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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Hut sein wie immer, aber er war der unbekannte Jäger, und die Beutetiere hatten keine Ahnung, daß sie Opfer waren, da sie sich selbst für Raubtiere hielten. Sie sollten ihre Illusionen nur behalten.
    Es war schon fast drei, als Kelly ihn aussuchte. Ein Einzelgänger, wie Kelly ihn genannt hatte. Dieser hatte keinen Leutnant war vielleicht neu im Geschäft, sozusagen noch ein Lehrling. Er war nicht besonders alt, zumindest sah er aus fünfundzwanzig Metern Entfernung nicht so aus. Er zählte gerade sein Geldbündel nach den nächtlichen Verkäufen. An der rechten Hüfte war eine Beule zu sehen, zweifellos eine Handfeuerwaffe, aber er hielt den Kopf gesenkt. Dennoch war er irgendwie wachsam. Als er Kellys Schritte hörte, hob er den Kopf und wandte sich um, musterte ihn rasch von oben bis unten, widmete sich dann aber gleich wieder dem Geldzählen und achtete nicht weiter auf die näher kommende Gestalt.
    Kelly hatte sich früher am Tage zu seinem Boot bemüht, wohin er mit dem Scout gefahren war, weil auf dem Hafengelände niemand erfahren sollte, daß er einen anderen Wagen besaß, und hatte etwas geholt. Als er sich Junior näherte - jeder mußte einen Namen haben, für wie kurze Zeit auch immer -, wechselte Kelly die Weinflasche von der rechten in die linke Hand. Dann zog die rechte Hand den Splint von der Spitze des Schlagrohrs, das in seiner neuen Buschjacke steckte und von Stoffschlaufen auf der linken Seite des nun aufgeknöpften Kleidungsstücks gehalten wurde. Es war ein schlichtes Metallrohr, zwölf Zentimeter lang, mit einem angeschraubten Zylinder an der Spitze, und der Splint baumelte an einer kurzen, leichten Kette. Kelly zog das Stück mit der rechten Hand aus den Schlaufen und hielt es fest, während er Junior auf die Pelle rückte.
    Der Kopf des Dealers fuhr wieder irritiert hoch. Womöglich hatte er sich verzählt, und nun ordnete er die Scheine nach den Werten. Vielleicht hatte Kellys Näherkommen ihn in seiner Konzentration gestört, oder vielleicht war er bloß dumm, was wohl die wahrscheinlichere Erklärung war.
    Kelly stolperte, fiel auf den Gehsteig, den Kopf gesenkt, was ihn noch harmloser aussehen ließ. Im Aufstehen blickte er sich um. Im Umkreis von hundert Metern waren keine weiteren Fußgänger zu sehen, und die einzig sichtbaren Autolichter waren rot entfernten sich also von ihm. Als er den Kopf hob, war in seinem Blickfeld niemand außer Junior, der seine Nachtarbeit abschloß, sich bereit machte, wer weiß wohin heim zu gehen, um eine Runde zu schlafen oder was auch immer.
    Drei Meter noch, und der Dealer schenkte ihm immer noch keine Beachtung, als wäre er ein streunender Hund, und Kelly durchlebte schon das Hochgefühl, das kam, bevor es geschah, dieser letzte Augenblick erregter Befriedigung, wenn er genau wußte, daß es klappen würde, den Feind im Visier, der keinen Verdacht schöpfte, daß es ihm an den Kragen ging. Der Augenblick, in dem er das Blut in seinen Adern spüren konnte, da er allein wußte, daß die Stille gleich zerrissen werden würde. Die wunderbare Befriedigung der Gewißheit. Kelly zog die rechte Hand unterm Gehen schon etwas heraus, lief aber nicht direkt auf sein Ziel zu, wollte eindeutig an ihm vorbei gehen statt zu ihm hin, und der Gauner sah wieder hoch, bloß für eine Sekunde, um sich zu vergewissern, ohne Angst im Blick, nicht einmal Verärgerung; natürlich rührte er sich nicht, denn die Leute pflegten einen Bogen um ihn zu machen, nicht umgekehrt. Kelly war für ihn nur ein Objekt, eines von den Dingen, die es auf der Straße gab, so belanglos wie ein Ölfleck auf dem Asphalt.
    Bei der Marine hieß das DAK, Direkter Annäherungskurs, die geradeste Kurslinie zu einem anderen Schiff oder Küstenstreifen. Der DAK betrug hier gut einen Meter. Als er einen nur noch halben Schritt entfernt war, zog Kelly mit der rechten Hand das Schlagrohr unter der Jacke hervor. Dann drehte er sich auf dem linken Fuß und schwang den rechten aus, während der rechte Ar m wie zu einem Schlag ausholte, mit der ganzen Wucht von fünfundneunzig Pfund Körpergewicht in der Bewegung. Die verbreiterte Spitze des Rohrs traf den Dealer von unten her direkt unter dem Brustbein. Dabei schob die vereinte Wucht von Kellys Arm und der verharrenden Masse des anderen Körpers die Sprengkapsel auf die Zündnadel, und die Schrotladung ging direkt an Juniors Hemd hoch.
    Es klang / wie wenn jemand einen Karton auf einen Holzboden fallen läßt. Wumpp. Weiter nichts. Mit einem Schuß

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