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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Zacharias.
    »Denk dir nichts«, antwortete der Russe. »Bei euch läuft das doch auch nicht anders. Als Frankreich aus der NATO ausgetreten ist, als die Franzosen euren Leuten gesagt haben, sie sollen ihre Stützpunkte räumen, glaubst du, da hat man uns vorher informiert? Ich war damals beim Stab in Deutschland, und niemand hat sich die Mühe gemacht, mir zu erklären, daß da etwas im Busch ist. Ihr schätzt uns ähnlich ein wie wir euch: Ihr haltet uns für einen Koloß. Doch die Innenpolitik in eurem Land ist mir genauso ein Rätsel wie dir die unsere. Das kann alles äußerst verwirrend sein, aber ich sage dir eins, mein Freund, mein neues MiG-Regiment wird zwischen China und Moskau stationiert sein. Ich bringe dir mal eine Karte mit und zeige dir, wo.«
    Zacharias lehnte sich rückwärts gegen die Wand. Als er erneut den Schmerz in seinem Rücken spürte, zuckte er zusammen. Er konnte kaum glauben, was er da hörte.
    »Tut es noch weh, Robin?«
    »Ja.«
    »Hier, mein Freund.« Grischanow reichte ihm die Feldflasche hinüber, und diesmal wurde sie ohne Widerspruch akzeptiert. Er sah zu, wie Zacharias einen langen Zug nahm, bevor er sie ihm zurückgab.
    »Und wie gut ist eure neue Maschine wirklich?«
    »Die MiG-25? Das ist eine Rakete!« erklärte ihm Grischanow begeistert. »Bei Wendemanövern ist sie wahrscheinlich noch schlechter als eure Thud, aber was die Geschwindigkeit im Geradeausflug betrifft, gibt es wohl keinen Bomber, der es mit ihr aufnehmen kann. Vier Bodenraketen, aber keine Kanone. Der Radar ist der stärkste, den ein Bomber je hatte. Man kann ihn nicht stören.«
    »Kurzstrecken?« fragte Zacharias.
    »Etwa vierzig Kilometer.« Der Russe nickte. »Uns war die Verläßlichkeit wichtiger als die Reichweite, Wir wollten eigentlich beides, aber das ließ sich nicht vereinbaren.«
    »Damit hatten wir auch Probleme«, gab Zacharias mit einem Seufzer zu.
    »Eigentlich glaube ich nicht, daß es zwischen deinem Land und unserem Krieg gibt. Ehrlich nicht. Wir haben nicht viel, was euch interessieren könnte. Was wir besitzen - Bodenschätze, Platz und Land -, habt ihr alles selbst. Aber die Chinesen«, sagte er, »die brauchen diese Sachen, und wir haben eine gemeinsame Grenze. Von uns haben sie ausreichend Waffen, die sie eines Tages gegen uns einsetzen können, und sie sind so ungeheuer viele. Kleine böse Gnome, wie diese hier, aber eben viel, viel zahlreicher.«
    »Was habt ihr also vor?«
    Grischanow zuckte die Achseln. »Ich werde mein Regiment kommandieren und mein Vaterland gegen einen möglichen Nuklearangriff Chinas verteidigen. Ich weiß nur noch nicht, wie.«
    »Das ist nicht einfach. Wenn man beim Training räumlich nicht eingeschränkt ist, auf Zeit spielen kann und die richtigen Leute als Gegenspieler hat, ist schon viel gewonnen.«
    »Wir haben ein paar Bomberpiloten, aber nicht von eurem Kaliber. Selbst wenn von euch kein Widerstand käme, bezweifle ich, ob wir mehr als zwanzig Bomber zu eurem Land hinüberschicken könnten. Die chinesischen Stützpunkte befinden sich alle mehr als zweitausend Kilometer von dem Ort entfernt, wo ich stationiert sein werde. Und weißt du, was das heißt? Wir haben niemanden, gegen den wir üben können.«
    »Du meinst ein Red Team?«
    »Wir würden es Blue Team nennen, Robin, das verstehst du doch hoffentlich,« Grischanow lachte leise, wurde dann aber gleich wieder ernst. »Ja, es läuft alles nur in der Theorie ab, oder einige Kampfjäger tun so, als wären sie Bomber. Aber ihre Reichweite ist zu klein für ein anständiges Training.«
    »Und das ist tatsächlich wahr?«
    »Robin, ich erwarte nicht, daß du mir vertraust. Das wäre zuviel verlangt. Du weißt es, und ich weiß es auch. Aber frag dich doch mal selbst. Glaubst du wirklich, daß dein Land je gegen meins einen Krieg beginnen wird?«
    »Wahrscheinlich nicht«, gab Zacharias zu.
    »Habe ich dich nach euren Kriegsplänen gefragt? Sicher gibt es bei euch äußerst interessante theoretische Überlegungen, und für mich wären sie wahrscheinlich ein faszinierendes Kriegsspiel, aber habe ich dich danach gefragt?« Er sprach wie ein geduldiger Lehrer.
    »Nein, Kolja, es stimmt, das hast du nicht.«
    »Robin, ich mache mir keine Sorgen wegen der B-52. Ich fürchte die Chinesen. Das ist der Krieg, auf den mein Land sich vorbereitet.« Grischanow starrte auf den Zementboden und zog an seiner Zigarette. Dann fuhr er in eindringlichem Ton fort. »Als ich elf war, standen die Deutschen hundert Kilometer

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