beträchtlichen Hochmütigkeit sahen sie die Welt durch eine Linse, die alles so klein wie sie und so kleinkariert wie ihre Kultur machte. Sie schienen unfähig, Lektionen zu lernen. Grischanow hingegen suchte solche Lektionen. Merkwürdigerweise hatte er diese von einem Nazi-Offizier der Luftwaffe gelernt. Schade auch, daß die Vietnamesen nur ihm und niemandem sonst diese speziellen Befragungen gestatteten. Er würde deswegen bald mal nach Moskau schreiben. Wenn sie den richtigen Druck ausübten, könnte ihnen dieses Lager ungeheuer viel nützen. Welch unerwartete Schlauheit hatten die Wilden mit der Einrichtung dieses Lagers bewiesen, doch wie enttäuschend andererseits, mit welcher Hartnäckigkeit sie dessen Möglichkeiten ungenutzt ließen. Es war schon widerlich, daß er in diesem heißen, feuchten, mückenverseuchten Land leben mußte, umgeben von arroganten kleinen Menschen mit ihrem bißchen arroganten Verstand und der tückischen Wesensart von Schlangen. Aber hier waren nun mal die Informationen, die er brauchte. So verabscheuenswert seine derzeitige Beschäftigung auch war, es gab dafür eine Bezeichnung, die er ausgerechnet in einem der modernen amerikanischen Romane entdeckt hatte, die er las, um seine bereits beeindruckenden Fremdsprachenkenntnisse aufzupolieren. Es war ein typisch amerikanischer Begriff. Was er tat, war »rein geschäftlich«. Das war eine Weltanschauung, die er gut verstand. Schade, daß der Amerikaner neben ihm das womöglich nicht einsehen würde, dachte Kolja, während er auf jedes Wort der weitschweifigen Erklärungen über das Leben eines WeaselPiloten lauschte.
    Das Gesicht im Spiegel wurde ihm immer fremder, und das war gut so. Die Macht der Gewohnheit war schon sonderbar. Er hatte bereits das Waschbecken mit heißem Wasser vollaufen lassen und die Hände eingeseift, da erst meldete sich sein Verstand und erinnerte ihn daran, daß er sich nicht waschen oder rasieren durfte. Kelly putzte sich wenigstens die Zähne. Er konnte diesen pelzigen Belag auf den Zähnen nicht ausstehen, und er hatte ja immer noch seine Weinflasche zur Tarnung. Was für ein übles Zeug, dachte Kelly, so süß und schwer und so merkwürdig in der Farbe. Kelly war kein

Weitere Kostenlose Bücher